Karin Klippl: Am Glaubenssatz "Jünger ist schöner" musste ich arbeiten

Gerade habe ich meinen 49. Geburtstag gefeiert – auch, wenn ich mich im Herzen noch nicht so alt fühle. Nur die Hülle altert. Trotzdem: Dass ich nächstes Jahr einen Runden feiere, ist unglaublich, und ich werde das Ereignis im großen Stil zelebrieren! Was kann ich noch über mich verraten? Ich bin bereits zweimal erfolgreich geschieden, Mutter von drei Kindern und gerade zum 14. Mal in meinem Leben umgezogen.  

Ich liebe grundsätzlich die Veränderung und kann sehr gut damit umgehen. Ich blicke nach vorne, bin neugierig und möchte noch viel lernen. Beruflich? Ich war zehn Jahre beim ORF als Moderatorin und „Lottofee“ tätig, also lange vor meinen ersten Wechselbeschwerden. Ich habe zwei Bücher (eines für Kinder, eines für Erwachsene) geschrieben. Ich halte Lesungen, bin Holistic Health Coach und hab ein internationales Diplom für Baby-und Kindermassage sowie Babyyoga. Ich modle seit  ich 15 bin, mittlerweile als Best Ager Model.  

Erste Wechsel-Symptome und alte Glaubensätze 

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Es ist euch sicher aufgefallen: Ich bin ein aktiver Mensch, habe immer Sport betrieben und auch das „Japanische Heilströmen“ (Jin Shin Jyutsu) als Ausgleich für mich entdeckt. Das kam mir zugute, als ich die ersten Anzeichen der Wechseljahre spürte. Meine Einstellung dazu war eigentlich immer positiv. Meine Mutter hatte kaum Beschwerden, und das hat sie mir so auch vermittelt. Einzig am Glaubenssatz „Jünger ist immer schöner“ musste ich hart arbeiten.  

Los ging es bei mir vor circa zwei Jahren, das erste Anzeichen war Müdigkeit, selbst nach ausreichend Schlaf. Das kannte ich so nicht. Ich habe es auf den Stress geschoben, aber wer hat den bitte nicht? Ich konnte plötzlich auch nicht mehr kulinarisch sündigen. Früher war nach einem Fastentag alles wieder gut. Ein Blähbauch – das war neu für mich. Zum Gynäkologen bzw. Endokrinologen ging ich nach den ersten Hitzewallungen. Die waren sehr unangenehm und kamen in den unpassendsten Situationen über mich. Ich wollte nicht abwarten, ob sie noch schlimmer würden.  

Ich fühlte mich emotional nicht stabil, war oft bei nicht wirklich traurigen Anlässen zu Tode betrübt. Mein Gynäkologe nahm mein Anliegen ernst und ermittelte sofort meinen Hormonstatus. Mein Östrogenspiegel war  eindeutig zu niedrig, die Eisprünge (die jetzt absehbar sind – die ovarielle Reserve ist wohl aufgebraucht) wurden seltener – das passte zu den Wallungen. Jetzt nehme ich Östradiolgel, transdermal, und Progesteron. Beide sind gut zu dosieren, je nach Phase. 

Achtsamkeit hat positive Nebenwirkungen 

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Wie mein Umfeld reagiert hat? Typisch für mich: Ich habe ich mir nichts anmerken lassen, so gut es eben ging. Darüber gesprochen habe ich nur mit meinen besten Freundinnen, die alle in einem ähnlichen Alter sind und von ähnlichen „Zuständen“ berichteten. Ich habe auch viel zum Thema gelesen und erfuhr auch in meiner Ausbildung zum Holistic Health Coach viel Wissenswertes.  

Ich bin öfter auf Events zu Gast, um mir fiel mit der Zeit auf, dass ich öfters eine Veranstaltung absagte, wenn es mir nicht so gut ging – ich ging plötzlich viel achtsamer mit mir um. Diese Achtsamkeit hat viele „Nebenwirkungen“: Ich gönnte mir leichte Hormondosen samt Kontrolle der Blutwerte in kurzen Abständen, Nahrungsergänzung mit Spermidin, Salbeitee und -kapseln gegen die Wallungen, Omega 3, B Vitamine und bewusste Pausen, wann immer es in meinem straffen Wochenplan möglich war. Wertvoll ist der Austausch mit Vertrauenspersonen, die mir das Gefühl geben, dass ich nicht allein bin.  

Jetzt noch ein Geständnis: Es hilft mir sehr, dass ich viele Komplimente und positives Feedback bekomme, dass ich meistens jünger geschätzt werde. Ausstrahlung entsteht aus einem selbst – da stecke ich viel Energie hinein, die hat nichts mit dem Alter zu tun. 

Das Altern mit Humor nehmen 

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Heute geht es mir sehr gut. Meine hormonelle Einstellung ist bestens, ich arbeite hart an meinem Mindset. Ich kenne auch wehmütige Momente, denn diese Zeit bringt auch viel Loslassen: Die Kinder werden groß, meine Eltern alt – und ich selbst bin nach zwei Ehen in einem neuen Lebensabschnitt. Aber ich bin dankbar – dankbar für neue Möglichkeiten und Begegnungen. Ich genieße bewusster, dass ich gesund bin und gesunde Kinder habe, die ich begleiten darf. Ich lebe gerne – ich mag Menschen!  

Mein großer Wunsch daher an die Zukunft: Ich wünsche mir, dass Frauen mehr zusammenhalten und einander nicht so hart kritisieren. Zudem hoffe ich, dass man auch positive, empowernde Geschichten von und über Frauen hört, nach dem Motto „es darf auch leicht gehen“.  Man muss das Leben, das Altern doch mit Humor nehmen. Vor allem ist es wichtig, Veränderungen anzunehmen zu können – das sind Skills, die man wohl in allen Lebensbereichen braucht.  

Schlau machen statt still leiden 

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Mein Fazit? Die Medizin und alternative Heilmethoden sind viel weiter fortgeschritten als noch in der vergangenen Generation – es ist wichtig, dass man sich schlau macht und nicht still leidet. Es gibt so vieles, was man tun kann! Auch deswegen spreche ich offen darüber. Ich möchte für meine Kinder ein Vorbild sein, damit die junge Generation es besser machen kann.  

Und ja: Natürlich habe ich manchmal Angst. Aber wir können den Schulterschluss suchen. Die Wechseljahre sind eine unglaubliche Chance, eine positive Veränderung zu erleben – auch, wenn das am Anfang schwer erscheint. Das Beste am Schon-so-lange-Frau-sein ist der Umstand, dass man mehr Erfahrung hat, mehr Wissen und hoffentlich auch ein erfülltes Leben, auf das man bereits dankbar zurückblicken kann. Deshalb mein Rat an jüngere Frauen – ein Zitat aus meinem Lieblingsfilm Das Streben nach Glück: „Lass dir von niemandem einreden, dass du etwas nicht kannst. Wenn du einen Traum hast, musst du ihn beschützen.“ 

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