Was uns zusammenhält: Über die Wichtigkeit von Freundschaften
Ein besseres Leben, mehr Wohlbefinden: So gesund ist Freundschaft gerade Ü50 für uns. Journalistin Birgit Fenderl widmet ihr ein ganzes Buch samt prominenten Beispielen.
Ist es die richtige Ernährung? Ausreichend Sport und Schlaf? Die Gnade der Geburt? Was macht einen Menschen eigentlich glücklich und gesund? Im Grunde ahnt jede/r, dass es vor allem immaterielle Dinge sind, die uns bereichern. Das wohl berühmteste Forschungsprojekt zu diesem Thema stammt von der renommierten Harvard Universität. Die Grant Studie untersuchte über einen Zeitraum von 80 Jahren, was als Glück empfunden wird. Im Laufe dieser Zeitspanne haben die Forscher:innen den Gesundheitsverlauf der Teilnehmer:innen und ihr weiteres Leben, einschließlich ihrer Erfolge und Misserfolge in Karriere und Privatleben, untersucht.
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Die überraschende Erkenntnis ist, dass unsere sozialen Beziehungen und wie glücklich wir in diesen sind, einen starken Einfluss auf unsere Gesundheit haben, so die Studienleiter:innen: Es ist gut, sich um seinen Körper zu kümmern, aber auch die Pflege von Beziehungen ist eine wichtige Art der Selbstfürsorge. Bestätigt wird das – vor allem in Hinsicht auf Freundschaften Ü50 – durch eine aktuellere Studie aus dem Jahr 2022. Das Ergebnis: gerade ab der Lebensmitte sorgt ein gutes soziales Netzwerk für mehr Resilienz. Untersucht wurde im Konkreten der Zusammenhang mit dem Umgang von chronischen Schmerzen – wer mehr liebt und geliebt wird, der leidet weniger.
Birgit Fenderl: Jetzt haben wir wieder mehr Zeit füreinander!
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Freundschaften geben uns Halt und ersetzen mitunter sogar Familie. Aber was macht Freundschaft eigentlich aus? Dieser Frage geht Moderatorin und Journalistin Birgit Fenderl in ihrem neuen Buch Was uns zusammenhält aus dem Ueberreuter Verlag nach – im Gespräch mit Philosophin Lisz Hirn, mit Psychotherapeutin Cristina Budroni und mit bekannten Persönlichkeiten samt ihren Freundinnen: Sie erzählen, was für sie aneinander bereichernd ist.
Ich habe mehrere sehr enge Freundinnen, die für mich alle wertvoll sind. Die meisten kenne ich schon sehr lange, da ergeben sich über die Jahrzehnte natürlich unterschiedliche Phasen, auch abhängig von der jeweiligen Lebenssituation. So wie ich tauchen die meisten gerade wieder aus der Phase auf, in der wir mit Kindern, Familie und Job mehr als eingedeckt waren und uns die Freundinnen-Zeit wirklich rausstehlen mussten, so die Autorin: Ich freue mich darauf, wenn wieder mehr Raum bleibt für uns. In der Zeit als meine Tochter klein und ich alleinerziehend war, war meine engen Freundinnen mein allerwichtigstes Netz, vor allem, weil meine Eltern sehr früh verstorben sind und ich Einzelkind bin. Aber auch jetzt, wo ich seit vielen Jahren wieder in einer Partnerschaft lebe und meine Tochter erwachsen wird, bleiben sie sehr wichtig. Unter Freundinnen gibt es noch einmal eine andere Ebene als mit einem Partner, finde ich. Unsere Männer schütteln manchmal den Kopf, bis in welche Details wir bei manchen Themen gehen können – da kommunizieren Frauen meiner Erfahrung nach einfach anders.
Prominente Frauenfreundschaften Ü50: Ein großes Privileg!
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Aber auch andere bekannte Gesprächspaare finden sich mit spannenden, berührenden und witzigen Erzählungen im Buch, darunter etwa Erika Pluhar und Anna Dangel, Anneliese Rohrer und Susan Buckland oder Haya Molcho und Ellen Lewis. Besonders die letztgenannte Liebesgeschichte verdeutlicht, dass auch Unterschiede uns vereinen können: Aus der Hausfrau Haya wurde eine bekannte Köchin und Gastronomin, obwohl sie erst im Alter von 50 Jahren in das Businessleben eingestiegen ist. Zuerst mit Catering, dann mit einem Lokal am Wiener Naschmarkt, dem NENI, benannt nach den Anfangsbuchstaben ihrer Söhne. Inzwischen gibt es elf Restaurants weltweit, sieben Kochbücher und Produkte in Supermärkten.
Ellen hingegen, an der University of California, Berkeley ausgebildete Literaturexpertin gleitet langsam Richtung Pension, auch wenn sie als selbstständige Universitätsberaterin nie ganz zu arbeiten aufhören will. Man sieht selten, dass jemand, der schon über 50 Jahre alt ist, so schnell und derart lernfähig ist, streut sie ihrer Freundin Rosen. In letzter Zeit sind ihre Gespräche allerdings oft ernster, wenn sie sich etwa darüber austauschen, wie sie und ihre Männer älter werden und wie sie in dieser neuen Lebensphase damit umgehen. Familie könne man sich bekanntlich nicht aussuchen, Freundschaften schon, fasst die Gastronomin ihre Gedanken zusammen. Meiner Meinung nach ist es ein großes Privileg, eine Freundschaft wie unsere zu leben.
Die Tiefe der Freundschaft: Männer, Frauen und die Menopause
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Die bekannte Psychotherapeutin Cristina Budroni erklärt das Phänomen und auch den Unterschied zwischen Männer- und Frauenfreundschaften: Ich vergleiche sie gerne mit dem Meer, dem Ozean. Wir knönen darin schwimmen, schnorcheln, Tiefsee-tauchen. Meiner Erfahrung und meinem Wissen nach bewegen sich Männerfreundschaften, generell gesehen, öfter an der Oberfläche, sie schnorcheln. In die Tiefe zu tauchen, bereitet ihnen oft ängstliches Unbehagen, Frauen weniger. Es liegt da an, dass Frauen durch die Biologie mehr mit dem Leben und mit dem Tod konfrontiert und beschäftigt sind als Männer. Sie gebären, die Geburt ist der Inbegriff des Lebens und des Todes zugleich, sie erleben durch die Menopause eine Zäsur und wissen, dass sie in die letzte Lebensphase gleiten. Ich erlebe oft, dass Männer viel mehr Angst vor dem Tod haben, vor der Konsequenz des Lebens. Auch werden unter Freunden Themen wie Gesundheit, Krebsvorsorge, Prostata oder erektile Dysfunktion oft ausgespart. Das ist bei Frauen ganz anders, schon als Mädchen tauschen sie sich aus.
Das Fazit der Redaktion: Ein wunderbares Buch über jene Familie, die man sich aussuchen kann. Wir hoffen, dass euch unsere Plattform wechselweise.net auch eine gute Freundin ist – vor allem wenn die Lebensmitte neue Fragen aufwirft. Die Antworten finden wir dann gemeinsam!
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