Elisabeth Kolb: Ein kleiner Eingriff gegen starke Blutungen
Nicht die Wechseljahre, aber eine Thermoablation veränderte Elisabeth Kolbs Leben von Grund auf. Denn ihre Montagsblutung machte den Alltag zum Horror.
Die Heilstättenschule Wien bietet Unterricht für Kinder und Jugendliche in Spitalsbehandlung und bei Krankheit. Man sollte meinen, das bedingt auch eine Awareness was den sprichwörtlich eigenen Lehrköper betrifft, aber: Bei sich selbst schaut man gerne auch mal länger weg – ihr werdet das wahrscheinlich kennen.
Alles war bestens, ich hatte drei Kinder zur Welt gebracht und das Gefühl, in der Blüte des Lebens zu stehen. Nachdem die Kinder schon größer waren, konnte ich wieder ungehemmt auf Konzerte und Partys gehen und des schönen Lebens frönen – wäre da nicht das zunehmend leidige Thema Menstruation gewesen. Seit meinem 40. Geburtstag etwa war diese zum allmonatlich wiederkehrenden und mehrtägigen Spießrutenlauf geworden. Ins Detail gehe ich später: Aber es war viel Blut und es tat weh.
Was brauche ich alles mit, wenn ich das Haus verlasse?
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Abseits des permanenten Eisenmangels und des Müdigkeitsgefühls lag der Fokus an diesen Tagen bei diesen Themen: Kann ich überhaupt das Haus verlassen? Wo kann ich hingehen und was brauche ich alles mit, um über die nächsten paar Stunden zu kommen, ohne in abgewandelter Form nach Hänsel- und Gretel-Manier meinen Weg zu markieren? Die Wahl des passenden Outfits, um nur ja möglichst wenig Flecken zu zeigen, fiel bei mir glücklicherweise flach, da ich es mir seit Jahren – nicht nur, aber auch deswegen – angewöhnt hatte, ausschließlich schwarz zu tragen.
Und täglich grüßt das Murmeltier
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Ich polsterte mich also dann jeweils mit vier Binden förmlich in alle Richtungen aus und nahm zusätzlich einen großen Tampon. All das half nichts – wenn ich aufstand, setzte sich ein Schwall in Bewegung und nicht selten stand ich in einer veritablen Blutlache. Der Tiefpunkt war erreicht, als ich einmal auf dem Weg zu einer Geburtstagsfeier beim Aussteigen aus dem Auto (den Sitz hatte ich natürlich schon vorher ausgelegt, damit ich ihn nicht durchtränke) so viel Blut verlor, dass man meinen hätte können, ich hätte in der Tiefgarage einen Mord begangen oder ein Kind verloren.
Also umziehen, auspolstern ... keine 20 Minuten später auf der Party dasselbe Spiel – zum Glück im Freien. Ich wieder auf die Toilette – das Ganze wieder von vorne. Ich wähnte mich im Film Und täglich grüßt das Murmeltier. Schließlich Abmarsch nach Hause, ich hatte nur zwei Reservehosen eingepackt. Jeden Monat konnte ich mindestens zwei, drei Tage aus meinem Kalender streichen, musste Urlaub danach richten, Pläne ändern. Mühsam.
Nicht aufs Beckenbodentrainig verzichten
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Natürlich hatte ich mein Problem auch bei der Gynäkologin angesprochen, aber sie meinte nur, dass meine Gebärmutter eine wesentlich größere Innenoberfläche hätte als üblich, da diese sich nach den drei Geburten wohl nicht mehr ganz zusammengezogen hätte – und den ein oder anderen Polypen hätte ich auch, aber nichts Dramatisches. Die Möglichkeit der Spirale wurde besprochen, das wollte ich allerdings nicht so recht, die Gründe führen hier aber zu weit.
Ich möchte allen werdenden oder frischen Müttern noch ein damit verwandtes Thema ins Stammbuch schreiben: 1. Schonung und 2. Beckenbodentraining nach der Geburt. Mit der Koordinierung und Beaufsichtigung unserer Baustelle zuhause und da ich generell gern mit meinem Hintern gleichzeitig auf mehreren Kirtagen bin, wollte ich keine Zeit dafür opfern. Tja, manche Dinge holen einen irgendwann ein – wenn auch nicht gleich –, wie ein Bumerang. Das hat die Situation sicher nicht verbessert.
Der heiße Ballon: Thermoablation
Aber wieder zurück zum Ursprungsthema: Als ich mich bei einer Freundin wieder einmal überstürzt auf den Weg zum WC machte und ihr anschließend mein Problem erläuterte, hörte ich zum ersten Mal das erlösende Wort: Thermoablation. Sie erzählte mir, dass auch sie einst unter ihrer starken Blutung gelitten hatte, und dass es seither wesentlich besser sei. Da stand für mich sofort fest: Bitte, das will ich auch!
Nach all den Jahren, in denen ich meinte, meinen Zustand hilflos hinnehmen zu müssen, vereinbarte ich entschlossen einen Termin bei meiner Gynäkologin. Heute denke mir manchmal, warum ich sie damals nicht gefragt habe, warum mir diese Möglichkeit eigentlich nicht von ihr unterbreitetet wurde – aber: geschenkt.
Ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung
Rund um die Geburten fühlte ich mich immer wunderbar versorgt durch sie. Auch hier informierte sie mich, als ich sie darauf angesprochen hatte, sehr genau, was es mit der Thermoablation auf sich habe, welche Fragestellungen und Risiken es gäbe. Ich fasse hier nur kurz laienhaft zusammen, das ersetzt selbstredend keine individuelle Beratung durch Eure Gynäkologin.
Das Wichtigste vorweg: Eine Thermoablation kann nur vorgenommen werden, wenn die Familienplanung mit Sicherheit abgeschlossen ist. Die Gebärmutterschleimhaut wird verödet, es handelt sich um einen etwa achtminütigen minimalinvasiven Eingriff, entweder unter kurzer Narkose oder unter Einsatz eines Kreuzstiches. Mittels eines Katheters wird ein Ballon vaginal in die Gebärmutter eingeführt, danach mit einer Lösung aufgefüllt und erwärmt. Dieser Vorgang verödet die Adern an der Gebärmutterschleimhaut. Die Regelblutung bleibt danach entweder ganz aus oder ist viel schwächer.
Wartet der Wechsel jetzt noch?
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Also hatte ich kurz nach dem Erstgespräch den Eingriff – und was soll ich sagen: Ungefähr einen Monat lang kamen noch Schmierblutungen, die den Heilungsprozess der Verödung begleiten – seither hatte ich keine Blutung mehr und ich vermisse sie auch ganz und gar nicht.
Heuer im September feiere ich meinen 50er und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich meinen Wechsel schon hatte oder ob er noch kommt. Vielleicht könnt ihr auf wechselweise.net ja noch mehr zum Thema berichten, denn eigentlich sind ja die Eierstöcke (und nicht die Gebärmutter) am Ruder, so es um hormonelle Veränderungen geht.
Aber so oder so: ich führe seit der Operation jedenfalls wieder ein Leben, in dem alle Kalendertage des Monats die Gelegenheit dazu bekommen, wirklich schön zu werden. Eine Leichtigkeit hat wieder Einzug gehalten, ein Zustand, der jahrelang undenkbar war. Und dafür bin ich sehr dankbar.
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