Theaterstück über die Wechseljahre: Jetzt wird es „F*ING HOT“!

Eine Frau rekapituliert die Tabuisierung ihres Unterleibs. In ihrem letzten Stück entführte uns Grischka Voss auf eine künstlerische Expedition in das weite, teils noch unerforschte Land der weiblichen Sexualität. In schwarzem Leder gekleidet und in einer über die Bühne des Theaters Drachengasse ausgelegten Riesenvulva stehend.

„Bulletproof“ ist die Geschichte von Amanda, einem weiblichen Freigeist. Sie ist präpotent, konsumiert Sex wie andere Kaffee und liebt es, mit nacktem Oberkörper vor ihren Lovern zu posieren. Sie nennt die Dinge beim Namen und spricht hemmungslos, frech und witzig über ihre Lust, weibliche Körperflüssigkeiten oder Selbstbefriedigung. Nun kehrt die Rebellin zurück auf die Bühne – und: sie ist im Wechsel.

Im Wechsel plötzlich unfuckable?

Noch wird heftig geprobt, Anfang des kommenden Jahres dann findet die Premiere von „F*ING HOT!“ statt – erneut in der Wiener Drachengasse, erneut mit der charismatischen und völlig ungehemmten Performerin Voss in der Hauptrolle.

Die Idee zum Stück kam ihr, während sie „Bulletproof“ spielte: Eine ältere Frau aus dem Publikum bat sie um die Beleuchtung der Wechseljahre: „Sie hat mir erzählt, dass sie sich unsichtbar fühlen würde, wie ein Neutrum. Doch das Frausein sitzt doch nicht in der Gebärmutter!”, so Voss. Der Inhalt des Stücks? Amanda versteht die Welt nicht mehr. Warum wird das Klimakterium gleichgesetzt mit Leid, Verwesung und Verdammnis? Wieso soll uns die Menopause entweiblichen oder gar entsexualisieren?

Mit voller Wucht und Wortwitz attackiert die Fünfzigjährige das Stigma “Frau im Wechsel”, zerrt es aus dem Verdrängungsjenseits, um es zu zerschmettern und endlich die grandiosen Vorteile dieser weiblichen Umbruchsphase zu beleuchten. Sie nimmt uns mit auf eine wilde Forschungsreise durch sämtliche Wechselgebiete, klärt auf, ist empört, dass die wenigsten Frauen überhaupt wissen, was Klimakterium genau bedeutet, wann es beginnt, dass es nicht Menopause heißt. Sie ärgert sich über die mangelnde Frauengesundheitsforschung, prangert an, dass man alles über die Schwangerschaft und nichts über den Wechsel weiß. Und sie fragt sich, wieso es heute ein Skandal ist, wenn man so alt aussieht, wie man ist, und sich Frauen im Klimakterium plötzlich „unfuckable“ fühlen.

Die Errungenschaften des Alterns

Schon jetzt fiebert Voss, die auch auf unserem Portal intensiv zum Thema recherchierte, der Premiere entgegen: „Der Wechsel ist genau wie die Pubertät, man schwitzt, kriegt Haare an Stellen, wo vorher keine waren, wird moppelig, stellt sich komplett in Frage, mit dem Ergebnis, dass man danach eine tolle Frau ist!“

Mit heißen Fakten, schrägem Humor und frechen Songs soll „F*ING HOT!“ Frauen dazu ermutigen, das Klimakterium und sich selbst mit einem neuen Blick zu sehen, einem weiblichen, positiven. „Amanda sieht in den Wechseljahren mehr Lust, mehr Erfahrung, mehr Wissen, mehr Können, mehr Freiheit. Für sie sind Frauen im Klimakterium Heldinnen!“, so die die Tochter von Dramaturgin Ursula und Burgschauspieler Gert Voss.

Wir durften das Drehbuch vorab lesen und sind begeistert. Warum beweist ein Auszug aus dem Text der wechselweisen Amanda: „Ich bin nicht mehr so naiv wie früher. Wenn mir jetzt jemand blöd im Dunkeln kommt, dann sieht er eine Frau, die verdammt sauer werden kann und überlegt es sich lieber noch mal. Das ist für mich zum Beispiel eine der großen Errungenschaften des Älterwerdens. Respekt. Und den habe ich mir hart erarbeitet. Muss ich wirklich sagen. Das hat bei mir sehr viel damit zu tun, dass es mir mittlerweile egal ist, ob mich jemand nett findet oder nicht. Sehr befreiend. Auch das Gefühl, endlich aus dieser Opferrolle herausgekommen zu sein, finde ich grandios. Frauen haben in dieser Rolle gar nichts verloren! Es ist Zeit, endlich ganz klare Grenzen zu setzen und ich kann es, weil ich eine Frau im Wechsel bin. Jetzt traue ich mich, mich so zu zeigen, wie ich bin.”

„F*ING HOT!“  – ein heißes Stück Frau von und mit Grischka Voss. Eine Produktion des Wiener Theater Drachengasse ab 16.1.2023 (Regie: Kristina Bangert Kostüm und Bühne: Agnes Hamvas Musik: Lonesome Andi Haller Band Choreographie: Peter Beil)