Etta Scollo: Ich spürte ein Verlangen nach Erneuerung.
Die Stimme Siziliens spricht offen über körperliche Veränderungen, freiwillige Kinderlosigkeit, Empathie gegenüber Männern und ein Leben in natürlichen Zyklen
Hallo und Ciao! Mein Name ist Etta Scollo, ich bin Sängerin, Komponistin und Musikproduzentin. Ich wurde im Mai 1958 in eine Familie in Sizilien geboren, habe eine Schwester und zwei Brüder, keine Kinder und pendle zwischen Berlin und Catania.
In meinem Liebesleben kann ich auf drei lange Beziehungen zurücksehen, und einige andere mit Partnern, die oft in anderen Ländern lebten. Ich bin in Freiheit und Autonomie aufgewachsen, konnte einen Beruf ergreifen, der meine große Liebe ist und hatte das Privileg einer guten Schulbildung.
Ich glaube, dass diese Art der Erziehung dazu geführt hat, dass ich mein Leben vor, während und nach der Menopause als ein Kontinuum von Erfahrungen betrachte, an dem sich in seiner Substanz nicht viel geändert hat.
Undefinierbare Traurigkeit
%CONTENT-AD%
Im Juni 2006 endete der Zyklus plötzlich und endgültig, begleitet wurde diese Veränderung von leichten Hitzewallungen. Zwischen 48 und 60 litt ich dann unter verschiedenen Problemen wie Rücken- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit und zeitweise unter einer undefinierbaren und unmotivierten Traurigkeit, die ich in jenen Jahren auf die Krise zwischen mir und meinem Partner zurückführte. Diese innere Unzufriedenheit und die fehlende Kommunikation der eigenen Gefühle wurden von einem Mangel an Libido und einem echten Verlangen nach Erneuerung begleitet.
Aber: In all diesen Jahren habe ich die Wechseljahre nicht als ein Hindernis, nicht als eine radikale und endgültige Veränderung in meinem Leben betrachtet. Sondern als eine Phase wie auch andere Phasen, in denen man sich verändert. Deshalb habe ich mein Leben im Großen und Ganzen einfach so weitergeführt wie zuvor und mich auch auf neue Erfahrungen eingelassen. Ohne Angst davor zu haben, dass diese nicht mehr angemessen wären. Oder ich nicht mehr angemessen wäre.
Abenteuer für Seele und Körper
%MEDIUM-RECTANGLES%
Zweifellos verändert sich der Körper, zweifellos verändern sich die Gefühle. Auch die Sexualität verändert sich, man passt sich an, arbeitet mit den Umständen. Nur an eines wollte und will ich mich nicht anpassen: An die allgemeine Vorstellung der Gesellschaft davon, was die Wechseljahre sind und wie sich eine Frau zu verhalten hat. Die Menopause ist eine Überraschung. Ein Abenteuer für den Körper. Durch die Vielfalt der Erfahrungen habe ich eine neue Welt der Gefühle entdeckt, eine Welt, die ich nicht kannte. Und das genieße ich sehr.
Bessere Kommunikation
Ein weiterer positiver Aspekt der Wechseljahre war für mich die Überwindung gewisser Unsicherheiten und des Leistungsstresses, dem ich gerecht werden musste. Oder es zumindest glaubte. Auch die Kommunikation mit meinem Körper funktioniert nun besser, ich gebe ihm, was er braucht: mehr Flüssigkeit, mehr Bewegung, (leider) weniger Nudeln und Zucker. Und manchmal helfe ich meinem Wohlbefinden mit Naturprodukten auf die Sprünge.
Neuen Symptomen oder Beschwerden stelle ich mich, indem ich einfach zum Arzt gehe, sie analysiere und versuche, sie zu lösen – immer mit dem Gedanken, dass alles das, was kommt, früher oder später auch wieder verschwindet. Nun, vielleicht bin ich mit dieser Einstellung etwas zu leichtfertig unterwegs – ich danke also dem Leben, das es mir das Glück geschenkt hat, gesund und präsent zu bleiben.
Von Kindern und Männern
%EVENT%
Was ich mittlerweile sehr genieße: Endlich werde ich nicht mehr gefragt, ob ich Kinder habe. Diese Frage kam in den Jahrzehnten zuvor immer und immer wieder. Meine Entscheidung wurde oft als Unglück oder eine Form von Egoismus im Zusammenhang mit meiner Arbeit angesehen. Manche sprachen das offen aus, andere taten es heimlich. Es fällt vielen offenbar noch schwer, Kinderlosigkeit als eine Entscheidung anzuerkennen. Auch deshalb bin ich froh über die Reife, die mein Alter mit sich bringt.
In der Konfrontation mit dieser Welt bin ich nun natürlicher und direkter. Dadurch bin ich auch souveräner und kritischer in Bezug auf die Männerwelt geworden. Aber auch empathischer und auch wenn sie nicht so gerne oder oft über ihre Schwächen sprechen, verstehe ich sie nun besser. Also ist nicht nur die Beziehung zu mir selbst, sondern auch zum anderen Geschlecht im Wechsel besser geworden. Letztendlich lehrt uns die Menopause, dass wir in Zyklen leben, und diese Zyklen bestehen aus Erfahrungen, die uns formen und verändern. Und das, meine lieben Frauen, ist ein Wunder an sich.
LIVE: Etta Scollo Sommerkonzerte 2022
%QUESTION%
Juni
- 18. und 19.06.2022 Heidelberg (D), Schlosshof, Schloss Heidelberg, Sizilianischer Abend, Gesang Etta Scollo, Musikalische Leitung Dietger Holm, Philharmonisches Orchester Heidelberg
Mehr Infos
Juli
- 03.07.2022 Graz (A), Gast bei der Eröffnungsgala Zirkus Prattes
Mehr Infos
August
- 06.08.2022 Graz (A), Zirkus Prattes, Etta Scollo Quartett
Mehr Infos - 12.08.2022 Berlin (D), UFA Fabrik, Etta Scollo Quartett Serenate & Ballate
Mehr Infos
Weitere Termine: ettascollo.de
Schreib einen Kommentar ( 0 )