Erika Krafft: "Künstlicher Wechsel - die Beschwerden kamen geballt."
Diagnose Brustkrebs. Die Autorin und Unternehmensberaterin erzählt von den Herausforderungen des plötzlichen Wechsels nach Antihormontherapie und Entnahme der Eierstöcke.
Ich bin im Jahr des Hasen geboren und ein Stier dazu. Ich habe einmal gelesen, Stier-Hasen Menschen seien treu, diplomatisch, geradlinig und konservativ. Dazu kann diese Kombination Streit nicht ausstehen. Das stimmt alles. Ich finde jedoch keinen Hinweis auf die Ängstlichkeit des Hasen, die am liebsten immer wieder davonhoppelt und gleichzeitig auf die Sturheit und Dickköpfigkeit des Stieres, der dann doch hilft, sich den Ängsten zu stellen und Mut zu haben.
Trotzdem – oder gerade deswegen – habe ich viel in meinem Leben erreicht. Ich bin aus einem ehemalig sozialistischen Land gleich nach der Wende nach Österreich zu meinem Vater übersiedelt, ein Jahr später war ich allein in dem – damals für mich fremden – Land. Ich fand mit den Jahren in Österreich ein Zuhause und stellte fest, dass ich mich weder als Ungarin noch als Österreicherin empfinde: ich bin vor allem – ein Mensch. Detaillierter gesagt: eine attraktive Frau, die mehrere Studien in mehreren Ländern abgeschlossen hat, die als Steuerberaterin, Unternehmensberaterin und Bilanzbuchhalterin mehrere Unternehmen aufbaute und diese erfolgreich führt. Unternehmen, in denen neben Internationalität und Professionalität die Menschlichkeit großgeschrieben wird. Als Yoga- und Qi Gong-Lehrerin gehe ich gleichzeitig den Weg der Selbstkultivierung.
Spirituelles Management und Schicksalsschläge
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Mein verwirklichter Traum ist es, meine Spiritualität mit Management zu vereinen und zu zeigen, dass eine Kombination zwischen Himmel und Erde eine konkrete Möglichkeit und eine absolute Notwendigkeit unserer Zeit darstellen, um Unternehmen zu führen. Unternehmen zu leiten bedeutet für mich gleichzeitig auch Menschen zu motivieren und ihnen die Chance zu geben, sich zu verwirklichen. Außer dem Erschaffen eines Universitätslehrganges über spirituelles Management steht auf meiner To do Liste das Unterrichten und das Weitergeben selbst.
Damit ich dem Unterrichten gewachsen bin, bekam ich vom Universum zahlreiche Herausforderungen: Neben den üblichen Themen des Unternehmensaufbaus vom Klein- zu Mittelständischen Unternehmen erlebte und verarbeitete ich mehrere Eileiterschwangerschaften, den viel zu frühen Tod meiner Mutter, eine Scheidung. Auf der anderen Seite erhielt ich als Geschenk einen wundervollen Sohn und einen Mann, der mir in allen Belangen zur Seite steht, mich versteht und unterstützt.
Die Reise beginnt: Brustkrebs-Diagnose mit 46
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Im Jahr 2021 machte ich dann eine ganz kleine Entdeckung. Nicht größer als einen Zentimeter. Bisschen härter als ein normaler Knoten in der Brust. Ich lag gemütlich in der Badewanne, ertastete ihn, berührte ihn immer wieder und dachte: Das war doch letzte Woche noch nicht da!. Dieser kleine Knoten war der Anfang einer Odyssee – der Anfang einer Reise, die dazu diente, mir wieder einmal bewusst zu machen, dass wir in jeder Situation durch die Übernahme von Verantwortung ein Geschenk bekommen: das Geschenk, Schöpfer unseres eigenen Universums zu sein. Ich war zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz 46 Jahre alt.
Wie ich den künstlichen Wechsel erlebte
Der Wechsel wurde bei mir also künstlich durch Antihormontherapie und die Entnahme meiner Eierstöcke herbeigeführt. Als Hochrisikopatientin mit BRCA1-Genmutation war die Entfernung erforderlich, und durch die Hormonsensitivität der Krebszellen wurde die Antihormontherapie als sinnvoll angesehen. Durch beide Therapien wurde die Menopause eingeleitet – und die Beschwerden kamen geballt. Mir ist es anfangs überhaupt nicht gut gegangen – ich fühlte mich wie eine alte Frau. Die Gelenke schmerzten sehr, ich konnte kaum gehen, ich hatte ganz starke Hitzewallungen, war launisch und meine Libido ist durch die Therapien auf null gesunken. Zu dieser Zeit hatte ich jedoch andere – wortwörtlich lebenswichtigere – Gedanken im Kopf. (Wobei: Das Thema Libido und Sinnlichkeit habe ich im Rahmen meines zweiten Buches für mich bearbeitet. Durch das Schreiben, durch das Auseinandersetzen mit der Materie und das aktive Ausprobieren dessen, was ich beschrieb und als sinn- bzw. lustvoll empfand, konnte ich für mich eine Lösung erarbeiten. Es sprengt den Rahmen dieses Beitrags, Die kraffftvolle Sinnlichkeit wird aber bereits im Sommer 2023 erscheint.)
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Durch die Bewegung und durch meine alternativmedizinischen Maßnahmen, die ich ergriffen habe und in meinem aktuellen Buch "Die kraffftvolle Heilung. Der Weg liegt in deinen Händen?" beschreibe, hat sich nach 20 Monaten bereits einiges eingependelt: meine Gelenke sind wieder schmerzfrei, durch die Hitzewallungen wird mein Gewand nicht mehr komplett nass und durch die aktive Arbeit an meiner Sinnlichkeit konnte ich meine Libido wieder aktivieren. Schlafstörungen, leichte Hitzewallungen und starker Verlust der Knochendichte sind geblieben. Mir war stets bewusst, dass ich durch das künstliche Herbeiführen des Wechsels ins tiefe Wasser geschmissen werde. Und ich habe bei den einzelnen Symptomen geschaut, was ich machen kann, um diese zu lindern – in Hinblick darauf, dass ich darüber auch im Buch schreiben und berichten kann, auch um anderen zu helfen.
Wichtige Offenheit: Ich schrieb Mails an alle
Aber nicht nur die Leser:innen wissen so gut wie alles: Ich bin mit dem Thema meiner gesamten Erkrankung und somit auch mit dem Thema meiner Menopause offen umgegangen – ich schrieb an meine Freunde, Familie und Kollegen Rundmails über die Geschehnisse – aber auch über die Nebenwirkungen, damit ich nicht alles mehrmals erzählen muss. Es war für mich wichtig, Raum zu schaffen und durch meine E-Mails habe ich mir einen Rückzugsort geschaffen, ohne dass sich irgendwer zurückgewiesen oder nicht informiert fühlte. Mein Umfeld ist grundsätzlich über meine Offenheit erfreut – lediglich vereinzelt bekomme ich Ablehnung zu spüren. Doch im Großen und Ganzen werden meine Offenheit und mein Umgang mit meiner Situation sehr positiv angesehen. Es gab keine blöden Bemerkungen – es gab ausschließlich Hilfe, Unterstützung, ein Getragen werden von allen Seiten. Ich bin dafür unendlich dankbar.
Schluss mit Scham- und Schuldgefühlen
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Mein Life Changing Moment? Das war eindeutig die Diagnose. Es war die Erkenntnis, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Es war ein Gefühl, dass alles neu sortiert werden muss und ich viel mehr das leben muss, was ich bin. Ich spreche offen über die Wechseljahre, weil ich auch offen über meine Erkrankung rede. Ich sehe, dass diese Tabuthemen mit viel Scham und Schuldgefühlen verbunden sind und Frauen sich in diesen Situationen zurückziehen – anstatt, dass sie erkennen, dass sowohl die Wechseljahre als auch eine Erkrankung eine natürliche Wandlung und einen Teil des Lebens darstellen.
Die Zeit ist nun wertvoller und intensiver
Und heute? Ich habe derzeit viel Freude, Kraft und Inspiration. Ich bin viel mehr am kreativen Tun – aber auch das bisherige Management und die Unternehmensleitung führe ich weiter in einem kleineren Rahmen. Ich bin dankbar für jeden Tag, an dem ich aufwache. Die Zeit ist mir wertvoller und es ist mir viel wichtiger auszusuchen, mit wem ich sie verbringe oder welcher Tätigkeit ich Zeit widme. Es ist eine Freiheit da, mich auszudrücken und das zu teilen, was in mir verborgen ist. Ich werde gerne älter. Das Schöne daran ist, sich mehr zuzutrauen. Sich zu zeigen. Sich neuen Seiten des Lebens zuzuwenden. Neues auszuprobieren. Altes loszulassen. Sich nicht mehr von irgendwelchen Vorgaben der Gesellschaft irritieren zu lassen.
Ich glaube, dass die innere Zufriedenheit auch sehr wichtig ist – ich erkenne immer mehr, dass alles in mir enthalten ist, aber verborgen liegt. Es ist schön, jeden Moment als ein Geschenk zu erleben und dankbar zu sein. Einfach kraffftvoll eben.
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