Herzinfarkt: Risiko steigt mit sinkendem Östrogenspiegel
Östrogen schützt die Herzgefäße. Sinkt der Spiegel in der Menopause, steigt das Herzinfarkt-Risiko für Frauen stark an. Die Symptome werden häufig übersehen.
Bis zu den Wechseljahren sind Frauen im Vergleich zu Männern viel seltener von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Das liegt am Hormon Östrogen. Es hat in vielerlei Hinsicht schützende Effekte im Körper – unter anderem auf das Gehirn, die Knochen, aber eben auch auf das Herz. Mit dem Abfall des Östrogenspiegels können Frauenherzen allerdings gehörig aus dem Takt geraten. Das kardiovaskuläre Risiko einer Frau kann nach der Menopause stark ansteigen und Männer ähnlichen Alters und mit ähnlichem Gesundheitsstatus schnell einholen, wie eine aktuelle Studie aus den USA zeigt.
Im Laufe der Jahre kommt es zu Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden – den sogenannten Plaques. Sie setzen sich vor allem aus Fett, Kalzium und anderen Substanzen zusammen. Dadurch verlieren die Arterienwände ihre Elastizität und verdicken sich. Brechen diese Plaques auf, können sie den Blutstrom derart beeinflussen, dass es zum Herzinfarkt kommt.
Mit dem Absinken des Östrogenspiegels kann dieser Prozess auch Frauen treffen. Und noch mehr: Denn die Ergebnisse der Studie, die zuletzt bei der wissenschaftlichen Tagung des American College of Cardiology präsentiert wurde, deuten darauf hin, dass die Plaquebildung bei Frauen nach der Menopause sogar schneller voranschreitet als bei Männern. Diesem Umstand, dass der Schutz in den Wechseljahren verloren geht, sind sich viele Frauen, aber auch viele Ärzte nicht bewusst, warnt Studienautorin Ella Ishaaya, Ärztin für Innere Medizin am Harbor-UCLA Medical Center in Torrance, Kalifornien.
Frauen haben eine andere Fettspeicherung und andere Blutgerinnung
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Nach der Menopause haben Frauen viel weniger Östrogen und wechseln zu einem eher testosteronlastigen Profil, erklärt die Medizinerin. Dies wirkt sich auf die Art und Weise aus, wie der Körper Fett speichert, wo er Fett speichert und wie er Fett verarbeitet. Es wirkt sich sogar auf die Art und Weise aus, wie das Blut gerinnt. Und all diese Veränderungen erhöhen der Studie zufolge das Risiko, eine Herzerkrankung zu entwickeln.
In der Studie wurden bei Frauen nach der Menopause Herz-Scans durchgeführt, um ihren CAC-Wert zu ermitteln. Dieser Wert ist das Maß für die Ablagerungen von Plaque in den Herzarterien. Die CAC-Werte werden mit einem schnellen, nicht-invasiven Scan (Coronary Artery Calcium Scoring) ermittelt, der einem Röntgenbild ähnelt. Ein höherer CAC-Wert weist auf ein höheres Risiko für einen Herzinfarkt oder andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen hin.
Forscher verglichen Frauen mit Männern
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Die Forscher analysierten die Daten von 579 postmenopausalen Frauen, die Statine zur Kontrolle ihres Cholesterinspiegels einnahmen und sich im Abstand von mindestens einem Jahr zwei CAC-Scans unterzogen hatten. Die Teilnehmerinnen hatten zum Zeitpunkt des ersten Scans keine Herzerkrankung. Um die CAC-Veränderungen bei Männern und Frauen zu vergleichen, wurde jede weibliche Probandin mit einem männlichen Teilnehmer mit ähnlichem Profil in Bezug auf Alter, Ethnie, Statine-Einnahme, Blutdruck und Diabetesstatus zusammengebracht.
Die Probanden wurden bei Studienbeginn in drei Gruppen unterteilt – mit CAC-Werten von 1 bis 99, 100 bis 399 und 400 oder höher.
- Zwischen dem ersten und dem zweiten Scan stieg der Wert bei Frauen mit einem Ausgangswert von 1-99 im Median um acht Punkte an, doppelt so viel wie bei ihren männlichen Kollegen mit einem Medianwert von vier.
- Bei Frauen mit einem Ausgangs-CAC von 100 bis 399 stieg der Wert im Median um 31 Punkte, was ebenso etwa doppelt so hoch ist wie der Medianwert von 16 bei Männern.
- Bei den Frauen mit einem Ausgangs-CAC-Wert von 400 oder höher gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern.
Frauen weisen viel subtilere Symptome auf
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Herzerkrankungen sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen die häufigste Todesursache. Doch das kardiovaskuläre Risiko von Frauen wird traditionell zu wenig behandelt, weil Frauen in der Regel in einem höheren Alter als Männer an Herzkrankheiten erkranken und viel subtilere Symptome aufweisen. Frauen sterben zudem öfter an einem Infarkt, weil die Symptome oft falsch gedeutet werden.
- Die Symptome der Frau: Bauchschmerzen, Übelkeit, Rückenschmerzen, Schweißausbruch, Müdigkeit
- Die Symptome des Mannes: Atemnot, Schmerzen in der Brust, Ausstrahlen in den linken Arm, Brustenge
Auf Grundlage dieser Studienergebnisse empfehlen die Forscher, dass Frauen nach der Menopause mit ihrem Arzt über Risikofaktoren für Herzerkrankungen sprechen und alle empfohlenen Tests und Überwachungen wahrnehmen sollten. Verglichen mit der Zahl der Frauen, die derzeit untersucht werden, könnten mehr Frauen von einer Herzuntersuchung profitieren, betont die Studienautorin Ella Ishaaya.
Wirksamkeit von Statinen ist fraglich
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Da alle Frauen in der Studie Statine einnahmen und bei vielen dennoch ein erheblicher Anstieg der CAC-Werte zu verzeichnen war, könnten die neuen Daten auch darauf hindeuten, dass Statine nicht ausreichen, um die Plaquebildung in dieser Bevölkerungsgruppe in Schach zu halten, heißt es. Zukünftige Studien sollten die Wirksamkeit von Statinen oder anderen Therapien zur Verringerung der Plaquebelastung bei Frauen nach den Wechseljahren untersuchen.
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