Evelyn Ruzicka: Ich möchte Frauen im Frühwechsel Mut machen.
Die Sängerin und Schauspielerin musste sich mit Mitte 30 von ihrem Kinderwunsch verabschieden. Mit ihrer Geschichte will sie aufklären und helfen.
Schwangerschaftstest Nummer 3. Negativ. Wieso dann keine Regelblutung? Wieso ist mir so heiß? Warum diese Stimmungsschwankungen? Ich war 34 Jahre alt und in der Blüte meines Lebens. Verheiratet. Wollte Mama werden. Windeln wechseln, stillen, wenig Schlaf, viel Liebe und einen Kinderwagen: Ich war bereit für das ganze Programm mit allen Schattenseiten und Glücksmomenten.
Mit 30 Jahren hatte ich die Verhütung abgesetzt. Und nachdem mein Beruf, wie auch der meines Mannes keine normalen Arbeitszeiten kennt (ich bin Schauspielerin und Sängerin, er Tontechniker), wunderte es mich nicht, dass das Baby Basteln ein wenig dauerte. Wir waren für den berühmten Treffer nicht immer zur richtigen Zeit zu Hause. Also blieb ich entspannt und dachte mir: Das wird schon. Nur keinen Stress. Das Kind kommt, wenn es passt.
Schock-Diagnose Frühwechsel
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Test Nummer drei in fünf Monaten – und wieder negativ. Ich rief meine Frauenärztin an und vereinbarte einen Termin. Nach einer klassischen Kontrolle meinte sie: Entweder Sie haben einen Gehirntumor, eine hormonelle Störung oder Sie sind im Wechsel, aber dazu sind Sie viel zu jung. Sie gab mir einen Folder in die Hand für eine Kinderwunschklinik, damit ich mich schon mal informieren könnte.
An einem Nachmittag – ein wunderschöner Sommertag, ich war allein zu Hause – klingelte das Handy. Meine Ärztin hatte die Ergebnisse: Sie sind im Wechsel! Bitte gehen Sie umgehend in diese Klinik. Vielleicht kann man noch etwas machen. Rufen Sie da heute noch an, schallte es in mein Ohr, während ich wie gelähmt an die Decke starrte. Kaum war das Telefonat vorüber, brach ich ein. Mein Leben hatte sich mit einem Mal um 180 Grad verändert.
Viele Spezialisten-Termine später saß ich bei einem Arzt, der mir auf einem Blatt Papier aufzeichnete, warum ich längst keine Kinder mehr kriegen konnte. Warum nichts mehr ging. Ja, ich war bereits im fortgeschrittenen Früh-Wechsel. Vermutlich bin ich bereits mit 30 reingerutscht.
Verantwortung übernehmen
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Aufwachen mit Hitzewallungen, kaum eine Nacht durchschlafen, Stimmungsschwankungen ertragen: Die Symptome des Wechsels erinnerten mich ständig an meinen unerfüllten Kinderwunsch. Kein leichter Weg. Ich war mental zu schwach für einen langjährigen Adoptionsweg oder gar eine Eizell-Spende. Also Plan C: Einen Hund aus dem Tierschutzhaus retten. Und diese Entscheidung war meine psychische Rettung. Ich wollte Verantwortung übernehmen – über mich und ein weiteres Lebewesen.
Durch den Wechsel hat sich vieles geändert. Der Körper altert. Das mit Mitte 30 anzunehmen, ist schwer. Ich musste meine Vorlieben für guten Wein oder scharfes Essen ändern. Nach einem Glas war ich nassgeschwitzt. Bei scharfen Speisen war klar: Diese Nacht gibt es kaum Schlaf. Der Körper zeigt einem, was ihm guttut.
Ich habe gelernt, neu hinzuhören. Um zu noch mehr Wohlbefinden zu finden, stellte ich meine Ernährung um und begann mit TCM und Akupunktur-Behandlungen. Ein paar Nadeln alle zehn Tage und die Emotionen bleiben ruhig, die Nächte sind zum Schlafen da. Was mir auch sehr half und heute noch sehr hilft, sind lange Spaziergänge in der Natur mit meinem Hund Lao.
Was ist ein Hormonstatus?
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Was mir mit der Zeit auffiel, waren die vielen Frauen in meinem Alter, die ebenso wenig wie ich wussten, was ein Hormonstatus ist. Ich bin sehr offen und spreche meinen Frühwechsel ebenso offen an – nur so kann man andere Frauen aufklären. Mittels eines einfachen Bluttests wird festgestellt, ob und wie lang man ungefähr noch Kinder kriegen kann – eine Information, die von viel zu wenig Ärzt:innen kommuniziert wird.
Was ebenfalls auffällig ist, wie stark Kinderwunschkliniken in den letzten 20 Jahren boomen und wie viele Invitro-Behandlungen stattfinden. Ist es nicht erstaunlich, wie viele Frauen auf natürliche Weise kein Kind mehr kriegen können? Umso mehr möchte ich Frauen jeden Alters mit Kinderwunsch ermutigen, sich mit dem Begriff Hormonstatus auseinanderzusetzen und mit anderen auszutauschen. Seit ich dies tue, haben sich bereits drei Frauen bei mir bedankt: Sie sind mittlerweile doch noch Mama geworden. Vielleicht kann man die eine oder andere Frau vor einem Leidensweg bewahren.
Neustart im Bleib Berg Health Retreat
Heute bin ich 39 Jahre. Und manchmal ist der Wechsel noch anstrengend. Zuletzt machte mir eine Long-Covid-Erkrankung zu schaffen, denn mit ihr kehrten auch Symptome wie Hitzewallungen zurück. Kaum glaubt man, es ist vorbei, kommt ein Virus daher und verwirrt den Körper abermals.
Sehr geholfen hat mir dann das bleib STARK-Programm im BLEIB BERG Health Retreat, das sich für mich wie ein Wechsel-Wohlfühl-Camp angefühlt hat. Endlich konnte ich wieder durchschlafen. Die Behandlungen sind ein Traum – allem voran das Yin Yoga im Heilstollen! Der Aufenthalt hat mir sehr geholfen und nun habe ich auch wieder meine Kräfte beisammen, um als Künstlerin einen neuen Weg einzuschlagen. Viele Jahre habe ich in der Öffentlichkeit nichts über meinen Wechsel kommuniziert. Ich musste erst wieder in meine Kraft kommen. Nun möchte ich dies aber ändern.
Den Wechsel mit Musik verarbeiten
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Derzeit bin ich im Tonstudio und arbeite an neuer Musik. Ich habe meine Geschichte in einen Song gepackt. Na i ned heißt er und handelt von unerfüllten Wünschen, vor allem meinem unerfüllten Kinderwunsch. Auf amoi woa i stü'. Verwechselt hob i?s G?fühl. Die Zeichen woan eh do. I woitats ned a so. Wenn das Lied fertig ist, werde ich es euch gerne wissen lassen. Vielleicht kann ich so anderen Frauen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind mit ihren unerfüllten Wünschen.
Denn am Ende ist alles leichter, wenn man weiß, dass man nicht allein damit ist.
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