Yvonne Müllner: "Mit steigendem Selbstwert begann die Trennung"
Zu neuer Kraft: Mit dem Scheitern ihrer Ehe entdeckte Unternehmerin und Mediatorin Yvonne Müllner, 51, neue Seiten und ein volles Leben.
Für immer und ewig? Nicht um jeden Preis! Auch wenn eine Trennung in der Lebensmitte nicht zu dem angenehmsten Dingen zählt, kann man die Kraft des Neubeginns für sich nutzen.
Mit steigendem Selbstwert begann die Trennung
Mein Lebensziel war es, den Kindergarten meiner Mutter irgendwann zu übernehmen und selbstständig zu arbeiten. Ich bin immer gerne ausgegangen und gereist, auch meine beste Freundin spielt eine große Rolle in meinem Leben. Als ich meinen mittlerweile Ex-Mann kennenlernte, war ich noch jung und mir damals unsicher, ob er wirklich der Richtige ist. Die Liebe, auch wenn sie nie sehr romantisch war, kam erst mit der Zeit und wurde von einer Hochzeit und zwei Kindern gekrönt. Wenn die beiden gestritten haben, folgte meistens auch ein Ehestreit.
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Als Einzelkinder kannten mein Mann und ich solche Zankereien nicht und waren häufig überfordert. Ich hatte auch das Gefühl mit vielen Dingen in der Erziehung allein dazustehen. Wobei ich sagen muss, dass mein Ex im Haushalt immer eine Unterstützung war – auch wenn er in manchen Belangen sehr machohaft sein kann. Er ist damals von zu Hause bei seiner Mutter ausgezogen und direkt zu mir. Unsere Beziehung war dennoch freundschaftlich und als wir es uns finanziell leisten konnten, waren wir gemeinsam viel unterwegs, auf Reisen, in Restaurants, im Theater. Ich habe zwar lange gebraucht bis ich mich in ihn verliebte, aber danach habe ich wirklich eine tiefe und große Liebe gespürt. Ich kenne ihn, auch jetzt noch, in- und auswendig.
Affären und Entfremdung
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Der erste große Vertrauensbruch passierte nach sieben Jahren. Er hatte eine Arbeitskollegin geküsst und musste mir das auch unbedingt sofort gestehen. In mir starb das Urvertrauen – so etwas hätte ich bei ihm nie erwartet. Nach dem Hausbau – eine Härteprobe, die wir gut meisterten – übernahm ich den Kindergarten von meiner Mutter und mein Ex half mir bei der Expansion. Er widmete sich um die wirtschaftlichen Agenden, ich den pädagogischen – auch das belastete ab und an die Beziehung. Privat hatte ich das Gefühl, die Luft sei raus. Er ging immer wieder fremd: ich ertappte ihn, er beteuerte, dass er mich liebt. Und so weiter. Auch ich lernte jemanden kennen, verliebte mich intensiv und wollte meine Ehe beenden. Aber mein Ex ist ein Überredungskünstler – und mir fehlte damals noch der Mut.
Mehr Selbstbewusstsein
Zur Trennung kam es dann schleichend – samt einigen Turbos. Ich begann ein Studium in Salzburg, war für mehrere Tage im Monat nicht zu Hause, erfuhr durch meine Studienkolleg:innen viel Wertschätzung und entwickelte ein besseres Selbstbewusstsein dafür, was ich in meinem Leben alles schon erreicht hatte. Mit dieser inneren Größe konnte er nicht gut umgehen. Er versuchte oft, das Studium schlechtzureden. Anderen gegenüber erklärte er zwar, wie stolz er auf mich sei – ich habe davon nichts gespürt. Während ich meine Masterarbeit schrieb, startete ich eine weitere Ausbildung in Salzburg: Die zur Mediatorin – vielleicht bereits eine unterbewusste Vorbereitung auf das, was noch kommen sollte.
Finale mit Tränen
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Der endgültige Anstoß zur Trennung kam für mich zu meinem 48. Geburtstag im Dezember 2018: Mein Ex war schwer verkatert und zu nichts fähig. Damals dachte ich mir, wenn ich ihm nicht mal einen netten Abend wert bin, dann bin ich ihm nichts mehr wert. Und ich fühlte mich in unserer Ehe sehr einsam. Mein Ex spürte die Veränderung wahrscheinlich und ging jeder Aussprache aus dem Weg. Bis ich ihm im Jänner 2019 nach einer geschäftlichen Besprechung mit dem Aus konfrontierte.
Nach einer Woche Bedenkzeit stimmte er zu. Angst spürte ich zu keinem Zeitpunkt, im ersten Schritt fühlte ich sogar Erleichterung, da mir eine große Last von den Schultern fiel. Ich hatte mich bereits intensiv mit mir und meinen Bedürfnissen auseinandergesetzt. Nur am Abend nach meinem Auszug - da überwältigte mich doch die Verunsicherung. Ich stand in einem leeren Haus ohne Möbel, weinte und dachte: Das ist jetzt dein Leben? Aber nach einigen vergossenen Tränen wurde mir wieder bewusst, warum ich diesen Schritt gewagt habe. Unterstützung erfuhr ich auch von drei Studienkolleginnen aus Salzburg, die mittlerweile sehr gute Freundinnen sind. Mein Selbstwert war intakt.
Neue Wertschätzung
Heute geht es mir viel besser als in meiner Ehe. Mit meinem Ex-Mann konnte ich allerdings eine gute, gemeinsame Basis schaffen, das war uns beiden wichtig. Wir arbeiten beruflich weiterhin zusammen und können uns liebevoll an die schönen Zeiten in unserer Ehe erinnern. Wir sind uns über die Verantwortung unseren Kindern und auch Mitarbeiter:innen gegenüber bewusst und nehmen diese wahr. Dafür schätze ich ihn sehr. Auch unser Freundeskreis musste sich nicht für einen von uns entscheiden, es gibt nach wie vor noch gemeinsame Treffen.
Ich habe gelernt mein Leben aktiver zu gestalten und ich bin gerne und viel unterwegs, ich habe auch viele neue Bekanntschaften und gute Freundschaften gemacht.
Männer und Mut
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Bis ich wieder neue Männer in mein Leben ließ – das hat eine Weile gedauert. Mein aktuelles Motto: Ich übe jetzt eine Kurzzeitbeziehung, weil die Langzeit-Beziehung kann und kenne ich ja schon. Mittlerweile weiß ich sehr genau, was mir guttut und was nicht, kann meine Wünsche und Bedürfnisse klar definieren und auch kommunizieren – das überrascht und überfordert vielleicht auch manchmal die Männerwelt. Nur – ich brauche keine Beziehung mehr um jeden Preis. Ich brauche auch niemanden mehr, um glücklich zu sein, langfristig betrachtet kann ich mir aber eine Beziehung wieder vorstellen. Heute bin ich – mit bald 51 Jahren endlich bei mir angekommen und liebe mich so wie ich bin. Und euch sage ich deshalb: Nur Mut!
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