Heidi Gregor: Mein eigenes Unwissen hat mich aufgerüttelt!
Von ihren eigenen Wechselbeschwerden wurde sie eiskalt erwischt. Schließlich sattelte sie um – von der Apothekerin zur passionierten Menofluencerin.
Ich bin Heidi, die Begründerin von Heidis Healiversum auf Instagram und eine bekennende Tausendsasserin. Mit 55, also in der Postmenopause, fühle ich mich so wohl wie noch nie – doch das war nicht immer so, und davon werde ich euch in diesem Rahmen erzählen. Heute bin ich Online-Mentorin für ganzheitliche Heilung und ein erfülltes Leben für Frauen 40 plus und Wechseljahre-Coach mit eigener Produktlinie, außerdem Buchautorin sowie Kommunikations-und Potentialentwicklerin für Apotheken, mit Ursprungsberuf Apothekerin.
Meine Kinder, 26 und 19, sind das Wichtigste in meinem Leben und ich habe sie die letzten 17 Jahre als Alleinerzieherin großgezogen, weil mein Exmann im Ausland lebt und deshalb weniger Zeit mit ihnen verbringen konnte. Aus diesem Grund bin ich besonders stolz darauf, was für starke, sensible und motivierte junge Erwachsene aus ihnen geworden sind.
Für mich beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt, da meine Tochter im Ausland studieren wird und ich als derzeitiger Single so viel Freiheit haben werde wie noch nie. Ich habe schon länger das Gefühl, dass diese Phase für mich sehr viele Großartigkeiten bereithalten wird. Ich wünsche mir eine dauerhafte Partnerschaft, einen Wohnsitz am Meer und habe den Kopf voller Ideen und Pläne für mein Unternehmen. Und ich bin unendlich dankbar, dass mein Energiepegel und meine Gesundheit mich dabei so gut unterstützen.
Die Zeit zwischen 40 und 50 war die Schwierigste in meinem Leben
In diese Dekade fiel meine Scheidung, mehrere Beziehungen mit narzisstischen Männern und die gesundheitlichen Herausforderungen der Wechseljahre – was ich aber erst im Nachhinein realisierte.
Ich erinnere mich, dass ab ca. 40 mein PMS stärker wurde. Irgendwann war es derart stark, dass ich mich selbst dabei beobachten konnte, wie ich alles anders betrachtete, depressiv war, gereizt, energielos, Kopfweh hatte, etc. Später gesellten sich abenteuerlich starke Blutungen hinzu, die zu einigen äußerst unangenehmen Situationen führten (ich denke gerade an eine Taufe im Stephansdom) und ein Myom, das zu schnell zu groß wurde und dann kindskopfgroß mit Bauchschnitt operiert werden musste. Zudem Erschöpfung und Hitzewallungen vor allem bei Stress.
Was ich damals immer noch nicht wusste, war, dass meine Hormone in meinem entgleisenden Leben eine große Rolle spielten. Interessantes Detail am Rande: Als Apothekerin bin ich Fachperson und konnte den Wechsel aufgrund mangelnden Wissens trotzdem nicht erkennen. Auch keiner meiner behandelnden Gynäkolog:innen, darunter veritable Koryphäen, machte mich darauf aufmerksam. Irgendwann wurde mir ein Progesteron-Präparat verschrieben, das ich nur sehr kurzfristig nahm, weil es mir damit schlechter ging als ohne.
Funfact, zusätzlich: 2019 kam mein Buch Natürlich zeitlos schön über Alterungsprozesse und den Verjüngungscode heraus. Meine Co-Autorin, eine Ganzheitsmedizinerin, hatte schon damals dem Wechsel ein eigenes Kapitel gewidmet. Wir waren also Vorreiterinnen. Ich war 48, mitten in der Perimenopause ? und fühlte mich so gar nicht angesprochen. Nun ja.
Scham und Bestürzung: Raus aus dem Loch mit der Kraft der Wut
Als mit 51 der Tag meiner letzten Periode kam, fiel ich in ein Loch aus Scham und Bestürzung. Meine Jugend und mein Aussehen, die mir als Ex-Model immer so wichtig gewesen waren, waren in meiner Vorstellung am Ende. Ab jetzt würde ich von Männern nicht mehr als attraktiv wahrgenommen werden und es würde bergab gehen.
Da ich sehr viele Apotheker:innen kenne, und mich unglaublich genierte, bestellte ich erstmals im Internet: Ein Isoflavon -Präparat gegen meine Hitzewallungen. Zumindest mit den zur Verfügung stehenden pflanzlichen Präparaten kannte ich mich, als Apothekerin, aus. Austausch gab es damals nur hinter vorgehaltener Hand mit einer einzigen Freundin.
Ich wuchs in die Thematik hinein und irgendwann regte sich in mir selbst Empörung über das, was ich empfand: über meine eigene Unfähigkeit offen darüber zu reden (gerade ich als Coach), über das gesellschaftliche Schweigen, über das verstaubte Frauenbild und das krass mangelnde Wissen bei Fachleuten wie Ärzt:innen und Apotheker:innen, ganz zu schweigen von der Allgemeinheit. Ich begann offen über das Thema zu reden, privat und auch auf meinen Social-Media-Kanälen und eignete mir Wissen an.
Das war auch die Geburtsstunde von unserer Bewegung Female Revolution- Celebrating Health at any Age. Gemeinsam mit Nina Milenkovics habe ich unsere eigene Produktlinie (inklusive Beratungsangebot für Frauen in den Wechseljahren) erschaffen. Mit diesem weiblichen Startup wollen wir uns von allen anderen Anbietern am Markt abheben, inhaltlich und optisch.
In der Post-Menopause: Der Kreis schließt sich und alles fließt
Auf einmal macht(e) alles Sinn, alles fügt sich zusammen. Ich bin glücklich, dass ich heute andere Frauen 40plus in Beratung und Mentoring begleiten und dabei alle Einflussfaktoren auf Gesundheit, inklusive hormonbedingter Veränderungen im Blick behalten kann. Es gibt für mich nichts Schöneres, als Frauen beim körperlich-geistig- seelischen Erblühen zuzusehen und die Hebel für Selbstheilung aktivieren zu können. Dass ich im Oktober beim Wechselweise MenoDay sogar als Expertin auf die Bühne darf, werte ich als erste Früchte meines Einsatzes im vergangenen Jahr.
Immerhin: ich bin überzeugt, dass mein heutiges Wohlbefinden – ich habe praktisch gar keine Symptome mehr, außer dass ich ein paar Kilo mehr wiege, aber nichts Klassisches wie Haut-Schleimhauttrockenheit, sinkende Libido (mir fehlt nur der Mann), Bluthochdruck, Schlafprobleme oder Osteopenie – aus Folgendem resultiert:
- meiner ü50 erstmals empfundene Selbstliebe
- anti-entzündlicher Ernährung inklusive Supplements und Phytoöstrogenen
- ausreichend Sport
- emotionaler Gesundheit (alles aufgearbeitet, was meinem Wohlbefinden im Weg stand)
- meiner tief empfundenen Lebensfreude
- und schließlich auch aus meiner spirituellen Angebundenheit.
Älterwerden ist ein Geschenk
Im Kreis meiner Freundinnen, wird mein neues Outspoken-sein mehrheitlich positiv aufgenommen. Durch mein Vorbild diesbezüglich, öffnen sich auch andere Frauen. Vor allem für Jüngere bzw. für die Freund:innen meiner Kinder bin ich teilweise sogar cool, weil sie meinen Inhalten auf Instagram folgen. Sie werden später mal mit einer völlig anderen Offenheit in diese Lebensphase eintreten, vor allem wegen so informativer Plattformen wie Wechselweise. Außerdem schule ich ja auch Apotheken in Wechselwissen für die Beratung – als oft erste Anlaufstelle braucht es da Kompetenz und Feingefühl. Es wird sich für uns viel ändern in den nächsten Jahren – Frauengesundheit in der Lebensmitte wird zunehmend Thema. Gut so!
Was ich euch noch auf den Weg mitgeben möchte? Älter werden ist ein Geschenk und in dem Bewusstsein sollte man auch leben: Jeden Moment genießen, eure Einzigartigkeit in die Welt bringen, bloß nicht angepasst leben, tun, was tiefe Freude bereitet. Gesundheit ist alles und alles sollte dafür getan werden, um sie zu erhalten.
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