Liane Seitz: Transformation der Weiblichkeit statt Wechsel
In der Lifestyle- und Modewelt ist die Kommunikations-Expertin Liane Seitz, 55, zuhause. Dank Austausch und Offenheit fühlt sie sich auch in ihrem Körper gut aufgehoben.
Ich bin selbstständige Kreative und in der PR-Branche tätig. Ich bin 55 Jahre jung, habe einen Sohn mit 25 und lebe von meinem Mann in Freundschaft getrennt und als Familie vereint in Wien. Und seit dem Ausbruch der Pandemie auch in Tirol.
Kraft durch Bewegung
Die Natur, die Berge, der Weitblick und die Möglichkeit, trotz Arbeit im Home-Office meine tägliche Ration Frischluft zu tanken, haben mich krisenfester und ausgeglichener gemacht. Zudem fühle ich mit zunehmendem Alter einen großen inneren Drang, noch mehr Bewegung im Freien zu machen. Wobei es weniger um schweißtreibende Workouts und Extremsport, sondern um das stundenlange Gehen am Berg, auf Wiesen und im Wald geht.
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Ich fühle so meine Urkraft der Weiblichkeit, die mich auf meine Intuition hören lässt und wie eine Art Schutzschild auf Schritt und Tritt begleitet. Ich habe dadurch mehr Kraft als ich für mich in Anspruch nehme, die ich gerne an mein Umfeld weitergebe, was mir wiederum Energie zurückgibt.
Im Zyklus der Hormone
Ich war und bin extrem sinnlich. Wechsel war für mich ein Tabu-Wort, darüber spricht man nicht. Das hat sicher auch darin den Ursprung, dass mich meine Mutter nie über Sexualität aufgeklärt hat und mich leider auch nicht auf der unglaublichen Reise eines Mädchens zur Frau begleitet hat.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann die unregelmäßigen Blutungen begonnen haben. Aber ich schätze mit ungefähr 47 oder 48 Jahren. Ich hatte davor immer alle 27 Tage die Menstruation (dieser kurze Zyklus hat mich zeitlebens genervt). Die Spirale habe ich nicht vertragen und die Pille war für mich sowieso keine Option mehr. Ich habe sie nur ein paar Jahre und nie gerne genommen und mich auch immer lustloser gefühlt.
Nebenwirkungen und Schwangerschaftsabbruch
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Diese Nebenerscheinung ist kontraproduktiv und wurde von meinem ersten männlichen Gynäkologen als das bilden Sie sich ein abgetan. Heute weiß ich, dass das sehr wohl eine klassische Nebenwirkung ist, aber damals war ich eingeschüchtert und habe ihm geglaubt.
Und so bin ich schließlich auf Persona gekommen, wo mittels Harnprobe die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage rot oder grün angezeigt werden. Das kleine weiße Test-Kit wurde als super verlässlich angepriesen – denkste, bei mir führte es 2001 zu einem Schwangerschaftsabbruch.
Macht die Menopause unsexy?
Was die ersten Anzeichen der Menopause betrifft, war ich zu Beginn ahnungslos und habe mich für die teilweise Tsunami-artigen Blutungen, die plötzlich trotz XXL-OB in die Hose gingen, geschämt. Ich kann mich übrigens auch noch genau an mein erstes Mal Tampon statt Binde mit ungefähr 13 Jahren erinnern. Meine Schwester stand vor der geschlossenen Badezimmertür und gab mir Anweisungen, wie ich das trockene Ding richtig einführen sollte.
Binden habe ich immer extrem unsexy gefunden. Damals hatte ich schon meine Mühe, das Mini-OB richtig an seinen Platz zu bringen und Jahre später war die Super-Size zu wenig – welch' Horror! Ich glaube, es hat sicherlich ein Jahr gedauert, bis ich meiner Gynäkologin diese Blutstürze und damit einhergehenden seelischen Tiefs gestand.
Sex und die Wechseljahre
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Als sie dann meinte, es könnte der Beginn der Wechseljahre sein, wollte ich das gar nicht hören. Dieses Alte-Frau-Stigma passte einfach nicht zu mir und meinem aktiven Sexleben. Auch wenn ich keine Kinder mehr haben wollte, wollte ich als Frau weiterhin in meiner Blüte stehen und dazu passten die Worte Wechsel und Menopause gar nicht.
Ich habe mich standhaft gewehrt, darüber nachzudenken und mehr über die Veränderung in meinem Körper nachzuforschen. Der Schock der ersten weißen Schamhaare saß tief, ich zupfte sie mir zunächst einzeln aus oder minimierte sie beinahe gänzlich auf einen noch schmäleren Streifen. Ganz nackt unten wollte ich nie sein, das hätte mich irgendwie meiner Stärke beraubt.
Lust auf Sex hatte ich immer noch, aber ich brauchte länger, um in Stimmung zu kommen und das hat mich wiederum zu Hilfsmitteln geführt. Seit SATC und Samantha sei Dank, wurde es salonfähig, sich mit Dildos und Sex-Toys auseinanderzusetzen. So traute ich mich auch und es half.
Hormone für mehr Lust & Jugend
Ich habe eigentlich mit niemanden über den Wechsel gesprochen, außer später mit meiner Gynäkologin und TCM-Ärztin. Mit ihnen habe ich mich dann zum ersten Mal über das Thema Hormone und bio-idente Hormone ausgetauscht und schließlich auch erfolgreich damit herumexperimentiert.
Ich war aber noch nicht bereit, diese Lebensphase als Frau für mich anzunehmen oder zu hinterfragen, was es mit mir macht und warum ich mich mal besser oder mal schlechter fühle. Der Auftrag an die Ärztin lautete: Verschreibe mir was, damit ich jung und voller Lust bleibe, der Rest interessiert mich nicht.
Ich hatte das Glück eben auf zwei Ärztinnen zu stoßen, die mir halfen, ohne dass ich wirklich selber darum gebeten hatte. Aber beide kannten mich schon über Jahre und heute erst fällt mir vieles ein, was sie schon damals versucht haben, mir zu erklären.
Schamlos durch die Wechseljahre
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Zum Beispiel über diese leidige Hormon- und Brustkrebs-Panik, und dass ich mehr in mich hinein und auf meine Bedürfnisse hören muss. Ich habe vor etwa vier Jahren durch Zufall einen Podcast mit Dr. Sheila De Liz gehört und das war der Wendepunkt. Ich kaufte mir daraufhin das Buch Unverschämt und habe es verschlungen.
Erstmals habe ich verstanden, wie Hormone auf das Leben einer Frau Einfluss nehmen und hätte mir gewünscht, dass ich dieses Buch schon mit 15 gelesen hätte, dann hätte ich mir viel Kummer, Unsicherheit und falsche Scham erspart. Es ist einfach auch so lustig geschrieben und ohne erhobenen Zeigefinger Sexualnachhilfe für Frauen. Ich schenke es seitdem oft her und rate jeder Mutter mit halbwüchsigen Töchtern, es als Pflichtlektüre auf den Kopfpolster zu legen.
Durch Austausch zu mehr Lebensqualität
Hitzewallungen und Schlafstörungen hatte ich natürlich auch, aber ich habe sie dank Hormonen ganz gut in den Griff bekommen und habe erst unlängst wieder Rat bei meiner Ärztin eingeholt, weil mein Körper wieder eine Art Schub bekam, den ich wieder ausgleichen wollte.
Vor kurzem habe ich dann die von Wechselweise empfohlene Fortsetzung Women on Fire - Fabelhafte Wechseljahre gelesen und wieder Neues erfahren und viel über meinen Körper dazugelernt. Und derzeit lese ich gerade Die vier Quellen der Jugend von Hormonpapst DDr. Huber. Es ist absolut wichtig, immer wieder über dieses Thema zu lesen, seinen Körper zu verstehen und hineinzuhören.
Es gibt kein allgemeines Rezept, aber Wissen ist Macht und die wichtigste Botschaft ist, Hole dir Hilfe und Rat, sprich darüber, tausche dich aus. Nur ja nicht alleine als Märtyrerin vor sich hin leiden.
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