Inge Prader: "Das Unausweichliche meistert man am besten mit Humor."

Ein Patentrezept gegen Weltschmerz und Unwohlsein in und nach den Wechseljahren? Das gibt es nicht. Meine – wahrscheinlich unbewusste – Strategie: Ich beschäftige mich nicht so sehr mit mir selbst, solange ich gesund bin und das Privileg habe so, so viel Glück zu haben und mich wohlzufühlen. Ich freue ich mich über mein schönes Leben und fokussiere meine Aufmerksamkeit lieber auf andere Menschen.

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Als ich das erste Mal plötzlich mitten in einer Besprechung und ohne jeden Anlass einen hochroten Kopf samt Schweißausbruch bekam, war mir das schon ein bisschen peinlich. Aber in weiterer Folge und bei näherer Betrachtung kam ich zu dem Schluss, dass ich das Unausweichliche am besten mit Humor meistere. Ich finde, wir alle sollten diese körperliche Umstellung endlich enttabuisieren, genauso wie Menstruationsbeschwerden. Sie gehören einfach zum Leben dazu.

Es ist keine Schande

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Vor dem Wechsel war ich sehr auf meinen Beruf konzentriert, das Älterwerden und die Menopause waren keine Themen, mit denen ich mich sehr beschäftigt habe – vielleicht hat auch einfach die Zeit dazu gefehlt. Daher war ich fast überrascht, als es mit ungefähr 50 Jahren anfing. Kein wirklicher Wendepunkt, außer den Hitzeschüben und einen manchmal grundlosen Grant hatte ich glücklicherweise keine Beschwerden.

Offene Gespräche mit Freundinnen, die sich auch in diesem Lebensabschnitt befinden, helfen immer, sich daran zu erinnern, dass es allen gleich geht und dass es keine Schande ist, älter zu werden. Diskriminierung oder abfällige Reaktionen konnte jedenfalls keine bemerken. Kann aber gut sein, dass ich nicht darauf geachtet habe oder dass es „hinter meinem Rücken“ geschah.  

In dieser Lebensphase wird alles wertiger und bewusster

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Ich fluche auch manchmal auf die auftauchenden „Kollateralschäden“ des In-die-Jahre-kommens, aber ich versuche auch die Vorteile wie mehr Gelassenheit, mehr Freiheit, mehr Selbstbewusstsein zu genießen. In dieser Phase des Lebens tun sich viele neue Türen auf, man will die verbliebene Zeit genießen, alles wird irgendwie wertiger und bewusster.

Deswegen möchte ich auch zum Schluss auch ganz bewusst sagen, was ich uns Frauen wünsche: Hier, im globalen Norden, wünsche ich mir, dass sich Frauen nicht zu sehr über ihr Aussehen definieren. Ich hoffe sehr, dass unser Schönheits- und Jugendwahn sich wieder „normalisiert“, er fordert zu viele Opfer und lenkt unsere Bestrebungen nach Gleichberechtigung genau in die falsche Richtung.

Sich um seine Wechselbeschwerden kümmern zu können, ist Luxus

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Und global gesehen schaut es mit den Frauenrechten nach wie vor verheerend aus, das sollte man nicht vergessen. Sich um seine Wechselbeschwerden kümmern zu können, ist der Luxus einer Wohlstandsgesellschaft. Frauen in Afghanistan, Indien oder Zentralafrika haben unendlich größere und schwerwiegendere und teils lebensbedrohende Probleme.

Ohne whataboutism: Wenn man sich das manchmal wieder ins Bewusstsein holt, hält man plötzliches Schwitzen, Stimmungsschwankungen und ein paar Falten um die Augen mehr, ziemlich leicht aus.