In der Apotheke: Wie man Wechselbeschwerden artikuliert und was hilft
Hitzewallungen, Schlafstörungen, miese Stimmung: Die erste Anlaufstelle ist oft die Apotheke. Welche pflanzlichen Arzneimittel schaffen Linderung?
Rund zwei Drittel aller Frauen leiden im Wechsel unter Beschwerden, teils so stark, dass sie die Lebensqualität und den Alltag stark beeinträchtigen. Für sie gilt: Ab zum Gynäkologen oder der Gynäkologin, um abzuklären, welche Schritte zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden führen können – auch im Sinne der Prävention: In den Wechseljahren werden immerhin die Weichen für ein gesundes Alter gelegt.
Je nachdem wie stark eine Frau unter Wechselbeschwerden leidet, kann eine Hormonersatztherapie durchaus sinnvoll sein. Bei leichteren Wechselsymptomen hingegen musst du aber nicht gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen – es gibt eine Reihe von sanften und natürlichen Behandlungsmöglichkeiten, die leichte Beschwerden deutlich lindern können.
Im Wechsel in der Apotheke: Sie sind damit nicht alleine!
Doch welches Helferlein passt zu mir? Der erste Weg führt oft in die Apotheke ums Eck. Es gibt viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, um leichte Beschwerden im Wechsel in den Griff zu bekommen, bestätigt Monika Aichberger, Vizepräsidentin der österreichischen Apothekerkammer Und es gibt nichts, das man nicht fragen kann. Und es braucht auch nicht sofort einen Hormonspiegel, gerade bei leichten oder mittleren Symptomen.
Nachsatz: Jede gesunde Frau kommt in die Wechseljahre, sie sind keine Krankheit, sondern eine natürliche Reaktion des Körpers auf die physiologischen Hormonveränderungen. Wobei die Symptome sehr individuell ausfallen können. Deshalb ist es ratsam, sich in der Apotheke erst eingehend zu informieren und dann mit der Selbsthilfe zu beginnen. Wichtig: Die Erfahrung zeigt, dass gerade bei pflanzlichen Heilmitteln etwas Geduld gefragt ist. Meist dauert es zumindest vier Wochen, bis eine deutliche Linderung der Symptome eintritt.
Für die Qualität der Beratungsgespräche hält Aichberger die Hand ins Feuer: Apotheker und Apothekerinnen besuchen zahlreich Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse und werden auch durch externe Experten oder Industriepartner geschult.
Sensibel: Wechselwissen für die Apotheken-Beratung
Eine dieser externen Expertinnen ist Heidi Gregor, Pharmazeutin und passionierter Coach für die Kollegenschaft. Ihr Beruf wurde zur Berufung, da sie selbst verhältnismäßig ahnungslos durch den eigenen Wechsel ging – und die erlebten Irrungen und Wirrungen anderen Frauen ersparen möchte: Das Tabu der Wechseljahre, der Jugendkult und die Angst vorm Altern hindern die offene Kommunikation, und ohne Kommunikation kommen wir nie zur typgerechten Lösung. Und ja – diese passiert sehr oft in der Apotheke als erste logische Anlaufstelle, erzählt sie.
Und wie erkennt Herr oder Frau Apotheker:in eine Kundin, die möglicherweise Beratung zu diesem Thema braucht? Wie kann ein sensibles Beratungsgespräch geführt werden? Sicherlich ist ein klarer Blick auf das Alter der Frau zu Beginn sehr wichtig. Ab 40 können hinter vielerlei Beschwerden auch die Wechseljahre stecken. Mein Tipp: Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern sanft nachfragen in welcher Phase der Menopause die Frau gerade stecken könnte. Symptome und Lebensalter können Aufschluss geben. Manchmal ist es ist auch ratsam, den Wechsel als 'Hormonumstellung' zu bezeichnen, das hilft vielen dabei sich mehr zu öffnen.
Apotheken-Empfehlungen: Natürliche Hilfe gegen Wechselbeschwerden
Fazit? In der Apotheke ist neben dem Fachwissen immer auch viel Fingerspitzengefühl gefragt. Hier gibt es nicht nur das passende Produkt zum Problem, sondern auch gute Tipps für einen gesunden Lebensstil in der Lebensmitte: Entspannung, Ernährung und Bewegung führen ebenso zu einer Besserung des Wohlbefindens wie heilende Pflanzen, Pulverchen, Cremes und Tee-Sorten. Wir haben die Empfehlungen der Apothekerkammer zusammengefasst.
Beschwerde 1: Schlafstörungen
Wer in den Wechseljahren an Schlafstörungen leidet, sollte möglichst auf chemische Mittel verzichten – die Gefahr, abhängig zu werden, ist groß. Als sanfte Alternative haben sich schlaffördernde und beruhigende Tees oder Extrakte aus Hopfen, Baldrian, Melisse oder Passionsblume bewährt. Ebenso pflanzliche Arzneimittel mit Baldrian, Passionsblume, Melisse, Johanniskraut, Lavendel und Hopfen. Traubensilberkerze und Salbei wirkt gegen Hitzewallungen und Schweißausbrüche, die viele Frauen auch in der Nacht quälen. Obacht: Bei pflanzlichen Heilmitteln braucht es Geduld. Oft tritt die gewünschte Wirkung erst nach drei oder vier Wochen ein.
Beschwerde 2: Depressive Verstimmungen
Johanniskraut, Passionsblume, Melisse, Hopfen oder Orangenblüten bringen Linderung bei Stimmungsschwankungen und leichten Beschwerden. Viele Apotheken führen auch Kombi-Produkte wie Gute Laune Tees oder Kapseln. Tipp:
- Leichte Gemütsschwankungen in den Wechseljahren kann man gut selbst bekämpfen, körperliche Betätigung spielt eine große Rolle dabei.
- Handelt es sich jedoch um ein länger andauerndes Tief, bitte auf jedem Fall mit eine/m Ärzt:in Rücksprache halten. Besonders Frauen, die bereits vor dem Wechsel eine Depression erlebt haben, rutschen jetzt leichter noch einmal hinein.
Beschwerde 3: Scheidentrockenheit
Weniger ist mehr: Übertriebene Intimhygiene greift den natürlichen Schutzfilm der Vagina an. Und sonst? Zur Befeuchtung der Schleimhäute gibt es eine Vielzahl an Präparaten, die häufig Hyaluronsäure enthalten. Auch der Aufbau eines gesunden Scheidenmilieus mit Milchsäurebakterien ist wichtig.
Tipp: Eine Leinsamen-Kur (oral, bitte schön!) aus geschroteten Leinsamen in Joghurt oder Müsli eingerührt und einmal täglich eingenommen, gilt als gutes Hausmittel. Leinsamen enthalten Phytohormone, die ähnlich wie Östrogen die Schleimproduktion anregen.
Beschwerde 4: Hitzewallungen
Last but not least: Was hilft gegen die häufigste aller Wechselbeschwerden? Empfohlen wird oft Salbeitee, der für seine schweißhemmende Wirkung bekannt ist, bei akuten Ausbrüchen gibt es auch Fertigpräparate in Form von Kapseln oder Tinkturen.
Weiters besitzen Traubensilberkerze, Rotklee, Soja und Rhabarberwurzel östrogenähnliche Eigenschaften, die sich insbesondere auf Hitzewallungen und Schweißausbrüche positiv auswirken können. Mönchspfeffer trägt ebenfalls zur Regulierung des Hormonhaushalts bei und verschafft etwas Linderung. Durchprobieren muss man sich allerdings schon, nicht allen Frauen hilft dasselbe Produkt, und auch hier gilt: Etwas Geduld, bis die Wirkung einsetzt.
Weiterlesen: Gamechanger: Hormonfreie Medikamente gegen Hitzewallungen & Co.
Weiterlesen: Menopause: Die Folgen lückenhafter Forschung in der Frauengesundheit
Weiterlesen: Wechselbeschwerden: Suchportal für natürliche Heilmethoden
Schreib einen Kommentar ( 0 )