Cornelia Wanke: "Mein narzisstischer Chef wurde zum Life Changer"

Ich würde mich als multi-passionierte Frau in der Mitte des Lebens bezeichnen. Was ich tue, tue ich mit Herzblut und Leidenschaft – und manchmal gehe ich dabei auch über meine Grenzen. Weil mir Vielseitigkeit Freude bereitet – und weil ich sonst vor Langeweile sterben würde.  

So bunt wie mein Leben ist auch mein Werdegang. Ich hatte schon immer ein Faible fürs Schreiben – und für das Thema Gesundheit. So bin nach meinem Studium der Ökonomie (meine Eltern wollten nicht, dass ich Medizin studiere, das war damals eine „brotlose Kunst“ - wie hatten eine Mediziner:innen-Schwemme in Deutschland) zum Journalismus gekommen. Konkret war es ein Volontariat bei einer Südwestdeutschen Tageszeitung – und dort auch beim Radio. Das kommt mir heute immer noch zugute, weil ich schnell und flexibel reagiere – und reden kann ich auch ganz gut. Danach habe ich sieben Jahre lang im Sportjournalismus gearbeitet – genau mein Ding, so konnte ich mein Hobby mit meinen Talenten verbinden.  

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Allerdings ist dieser Beruf nicht gerade familientauglich, weshalb ich nach der Geburt meiner ersten Tochter in die politische Redaktion – und da in die Gesundheitspolitik wechselte. Ich hatte mich blind bei der „Ärztezeitung“ beworben, das war meine Einführung ins Gesundheitswesen, wo ich nach Stationen des Journalismus dann zu einem großen Krankenkassenverband wechselte. Letztlich habe ich so meine Leidenschaften Sport, Journalismus und Ökonomie verbinden können, denn im Gesundheitswesen berühren sich diese Themen ständig. Ich bin auch fünf Jahre lang Geschäftsführerin eines Ärzteverbandes gewesen – bevor ich den Sprung ins Unternehmertum gewagt habe. Mein größter und bisher auch wichtigster Move.  

Irgendwann lässt du dir als Frau nichts mehr gefallen. 

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Und da kommt auch das Thema Wechseljahre ins Spiel. Die letzten fünf Jahre im Angestelltenverhältnis haben mich viel Kraft gekostet, mich jedoch auch viel gelehrt. Und ich glaube, das hat auch etwas mit diesem „Mind of Change“ zu tun, von dem ich selbst immer wieder gerne spreche: Irgendwann hast du als Frau eine Zeit, ein Standing, eine Haltung erreicht, wo du dir sicher bist, was du willst und kannst – und was du dir nicht mehr gefallen lässt.  

Ich musste damals mit einem schrecklich narzisstischen Vorgesetzten zusammenarbeiten – und war zugleich gerade meine mentale Erkundungsreise angetreten. Er war auf dem Verhaltensniveau eines fünfjährigen trotzigen Kindes stehengeblieben. Alles, was er nicht wollte, durfte auch nicht sein. Es wurde gelogen, intrigiert, gemauschelt und verschleiert. Und mir war klar, dass das nicht auf Dauer gutgehen kann. Ich habe dennoch lange ausgehalten – weil ich dachte, ich müsse mir beweisen, dass ich ihn verändern kann – so, wie ich mich gerade veränderte.  

Heute weiß ich: Dieser Mensch hat sich zwar nicht verändert, doch er war derjenige, der mich zur Persönlichkeitsentwicklung gebracht hat – zum Hinterfragen, Sinnieren, Meditieren. Manche Coaches nennen das einen „Arschengel“. Ich habe eine Coachingausbildung gemacht, während der Corona-Pandemie mein Leben noch einmal neu gedacht, – und darf heute mit mir, meinem Mann, meinen vier Kindern und erstem Enkelkind und allem Erreichten zufrieden sein. Wir leben und arbeiten teilweise in Berlin und in Tirol, ich liebe diese „Zwischenwelten“ und mein Leben, es erfüllt mich mit allergrößter Dankbarkeit. Und mein Mann und ich erfinden unsere Partnerschaft auch immer wieder neu. 

Trotz Brainfog: Im Wechsel erfinde ich mich ständig neu. 

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Die Wechseljahre habe ich bisher also gar nicht als so dramatisch empfunden – und tue es auch hoffentlich in Zukunft nicht. Denn sie haben ja dazu geführt, dass ich mich ständig neu denke und erfinde, und dass sich alles jeden Tag verändern darf. Natürlich kenne ich einige der Symptome näher – Hitzewallungen, die mich anfallen, Brain Fog, der mich unheimlich nervt, wenn mir Begriffe oder Namen nicht mehr einfallen. Doch ich habe auch die nötige Reife, um damit umzugehen. Reife, ja genau das ist es, was ich zu schätzen gelernt habe: Mich selbst und meine Erfahrungen anzuerkennen und zu nutzen, mentale Reife, äußerliche Reife, Lebensweisheit. Ich bin nicht mehr ständig für alles zu haben, gehe mit den kleinen Herausforderungen entspannter um und genieße das Leben jeden Tag mehr.  

Körper & Seele: Das Leben ist ein Langstreckenlauf. 

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Geholfen hat mir und hilft mir noch, dass ich viel Sport mache, mich fast gesund ernähre, auf meinen Körper und meine Seele achte. Dass ich meditiere und mich mit meinen Coaching-Kolleginnen austausche. Dass ich kreativ bin und mich immer wieder neuen Herausforderungen stelle und sie auch meistere. Und dann ist da ja auch noch mein starkes familiäres und verbändepolitisches Netzwerk: Ich bin neben meinem Job als Unternehmerin (und das im wahren Sinne des Wortes, da ich ganz viel unternehme) auch im Vorstand zweier Frauenorganisationen im Gesundheitswesen, wo ich mich für mehr Frauen in Führung einsetze – und auch politisch mit anderen wirken kann. Darüber hinaus schreibe ich Bücher, gestalte Podcasts, bin Speakerin und Moderatorin. Und Langstreckenläuferin sowieso – sonst könnte ich das Pensum gar nicht aushalten.   

Was ich meiner jüngeren Conny heute raten würde? Vertraue auf dich selbst und vertraue deiner Intuition – sie wird Dich immer an den richtigen Ort zu den richtigen Menschen im richtigen Zeitpunkt leiten. 

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