Liebeskiller oder Booster? Wie der Wechsel auf Beziehungen wirkt
Eine neue Umfrage bestätigt die Angst vieler Frauen, dass die Wechseljahre eine Partnerschaft belasten. Schauspielerin Naomi Watts hält als prominentes Beispiel dagegen.
Aktuelle Nachrichten aus Irland sorgen derzeit für Unbehagen in den Köpfen und Herzen vieler Frauen im Wechsel – auch abseits der grünen Insel: Etwas mehr als die Hälfte der knapp 3.000 Frauen, die an einer Umfrage von The Menopause Hub? teilgenommen haben, befürchten, dass ihre langfristigen Beziehungen unter den Symptomen der Wechseljahre leiden. Fast zwei Drittel (64 %) der Frauen, die an der entsprechenden Online-Umfrage teilgenommen haben, gaben darüber hinaus an, dass ihr Sexualleben in den Wechseljahren leidet und führten dabei die Klassiker der wenig erfreulichen Begleiterscheinungen auf: Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Gewichtszunahme, Scheidentrockenheit, Schlaflosigkeit und geringe Libido.
Kein Schlaf, kein Sex: Wenn im Bett nichts mehr geht
%CONTENT-AD%
Vor allem die beiden letztgenannten Symptome stehen in direktem Zusammenhang. Denn das, was der gesunde Menschenverstand erahnt, wurde nun wissenschaftlich bestätigt. Eine Studie, die auch in der Fachzeitschrift Sleep Epidemiology veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass das sexuelle Verlangen von Frauen in der Lebensmitte durch Schlaflosigkeit und Schlafapnoe deutlich beeinträchtigt wird. Frauen, die nur fünf oder sechs Stunden pro Nacht schliefen, haben demnach eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit, in einer Partnerschaft sexuell aktiv zu sein, als Frauen mit mehr Schlaf.
Die Forscher:innen weisen darauf hin, dass die Beziehung zwischen Schlaf und Hormonen in dieser Untersuchung von wesentlicher Bedeutung ist – aber Ursache und Wirkung auch zyklisch verlaufen können. Sprich: Hormonschwankungen in den Wechseljahren können Schlafstörungen verursachen, Schlafstörungen wiederum können das Hormonchaos befeuern, und dieses in weitere Folge das Sexualleben beeinträchtigen.
Scheidungsrate: Die Menopause als Sargnagel
%MEDIUM-RECTANGLES%
Aber eine stabile Partnerschaft wird nicht nur über Sex definiert, sondern benötigt auch emotionale Nähe, Kommunikation auf Augenhöhe und – nicht zu vergessen – ausreichend Support von außen. Fehlen diese Zutaten, landet das Paar wahrscheinlich vor dem Scheidungsgericht – jedenfalls legt das eine britische Studie nahe, die 2022 anlässlich des Welt-Menopause-Tags veröffentlicht wurde.
- Eine von The Family Law Menopause Project und Newson Health Research and Education durchgeführte Umfrage zeigt, dass 7 von 10 der befragten Frauen (73 %), den Wechsel für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich machen. Weitere 67 % der Befragten gaben beunruhigt an, dass häusliche Gewalt und Streitereien dadurch zunehmen.
- Dazu kommen Sprachlosigkeit und mangelhafte medizinische Beratung: Nur einem Drittel jener Frauen, die meinten, dass ihre Symptome eine Belastung für Partnerschaft und Familienleben darstellen, wurde bei Arzt oder Ärztin eine zufriedenstellende Behandlung zur Linderung ihrer Symptome, wie etwa die Hormonersatztherapie, angeboten.
- Und nur ein Fünftel der Frauen suchten aktiv nach Unterstützung im Freundeskreis oder gar beim Partner selbst, um über ihre Beschwerden und Sorgen zu sprechen.
%EVENT%
Umfrage-Impulsgeberin und Menopause-Expertin Louise Newson stellt dazu fest: "Dieser Bericht ist eine fantastische Gelegenheit, den Zusammenhang zwischen den Wechseljahren und Beziehungen aufzuzeigen. Während die körperlichen Symptome oft diskutiert werden, werden die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit oft ignoriert und können für viele Frauen katastrophale Folgen haben, die sich sehr negativ auf ihre Arbeit und auch auf ihre Beziehungen auswirken.
Heirat mit 54: Naomi Watts über das Glück der Lebensmitte
%QUESTION%
Tatsache: Die bedauerliche Ignoranz gegenüber der Frauengesundheit speziell im mittleren Alter und das Tabu der Wechseljahre, welches wiederum zu mangelhaften Informationen dazu führt, sind eine toxische Mischung – auch für die Liebe. Ein mögliches Gegengift könnte die Schauspielerin Naomi Watts, 54, gefunden haben – sie ist einer der bekanntesten Role Models im Kampf gegen Altersdiskriminierung und Gründerin der Ü50-Beautylinie Stripes.
Watts gab im Sommer 2023 ihren langjährigen Partner Billy Crudup überraschend das Ja-Wort und sorgte in einem Hello-Interview zu ihrer Ehe für Hoffnung und Zuversicht: Sie wolle weiterhin Geschichten über ältere Frauen und insbesondere über die Wechseljahre erzählen, um ein offeneres Gespräch zu ermöglichen und das allgemeine Bewusstsein zu schärfen. Denn: Es wird zunehmend anerkannt, dass die Geschichte der Frau nicht mit einem bestimmten Alter endet, weder ihr private noch ihre berufliche. Die Wechseljahre nehmen einen erheblichen Teil des Lebens einer Frau in Anspruch. In dieser Zeit können so viele Dinge passieren: der Tod oder die Pflege der Eltern, der Auszug der Kinder, eine Scheidung, eine neue Liebe, ein Karrierewechsel, der Wiedereinstieg ins Berufsleben. Das alles ist großartiges Futter für inspirierende, mutmachende, reichhaltige Erzählungen. Teilen wir sie und lernen wir voneinander!
Weiterlesen: Heiße Tipps: Wie man mit dem Partner über Sexualität & Libido spricht
Weiterlesen: Zwischen Trennung und Hitzewallung: Die besten Exit-Strategien
Weiterlesen: Zweiter Frühling: Kommt jetzt die große Liebe?
Schreib einen Kommentar ( 0 )