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Martina Gleissenebner-Teskey: "Die Angst vor dem Altern ist absurd"

Trainerin, Best Ager-Model, Nachhaltigkeitsaktivistin: Nach ihrem 62-tägigen Fußmarsch für die Umwelt gibt es ein Resümee über Ageism, Weiterentwicklung und Wechseljahre.

Jeder Schritt ist ein Schritt zu sich selbst. Jeder Sprung aus dem eigenen Schatten bringt mehr Licht. Bloß schöne Worte? Ich habe selbst erleben können, dass sie der Wahrheit entsprechen, und möchte euch anhand zweier Beispiele aus meinem Leben erklären, warum. Mit der Teilnahme bei „Germany Next Topmodel 2022“ und dem Einzug ins Finale haben sich mir viele neue Möglichkeiten eröffnet. Ich bekam – damals war ich 50 Jahre alt – tolle Modeljobs, habe wichtige Wegbegleiter:innen gewonnen, werde immer noch auf der Straße erkannt. Und irgendwie scheint es, als ob ich wieder zurück an den Start gegangen wäre – dorthin, wo ich vor 30 Jahren aufgehört habe. Nämlich beim Modeln UND bei der Nachhaltigkeit. Nur auf der nächsthöheren Ebene.  

Das ist auch das, was ich in meinem Trainingsmodell, dem „Charisma-Konzept“, postuliere: Das Leben ist eine Spirale, und die dehnt sich rund um unser Zentrum, unsere Kernthemen, aus. Wir kommen unweigerlich immer wieder auf das zurück, was uns ausmacht, aber eben – hoffentlich! – auf einer höheren Ebene. Reifer. Bewusster.  

Der Lebensschatz, der sich anhäuft 

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Das ist das Schöne am Älter werden: Der Lebensschatz, der sich anhäuft. Je älter ich werde, desto reichhaltiger wird dieser Schatz. Es heißt immer, man soll nicht zurück, sondern nach vorne schauen. Ich schaue sehr gern zurück. In der Rückschau erkennt man, dass es immer einen Weg gibt. Egal, wie schwierig manche Situation sein mag – es geht immer weiter. Dadurch habe ich großes Vertrauen entwickelt.  

Ob das Modeln, das sich „Öffentlich machen“ meine Strategie gegen den Ageismus in unserer Gesellschaft ist? Ehrlich gesagt: Nein, denn ich kann mit dem Begriff nichts anfangen. Ich habe tatsächlich nie über das Alter anderer Menschen nachgedacht oder darüber, wie alt ich selbst bin und ob ich ab einem gewissen Alter etwas nicht mehr machen könnte oder genau dann machen müsste oder was an Schwierigkeiten in dieser oder jener Lebensphase auf mich zukommt.  

Altern – ein Weg 

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Ich glaube, die Mehrheit der Menschheit, vor allem die Frauen, würden exakt so denken, wenn man ihnen nicht konstant eintrichtern würde, dass es ein Problem mit ihrem Alter gibt. Das Altern ist ein natürlicher Prozess, und ich genieße ihn als einen Weg, den ich gehe. Dem Alter angstbefangen gegenüberzutreten, macht keinen Sinn. So, wie ich auch beim Wandern ungern denselben Weg nehme, würde ich auch nie wieder einen Teil meines Lebens wiederholen oder eine Zeit anhalten wollen. Einmal ist genug, Wiederholungen langweilen mich grundsätzlich.  

Früher hat man alte Menschen als Weise geehrt, in der Annahme und Hoffnung, dass sie in all den Jahren etwas vom Leben gelernt haben – heute tun wir alles, um jung (und vermutlich dumm) zu bleiben. Das ist absurd.

Große Freiheit – und eine bewusste Entscheidung 

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Die Wechseljahre haben für mich ein Stück mehr Freiheit bedeutet. Ich blieb dabei beschwerdefrei, irgendwann blieb die Periode einfach aus, das war?s. Ich habe mich darüber gefreut. Endlich nicht mehr von einer unerwarteten Blutung im falschen Moment überrascht werden. Endlich keine Sorgen mehr, ob ich auch genug Tampons eingesteckt hab. Endlich frei im Sex! Bei mir war der Zyklus im Vergleich zu anderen absolut harmlos, aber er hat mich trotzdem genervt, und ich war froh, als ich davon im wahrsten Sinne des Wortes FREI war.  

Mehr Probleme hatte ich allerdings mit der sich verändernden Optik. Ich kann mich erinnern, dass ich ziemlich genau vor einem Jahr auf einem Video erstmals schlaffe Haut am Bauch entdeckt habe. Vor dem Spiegel ist mir das nie aufgefallen, ich war schockiert. Aber ja, die Elastizität und Spannkraft der Haut und des Gewebes nehmen einfach ab. Das ist – besonders in meinem Beruf, der auf den Vergleich ausgelegt ist – durchaus schwierig. Es braucht tatsächlich die bewusste Entscheidung, das sichtbare (!) Altern anzunehmen und jeden Tag die eigene, sich wandelnde Schönheit zu entdecken und auch zu zelebrieren.  

Mein Glück: milde Wechseljahre  

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Eines aber noch zu den Wechseljahren: Für mich bedeuteten sie eine absolute Befreiung, für andere bedeuten sie etwas anders – das ist mir klar. Ich hatte das Glück, dass ich unter keinen gravierenden Beschwerden aufgrund der hormonellen Umstellung litt, aber ich weiß, dass viele Frauen das tun. Dann muss es auch möglich sein, sich ohne falsche Scham Rat und Hilfe zu holen. Auch deshalb ist es ist falsch, die Wechseljahre negativ zu konnotieren, das hemmt bei der Suche nach Lösungen. Es ist so, wie es ist. Und als ein solches Faktum kann man auch ganz normal darüber sprechen, damit jede Frau, ganz unabhängig, wie sie diese Zeit erlebt, sich auch die Unterstützung holen kann, die sie braucht. 

Walk4future – ein Weg zu sich selbst 

Mit 52 habe ich mich dann sprichwörtlich wieder auf den Weg gemacht. Das Modeln war lustig, aber es hat nicht gereicht, um einen tieferen Sinn in meinem Leben zu manifestieren. Es war bzw. ist mir einfach zu wenig, Shows und Shootings zu absolvieren und glamouröse Events zu besuchen. Und ich habe auch festgestellt, dass ich mich nicht zum „Influencer“ eigne, weil ich keinen Gefallen daran finde, immer wieder voller Begeisterung von irgendwelchen Produkten zu sprechen.  

Ich muss immer das Gefühl haben, nützlich zu sein. Ich war mir selbst nicht nützlich genug. Gleichzeitig sind die Themen der Nachhaltigkeit immer dringlicher geworden. Es ist einfach unmöglich, wegzuschauen. So kam es zur Idee von „WALK4FUTURE: REThink Fashion“. Von meinem Zuhause in Klosterneuburg bin ich Fuß zur Pariser Haute Couture Week gegangen, eine Reise, die 1455 Kilometer umfasste und insgesamt fast neun Wochen dauerte. So wollte ich auf den Massenkonsum und die Überproduktion in der Modeindustrie aufmerksam machen, ein Bewusstsein für einen nachhaltigeren Lebensstil schaffen. Wir wissen alle, dass es ein neues Handeln braucht, wenn wir die Zukunft sichern wollen. Ich möchte Angst vor Verlust nehmen und Lust auf das Neue machen. Ich will Wahlmöglichkeiten aufzeigen, die noch zu wenig bekannt sind, die aber uns und dem Planeten guttun würden, wenn wir uns öfter für sie entscheiden würden.  

Jetzt ist Platz für Neues! 

Während des langen Gehens ist mir einmal der Gedanke gekommen „Wenn du jeden Tag an deine Grenzen kommst, dann steckst du die Landkarte deiner Persönlichkeit schon ganz gut ab.“ Denn genau so war es. 62 Tage lang. Und so wurde mir wieder einiges deutlich gemacht, was ich zwar schon wusste, aber mir nicht in dem Ausmaß bewusst war. Dass ich z.B. den inspirierenden Austausch mit Menschen brauche wie ein Stück Brot. Dass keine Landschaft und kein noch so schönes Tier mich mehr begeistern kann als der Mensch, der mit wachem Geist wahrnimmt, denkt und tief in die innere Fülle eintaucht, um Neues hervorzubringen.  

Mein Fazit? Ich glaube, es ist einfach eine völlig natürliche Entwicklung, dass Frau ab der Lebensmitte wieder mehr Antrieb hat, etwas Neues zu wagen. Sehr oft sind Themen, die viel Energie und Fokus benötigten, aufgearbeitet und damit ist wieder Platz für Neues. Ich hätte nie vorher bei „GNTM“ mitmachen können, weil ich einfach andere Prioritäten hatte, unter anderem ein in Ausbildung befindliches Kind.  

Das Leitthema meines Lebens ist die Weiterentwicklung. Bei mir persönlich, aber auch in meinem Beruf. Weiterentwicklung an sich ist das Interessanteste, das es gibt. Die Frage, wann ist man zu etwas bereit? Was ist der logische nächste Schritt? Wie kommt man auf jeder dieser Ebenen zu einem Zustand der Reife, der es ermöglicht, den nächsten persönlichen Schritt zu machen? Andere in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen, war – und bleibt – nicht nur fast 30 Jahre mein Beruf, sondern auch meine Berufung. Und diese Berufung lebe ich natürlich zuallererst auch für mich selbst. Sie ist mein Lebensprinzip. Nichts ist spannender.  


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