Tabuthema Wechseljahre: Jede zweite Frau hat Angst vor Abwertung
Eine österreichweite Umfrage bestätigt, was wir längst wissen: Die Wechseljahre sind immernoch ein gesellschaftliches Tabu. Warum das so ist und wie wir das ändern können
Es sind alarmierende Zahlen, die eine österreichweite Umfrage* zeigt: Die Wechseljahre sind derzeit zwar für viele Medien Trendthema, dennoch gilt eine offene Kommunikation in der Gesellschaft und generell über Beschwerden im privaten und beruflichen Kontext weiterhin als Tabu. Die Folge davon sind betroffene Frauen, die im Stillen leiden, nicht ausreichend Anlaufstellen und eine immer noch unzureichend sensibilisierte Ärzteschaft. Dabei wäre Aufklärung dringend nötig: 100% der Frauen kommen in den Wechsel, aber nur jede zweite Frau fühlt sich ausreichend darüber informiert, was in dieser Lebensphase in ihrem Körper passiert. Die Gründe sind vielfältig.
Angst vor Abwertung und Wunsch nach mehr Akzeptanz
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Aktuell sprechen Frauen nicht offen über ihre Wechseljahre – und wenn, dann vor allem im privaten Umfeld. Die wichtigsten Wünsche und Befürchtungen:
- Zwei von drei Frauen (64 Prozent) wünschen sich eine offene Kommunikation im privaten Umfeld.
- Fast jede zweite Frau befürchtet, nicht ernst genommen zu werden (47 Prozent) oder Abwertung zu erfahren (45 Prozent).
- 34 Prozent haben Angst, als weniger leistungsfähig gesehen zu werden.
- Jede dritte Frau (33 Prozent) wünscht sich eine offene Kommunikation zum Thema Wechseljahre am Arbeitsplatz. Sie wollen ernst genommen werden, ohne negative Reaktionen befürchten zu müssen.
- Für 27 Prozent ist das Thema im beruflichen Kontext ein Tabuthema. Darüber gesprochen wird vor allem im privaten Bereich mit Freund:innen und Bekannten (66 Prozent).
- 60 Prozent der Befragten erwarten sich mehr Einfühlungsvermögen und Empathie vom Partner oder der Partnerin.
- 50 Prozent fordern Verständnis von Freund:innen und Bekannten ein.
Die Aufklärung durch die Ärzteschaft wird als mangelhaft bewertet
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Besonders bemerkenswert: Auch bei einem Arztbesuch haben 58% der Befragten Ängste vor negativen Reaktionen zu dem Thema und wünschen sich mehr Einfühlungsvermögen. Die Hälfte der Frauen (48 Prozent) bewertet die ärztliche Aufklärung über die Wechseljahre als mittelmäßig bis schlecht, 17 Prozent als schlecht oder sogar sehr schlecht.
Physische Belastungen: 56 Prozent leiden unter Schlafstörungen
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Die Folgen dieser Zahlen sind fatal, denn die Wechseljahre sind begleitet von einer Vielzahl physischer und psychischer Veränderungen. Das Schweigen bezahlen Frauen meist mit schlechter Gesundheit und Lebensqualität.
- Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) leidet unter Schlafstörungen,
- knapp die Hälfte (47 Prozent) an Stimmungsschwankungen.
- Die charakteristischen Hitzewallungen und Schweißausbrüche betreffen 27 Prozent.
- Psychische Beschwerden, wie Niedergeschlagenheit (27 Prozent), Angstzustände (11 Prozent) und Hoffnungslosigkeit (7 Prozent), erschweren die Wechseljahre zusätzlich.
- Fast ein Drittel der Frauen (28 Prozent) beschreibt die Wechseljahre als emotionalen Prozess im negativen Sinn.
Schluss mit dem Tabu – aber wie?
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Damit das größte Tabu der Frauengesundheit endlich die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient, gibt es auf vielen Ebenen zu tun:
- Sprich das Thema bei deiner Ärztin oder deinem Arzt an: Ein offener Dialog fördert das Bewusstsein auf allen Seiten. Nur so kannst du dich fachkundig begleiten lassen und musst deine Symptome nicht alleine bewältigen.
- Hör auf deinen Körper: Die Wechseljahre beginnen schleichend und Anfangs sind es vielleicht nur kleine Veränderungen. Bleibe wachsam ohne dich verrückt zu machen und suche dir rechtzeitig Hilfe.
- Bleibe im Austausch mit anderen Frauen: Eine starke Community zum Austausch ist sehr wichtig um sich immer wieder daran zu erinnern – Nein, wir sind nicht alleine und wir müssen da nicht durch. Am 2. Wechselweise MenoDay am 20. Oktober 2024 in Wien findest du Gleichgesinnte und ExpertInnen mit Antworten auf viele Fragen, die dich im Wechsel bewegen. Sichere dir hier dein Ticket.
Hinweis: Die Umfrage wurde von TQS-Research & Consulting KG im Auftrag von Promedico durchgeführt. 724 Frauen, zwischen 45 und 70, wurden im April 2024 österreichweit befragt.
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