Watchlist: 5 TV-Serien, die die Wechseljahre thematisieren
Älter werden ohne Tabus: Auch in der Unterhaltungsbranche wird der Wechsel zum Thema. Ob amüsant oder dramatisch – diese Serien sollte man nicht verpassen.
Fleabag – wenn der Beckenboden bröckelt
Beginnen wir einer zurecht hochgelobten und sehr feministischen Comedy-Serie: Die Prime Video/BBC-Show sorgte aus vielen Gründen für Schlagzeilen, so auch als 2019 die zweite Staffel ausgestrahlt wurde. Kristin Scott Thomas hat darin eine Gastrolle, in der sie die 58-jährige Belinda spielt. Die trifft sich mit der jüngeren Fleabag (gespielt von Phoebe Mary Waller-Bridge) auf einen Drink und gibt gleich mehrere Weisheiten zum Besten: Frauen werden mit eingebautem Schmerz geboren. Es ist unser Schicksal. Krämpfe, wunde Brüste, Geburten. Wir haben jahrelang Schmerzen in einem bestimmten Rhythmus. Und weiter: Und dann, gerade wenn man meint, sich damit abzufinden, was passiert dann? Die Menopause kommt. Die verdammte Menopause kommt und sie ist ... die wunderbarste Sache der Welt.
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Belinda fährt fort, darüber zu sprechen, wie der Beckenboden bröckelt und dass sie unter Hitzewallungen leidet: Aber dann ist man frei. Es ist erst furchtbar, aber später großartig, etwas, worauf man sich freuen kann. Es ist kaum möglich, ein anderes Beispiel dafür zu finden, dass die Wechseljahre auf so direkte Weise angesprochen werden. Nicht umsonst wurde Fleabag mit sechs Emmys ausgezeichnet.
Borgen – am glatten Parkett der Politik
Über zehn Jahre rennt die dänische Kultserie bereits, Hauptfigur Birgitte Nyborg (brillant gespielt von Sidse Babette Knudsen) ist mittlerweile Mitte über Fünfzig. Nyborg ist in den ersten drei Staffeln noch die erste Ministerpräsidentin des Landes und wird dann Außenministerin – zuständig für Umweltfragen und die Folgen eines Ölfundes in Grönland. Und sie leidet unter den klassischen Symptomen der Wechseljahre. Während eines Termins mit ihrem Arzt geht die Politikerin all ihre Beschwerden durch – Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen, Schlafstörungen, plötzliche Herzrhythmusstörungen – und fügt hinzu: Ich kann mein Hemd nicht dreimal am Tag wechseln, ich bin Außenministerin. Schauspielerin Knudsen bestand darauf, die hormonellen Umbrüche vor der Kamera zu thematisieren: Wir haben diskutiert, wie wir es zeigen können, dass sie in den Wechseljahren ist. Denn das passiert Frauen in einem bestimmten Alter nun mal eben und sie leben damit. Die Menopause gehört dazu, wenn man die ganze Person darstellen möchte.
Bombay Begums – wenn die Königin schwitzt
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Die indische Netflix-Serie mit einer 49-jährigen Hauptdarstellerin wird dafür gelobt, dass sie den lebenslangen Kampf der Frauen mit ihren eigenen Körpern in den Mittelpunkt stellt. In einer Szene von Bombay Begums verlässt Business-Lady Rani, gespielt von Bollywood-Star und Filmemacherin Pooja Bhatt, abrupt eine Vorstandssitzung. Sie verbarrikadiert sich im Badezimmer, wo sie sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzt und versucht, ihre Achseln unter dem Händetrockner zu trocknen. Rani – wörtlich Königin in Hindi – ist klug, intelligent, wortgewandt und leitet als CEO eine große Bank. Aber wenn es um ihre eigenen Bedürfnisse geht, hält sie den Mund und verweigert das Mitgefühl der jüngeren Kolleginnen. Warum? Es gibt das Klischee der typischen Chefin in den Wechseljahren – unberechenbar, reizbar, kreischend. Doch Rani ist ein Profi und will dem nicht entsprechen, so die Produzentin Alankrita Shrivastava dazu: Von Frauen erwartet man, dass sie allein mit ihren hormonellen Zuständen zurechtkommen – und eben das wollte ich thematisieren.
Sex Education – Mehr Offenheit in der Medizin
Die launige, aber durchaus pädagogische Netflix-Serie klärt in bislang drei Staffeln ihr Publikum über Liebe, Sex und Zärtlichkeit auf. Im Finale der zweiten Staffel, die 2020 ausgestrahlt wurde, führt Dr. Jean Milburn (gespielt von Gillian Anderson) ein Gespräch mit ihrem Arzt über die Möglichkeit, in den Wechseljahren zu sein. Ich fühle mich sehr müde und schwermütig. Außerdem leide ich zeitweise unter einem Engegefühl in der Brust, erzählt sie, die selbst Ärztin ist und vermutet, dass ihr frisch gebrochenes Herz schuld an ihrem Zustand sei. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass sich Jean am Beginn der Perimenopause befindet, schwanger wird sie jedoch trotzdem noch. Ein gutes Beispiel dafür, dass wir zwar auf unseren Körper hören können, aber deswegen nicht auf eine Expertise verzichten sollten.
Better Things – die Jugend sieht zu
Schauspielerin und TV-Macherin Pamela Adlon hat den Wechseljahren der FX-Dramedy eindrücklich Raum gegeben. Sie spielt Sam, eine Komikerin und alleinerziehende Mutter von drei Töchtern, in Los Angeles. Im Finale der vierten Staffel kommt es zu einem Fernsehauftritt, bei dem sie über die Feinheiten des Frauseins und des Älterwerdens spricht: Die Menopause. Niemand will davon hören, und deshalb hat dich auch niemand darauf vorbereitet, schildert sie, während ihre Töchter aufmerksam zusehen. Warum bereiten wir uns gegenseitig nicht vor? Frauen haben Angst, darüber zu reden, selbst unter sich. Aber wir sollten einander doch Schwestern sein. Eine wichtige Szene. Denn offene Gespräche über die Menopause sind nicht nur für Menschen wichtig ist, die sie bereits erlebt haben oder kurz davorstehen. Sondern auch für junge Frauen – damit sie verstehen, was auf sie zukommt. Den Wechseljahre-Schock braucht heutzutage niemand mehr.
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