Doris Rose: "In den Wechseljahren bin ich ganz bei mir angekommen."
Als Creative Director von Jones dreht sich ihr Leben um typengerechte Kleidung. Im Wechsel wurde ihr allerdings nicht nur beim Modeln heiß. Nun nimmt sie's gelassen.
1997 eröffnete der erste JONES-Store in Wien, weitere folgten noch im selben Jahr. An meiner Einstellung zum Leben und zum wundervollen Geschäft mit der Mode hat sich seitdem nicht viel geändert. Ich bin Wienerin aus Leidenschaft, Jahrgang 1964, sehr reiselustig, freue mich über einen tollen Opernabend, über Gespräche und Zeit mit meinen besten Freund:innen und ausgelassene Mädelsabende. Neugierig war ich schon als Kind und versuche es jeden Tag meines Lebens zu bleiben und die Welt immer wieder neu zu entdecken.
Mama oder Oma
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Das Thema Wechsel spielte bis vor fünf oder sechs Jahren gar keine Rolle bei mir, beim Gyn-Check mit Anfang 50 meinte mein Arzt: "Frau Rose, Sie haben so aktive Eizellen, Sie könnten sich noch ein Nachzügler-Baby überlegen." Genau zu diesem Zeitpunkt wurde ich allerdings Omi von Zwillingsmädchen – und da wurde mir das Thema zum ersten Mal so richtig bewusst: Ich bin an fröhlich springenden Eiern nicht mehr interessiert.
Mein Wechsel näherte sich zunächst sanft, ich bekam keine Periode mehr – das war und ist der positive Aspekt, die meisten wechselweise-Leserinnen werden das wohl bestätigen. Schwieriger wurde es allerdings, als es mit den Wallungen begann – und die sind noch nicht durchgestanden. Wie lange kann eine Frau eigentlich diese Wallungen haben? Ich habe davor nie geschwitzt und dann ging es so richtig los: klatschnass vom Haaransatz bis zum Bauchnabel, ich ging oft zweimal in der Nacht duschen. Das hat sich zum Glück eingependelt, oder ich habe mich einfach daran gewöhnt? Nein, ich walle immer noch, aber nicht mehr in dieser Intensität.
Wallungen im Fashion-Meeting
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Mein Beruf ist sehr körperbetont, ich habe immer gemodelt – nicht nur für Fotos und Kataloge, sondern auch für die JONES-Kollektionspräsentationen. Und da hat mich diese Wallung-Sache auch schon brühwarm – um nicht zu sagen eiskalt – erwischt. Ich muss mich umziehen und vorführen, dabei die neuen Looks erklären und das in BH und Unterhöschen. Ich sage zwar immer, dass mir das egal ist, weil man im Freibad ebenso viel Haut präsentiert, aber wenn der Körper keine 30 oder 40 mehr ist, muss man schon ein gutes Selbstbewusstsein haben, um sich den ganzen Tag lang vor bis zu 20 Leuten umzuziehen.
Wallungen machen das nicht einfacher, aber glücklicherweise fallen diese ja nicht mehr ganz so intensiv aus. Am Anfang jedes Meetings beginne ich noch verschämt hinter einem Paravent – das ändert sich aber immer recht schnell. Ich vergesse bald jedes Schamgefühl und erkläre neue Trends oft recht freizügig – an die Mini-Wallungen, die dabei manchmal in Viertelstunden-Abständen daherkommen, habe ich mich auch gewöhnt. Vielleicht hole ich mir die Gelassenheit auch aus dem Privatleben. Mein Ehemann kennt das Thema gut, der hat ja auch seine eigenen körperlichen Probleme, denn auch Männer kommen ja in den Wechsel. Mit meinen Freundinnen allerdings konnte ich mich leider nicht so einfach austauschen, denn die Menopause kam ausgerechnet im Lockdown in mein Leben.
CBD gegen Schlafstörungen
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Als der vorbei war, gönnte ich mir einen Aufenthalt im Wellnesstempel Lanserhof. Die kleine Voodoo-Behandlung samt Schröpfen hat nicht viel gebracht, jedoch habe ich einen guten Tipp einer Ärztin dort bekommen: Similasan – das sind Tropfen gegens Schwitzen. Hat mir ein bisschen geholfen, wobei: Die besten Erfolge erziele ich mit CBD-Tee. Auch bei den Schlafstörungen, und die haben mich eine Zeitlang wirklich zermürbt.
Vor dem Wechsel habe mich einfach ins Bett gelegt, Bauchstellung, Beine hoch (ja wirklich: ich schlafe mit angewinkelten Beinen 90 Grad nach oben) und schlummerte durch, bis mein Mann mich aufrüttelte, den Wecker habe ich prinzipiell überhört. Und plötzlich konnte ich nicht mehr einschlafen, wachte drei- bis achtmal in der Nacht auf, starrte gefühlte Stunden an die Decke und ärgerte mich darüber. Frühmorgens dann ein Gefühl wie ein übler Jetlag – elend, aber wie gesagt: CBD-Produkte können Linderung schaffen.
Veränderung leben
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Mittlerweile habe gelernt mit vielen Kinkerlitzchen, die mit den Wechseljahren kommen, umzugehen. Man gewöhnt sich an so manches, wenn es zum Status Quo geworden ist. Ich sollte allerdings dringend einen Termin bei meinem Gyn vereinbaren, um zu besprechen, wie es von der medizinischen Seite nun weiter geht. Seelisch geht es mit sehr gut. Auch beim Schreiben dieses Textes habe ich gemerkt, dass ich scheinbar doch schon weiter bin, als ich gedacht hatte.
Man muss sein Ändern leben, nicht sein Leben ändern, wie es immer heißt. Ich fühle mich jetzt viel gefestigter und irgendwie bei mir angekommen, ich fühle und spüre mich. Gerade im Wechsel konnte ich mehr Bewusstsein darüber aufbauen, was mein Leben wirklich bereichert. Älter werden ist etwas Schönes. Und alternativlos, oder? Deswegen erzähle ich euch meine Geschichte: Ich will anderen Frauen zeigen, dass es zu schaffen ist und dass sie nicht verzweifeln sollen. Wir sind zusammen, wir sind stark. Man geht aus jeder schwierigen Situation, die man überwunden hat, mit erhobenem Haupt und mehr Grandezza heraus.
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