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Psyche/Seele

Elisabeth Muth: "Es ist wie die Pubertät, irgendwann geht's vorbei!"

Als selbstständige PR-Beraterin braucht Elisabeth Muth, 55, gute Nerven und viel Energie. Im Wechsel erlebte sie erstmals ihre Grenzen.

Seit 30 Jahren bin ich nun selbstständig – eine Entscheidung, die ich nie bereut habe. Ich nehme die Dinge gerne selbst in die Hand und arbeite so flexibel wie nur eben möglich. In meinem Leben spielt sich berufsbedingt immer viel ab. Als PR-Frau oft auch rund um die Uhr, vor allem dann, wenn ich Events pressemäßig selbst betreuen darf. Da gibt's kein Ausschlafen danach oder einen Tag Pause machen – da wird einfach weitergearbeitet. Oft auch am Wochenende. An der dazu nötigen Energie hat es mir nie gefehlt, ich bin ein absoluter Frühaufsteher und auch gleich hellwach.

Die Reise beginnt

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Der Wechsel war für mich nie ein großes Thema – ich habe gewusst, dass er irgendwann kommen wird, habe gewusst, dass die Periode ausbleiben wird. Und ganz ehrlich: darauf freut man sich ja sogar. Aber was in den Wechseljahren ganz genau passiert, auf das war ich dann doch nicht vorbereitet. Bei mir hat alles mit schier abartigen Hitzewallungen in der Nacht begonnen, da war ich um die 51 Jahre alt. Na super, habe ich mir gedacht: Jetzt kannst du nicht mal mehr in Ruhe schlafen, dabei ist jede Minute wichtig, um belastbar zu bleiben. Dass meine „neuen“ Schlafstörungen wechsel-bedingt sind, das war mir zu dieser Zeit noch gar nicht bewusst. Erst im Gespräch mit einer älteren Freundin kam die Erleuchtung: Jetzt geht es wohl los. Worauf ich auch nicht vorbereitet war: Die Wallungen sollten erst den Anfangspunkt einer langen Reise markieren.

Wie die Pubertät, nur anders

Ein bisschen jammern ist auf diesem Portal ja erlaubt und fällt für mich unter Psycho-Hygiene, deswegen gebe ich mich diesem Impuls nun kurz hin: Wir Frauen haben's nicht leicht mit der Biologie – jeden Monat die Blutung, dazu oft heftiges PMS, und eine Geburt ist meistens auch kein Spaziergang. Dann glauben wir, es ist alles halbwegs vorbei, dabei fängt der nächste Wahnsinn erst an.

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Das zweite Symptom meiner Wechseljahre waren die intensiven Stimmungsschwankungen. Nicht erklärbar und unbegründet von Himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Von bissig bis anschmiegsam und zurück. Auch diesen Zustand habe ich erst sehr spät der Menopause zugeordnet – ab da konnte ich besser damit umgehen. Zu wissen, dass man nicht einfach den Verstand verliert. Die Stimmungsschwankungen begleiten mich übrigens bis heute, nicht mehr ganz so drastisch, aber weg sind sie nicht. Zu meinem Allerliebsten habe ich gesagt: „Schatz, das ist wie die Pubertät, irgendwann geht's vorüber.“ Nun ja, was soll ich sagen, ich bin noch mittendrin – in der zweiten Pubertät.

Die Regelblutung bleibt übrigens auch nicht von einem Tag auf den anderen aus. Sie kommt, sie geht, manchmal stark, manchmal gar nicht. Manchmal acht Monate nicht, dann doch wieder. Völlig unkontrolliert und damit unplanbar.

So und jetzt jammere ich noch mal ungeniert: Eigentlich ist dieser Zustand echt kein Zustand. Es ist einfach nur anstrengend. Und oft fühlt man sich einfach nur müde und erschöpft. Die ganze Zeit rund um die Uhr arbeiten so wie früher – das geht jetzt nicht mehr. Denn ich habe auch gelernt, auf meinen Körper zu hören, wenn er sagt: He, es ist genug jetzt! Ich kenne meine Grenzen.

Du bist nicht allein

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Warum ich heute meine Geschichte mit euch teile? Ich finde es superwichtig, darüber zu sprechen. Weil: Keine Frau steht alleine damit da. Dieses verbissene Schweigen über einen völlig normalen Prozess, der einfach dazugehört, ist unerträglich. Es drängt uns – schon wieder – in eine Ecke, in die wir nicht hingehören. Das sage ich als Frau, Mutter, Berufstätige und als Feministin. Wir stehen alle mitten im Leben und sind mit einem Übergang, einer wichtigen Transformation konfrontiert, die wir so gut wie möglich meistern wollen.

Muss ich mich genieren, weil ich im Wechsel bin? Nein, muss ich nicht! Es ist wie es ist. Es ist kein Tabuthema. Und es ist wichtig, darüber zu sprechen. Sonst ändert sich nie etwas. Sonst begeben wir uns freiwillig in die Isolation.

Annehmen und weitermachen

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Mittlerweile geht?s mir halbwegs gut mit meinen Wechselsymptomen. An die nächtlichen Wallungen – ich kann die Uhr danach stellen – habe ich mich gewöhnt. Wenn ich launisch bin, kann ich es zuordnen, mir damit auch selbst erklären und deshalb wieder halbwegs abstellen. Dass mein Mann bei einer vierwöchigen Fastenkur, die wir gemeinsam gemacht haben, sechs Kilo abgenommen hat und ich nur eines – auch damit habe ich mich abgefunden. Sich dagegen zu stemmen, dass unsere Körper unterschiedlich ticken, wäre doch wirklich unnötig verschwendete Energie.

Eines habe ich jedenfalls gelernt: Heute kann ich meinen Körper viel besser annehmen, fast könnte man sagen: ich habe mich mit ihm ausgesöhnt. Und ich achte auch viel stärker darauf, dass ich ihm und damit mir als Ganzes viel Gutes tue: dass ich ausgeglichen esse, versuche, mehr zu schlafen und auch mal „Nein“ sage. Ich nehme mir mehr Zeit für mich selbst. Und für Projekte, die mir wirklich am Herzen liegen. Wechselweise.net gehört da definitiv dazu. Denn das Beste ist noch nicht vorbei!

Schreib einen Kommentar ( 2 )

  • Richtig gut geschrieben. Man erkennt sich in der ein oder anderen Zeile.
    Marion Hohnke,
  • Großartig beschrieben, liebe Elisabeth! Mir kommt vieles davon sehr bekannt vor ;-)
    Renate Wettl,

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