Lässt sich die Menopause hinausschieben – gar für immer?
Ein Wunsch vieler Frauen, die unter Wechselbeschwerden leiden? Das Einfrieren und Reimplantieren von Eierstockgewebe könnte ein Weg sein, die Menopause zu verzögern.
Dass die Wechseljahre Vor- und Nachteile haben, darin sind wir uns wohl alle einig. Manche Frauen freuen sich über das Ende der lästigen Menstruation, der Verhütungsfrage und -verantwortung sowie der Sorge vor ungewollten Schwangerschaften. Andere wiederum fürchten sich vor Symptomen wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen oder Gewichtszunahme. Für ein Drittel ist diese Lebensphase kurz und kaum spürbar. Bei einem weiteren Drittel der Frauen sind die Symptome erträglich vorhanden. Das dritte Drittel ist jene Gruppe an Frauen, die regelrecht unter den Beschwerden leidet. Allen gemein ist, dass die Menopause unaufhaltsam eintritt.
Dem muss nicht so sein, erklärt ein US-amerikanisches Wissenschafterteam der Yale School of Medicine im American Journal of Obestrics and Gynecology. Ob es nun darum geht, die Gebärfähigkeit einer Frau zu erhalten, sie wieder zu aktivieren oder Unannehmlichkeiten der Wechseljahre hintan zu halten: Die Forscher scheinen einer konkreten Lösung des vermeintlichen Dilemmas auf der Spur zu sein.
Die Menopause beeinflussen zu können, ist ein neues Thema rund um die biologischen Prozessen der Wechseljahre. Doch dabei scheiden sich die Geister. Einige sind der Meinung, dass eine solche Forschung zu lebensverändernden Vorteilen für Frauen führen könnte. Andere betrachten die Wechseljahre als einen biologisch fundierten Lebensabschnitt, der von der medizinischen Wissenschaft nicht als Krankheit angesehen werden sollte.
Wie lange ist eine Frau fruchtbar?
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Wie lange eine Frau überhaupt fruchtbar ist, lässt sich feststellen. Das sogenannte Anti-Müller-Hormon (AMH) steuert die Entwicklung der Eizellen und kann mittels Bluttests nachgewiesen werden. Es gibt somit Aufschluss über die Fruchtbarkeit. Mit steigendem Alter einer Frau sinkt der AMH-Wert parallel zu den Eizellreserven. Etwa drei bis fünf Jahre vor dem Eintritt der Wechseljahre sinkt das Anti-Müller-Hormon unter die Nachweisgrenze und macht den Eintritt des Menopausenalters schätzbar.
Der Fertilitätsforscher Kutluk Oktay von der Yale School of Medicine möchte es erst gar nicht so weit kommen lassen. Seit Jahren forscht er an verschiedenen Möglichkeiten, die Menopause bei gesunden Frauen durch das Einfrieren – die sogenannte Kryokonservierung - und Wiedereinsetzen von Eierstockgewebe zu verzögern.
Kryokonservierung und die Transplantation von Eierstöcken
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Die Kryokonservierung und Transplantation von Eierstöcken ist ursprünglich als Option für Frauen und junge Mädchen, gedacht, bei denen das Risiko besteht, dass sie etwa aufgrund einer Krebsbehandlung ihre Fruchtbarkeit verlieren. Bei diesem Verfahren wird Eierstockgewebe entnommen, indem ein Eierstock ganz oder teilweise entfernt wird. Anschließend wird die äußere Schicht des Eierstocks – die so genannte Rinde –, die Hunderttausende unreifer Eizellen enthalten kann, in einem hochspezialisierten Verfahren eingefroren. Das kryokonservierte Gewebe wird dann in flüssigem Stickstoff gelagert. Für die Lagerung gibt es keine zeitliche Begrenzung, und selbst nach jahrzehntelanger Lagerung sind erfolgreiche Schwangerschaften eingetreten.
Sobald gewünscht, werden Schnipsel des Eierstockgewebes aufgetaut und der Frau in den verbliebenen Eierstock zurücktransplantiert. Das transplantierte Gewebe wird dann vom Eierstock der Empfängerin wieder mit Blut versorgt.
Menopause verzögern oder gar ganz verhindern?
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Seit Kutluk Oktay seine erste erfolgreiche Transplantation mit kryokonserviertem Eierstockgewebe durchgeführt hat, wird das Verfahren erfolgreich bei Krebspatientinnen eingesetzt, heißt es in der Studie. Krebsbehandlungen haben oft zur Folge, dass die Eizellreserve in den Eierstöcken dauerhaft geschädigt wird und die Menopause ausgelöst werden kann.
Ein mathematisches Modell des Forschers soll vorhersagen, wie lange der Eingriff die Menopause unter verschiedenen Umständen bei gesunden Frauen hinauszögern könnte. Dabei werden unterschiedliche Faktoren berücksichtigt – das Alter der Frau, die Menge des entnommenen Gewebes und der Heilungsprozess nach der Transplantation. Die Studiendaten zeigen, dass die Kryokonservierung der Eierstöcke bei den meisten Frauen unter 40 die Menopause deutlich hinauszögern kann. Bei Frauen unter 30 Jahren kann das Verfahren die Wechseljahre möglicherweise sogar ganz verhindern, erklärt Kutluk Oktay.
Gesundheitliche Vorteile?
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Das Verzögern der Menopause könnte seiner Ansicht nach durchaus gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Studien zeigen etwa, dass Frauen, die später in die Wechseljahre kommen, länger leben und ein geringeres Risiko für eine Reihe von Erkrankungen – etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Netzhauterkrankungen, Depressionen und Knochenschwund – haben.
In derzeit noch laufenden Forschungsarbeiten untersucht der Forscher gemeinsam mit seinem Wissenschafterteam die Ergebnisse gesunder Frauen, die sich für eine Verzögerung der Menopause durch dieses Verfahren entschieden haben. Die Veröffentlichung dieser Studien liegt allerdings noch in weiter Ferne.
Schwangerschaft, Stillen und Sex
In weiter Ferne liegt damit auch die Möglichkeit der Anwendung eines solchen Verfahrens. Bis dahin können wir nur auf Mutter Natur setzen, wobei es sehr wohl auch Faktoren zu geben scheint, die einen frühzeitigen Wechsel verhindern könnten. Schwangerschaft und Stillen dürften dabei eine Rolle spielen. Eine im Fachblatt Jama Network Open publizierte Studie zeigt, dass sich das Risiko früher Wechseljahre reduziert, je häufiger Frauen für mindestens sechs Monate schwanger wurden. Das geringste Risiko hatte Mütter, die ihren Nachwuchs sieben bis zwölf Monate ausschließlich stillten.
Auch Sex dürfte seine Wirkung haben. Frauen, die mindestens einmal wöchentlich sexuell aktiv waren, wiesen ein um 28 Prozent geringeres Risiko auf, in einen frühen Wechsel zu kommen. Forscher des University College London gehen davon aus, dass der Organismus älterer Frauen den Eisprung einstellt, wenn die Chance, schwanger zu werden – wenn also Frauen weniger Sex haben -, sinkt.
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