"F*ING HOT!" von Grischka Voss: Jetzt kommt das MenoDay-Special!

„Es öffnet sich nicht nur der Mund beim Lachen, sondern das Gehirn. Und ins Gehirn können Nägel der Vernunft eintreten.“ Das berühmte Zitat von Theaterautorin und Dramaturgin Franca Rame passt perfekt auf das, was uns am 20. Oktober nach dem Meno Day erwartet. Im Anschluss an das große Event rund um Wechseljahre, Wohlbefinden und Hormone spielt Grischka Voss um 20h einmalig eine deLuxe-Version ihres Erfolgsstücks „F*ING HOT!“ in der Volkshochschule Urania: Mit voller Wucht und hinreißendem Wortwitz attackiert sie das Stigma „Frau im Wechsel“, zerrt es aus dem Verdrängungsjenseits, um es zu zerschmettern und endlich die grandiosen Vorteile dieser weiblichen Umbruchsphase zu beleuchten.

Nach dem MenoDay wird es heiß im „Haus der Frauen“

Ein ideales Finale also für einen langen Tag im Namen der Frauengesundheit in der Lebensmitte. Die Location könnte nicht passender sein, denn unter Direktorin Doris Zametzer wandelt sich die Bildungsstätte im Herzen von Wien in ein „Haus der Frauen“– im künstlerischen wie auch im wissenschaftlichen Sinne, mit spannenden Vorträgen und Diskussionsrunden. Für Besucher:inen des MenoDay gibt es daher ermäßigte Tickets (bitte MenoDay Ticket vorweisen) für diesen besonderen Abend.

Was euch erwartet? Wir haben die Macherin der packenden One-Woman-Show rund um Lust, Frust und Wallungen zum Interview getroffen.

Wechselweise: Sie schwitzt, sie schreit, sie verstört: „F*ING HOT!“-Hauptfigur Amanda ist völlig ungeniert, ohne Angst vor Hässlichkeit. Was können wir von ihr lernen?

Grischka Voss: Im Grunde erschaffe ich mit jeder Figur eine Alter Ego, das so manches kann, mit dem ich mir selbst schwertue. Ich versuche, mit einer Persönlichkeit wie Amanda meinen Zuseher:innen zu zeigen, wie wichtig es ist, zu sich zu stehen, auf die Meinung anderer zu pfeifen, sich selber wertzuschätzen und sich auch für die eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten zu lieben. Und vor allem Situationen und Zustände mit Humor zu betrachten und sich zu wehren!

Seit der #metoo-Debatte ist es meiner Ansicht nach besonders wichtig, Frauen darin zu bestärken für Ihre Rechte zu kämpfen, für Gleichbehandlung, gerechte Bezahlung, gegen Sexismus, Übergriffe, Ageismus, das Recht über den eigenen Körper bestimmen zu können, das Recht auf mehr Frauengesundheitsforschung. Es gibt im Moment eine Menge, wofür wieder gekämpft werden muss, weil einerseits bereits bestehende Frauenrechte zurückgenommen werden und viele Ungeheuerlichkeiten, wie etwa in der Medizin, erst jetzt aufgedeckt werden. Mir ist es wichtig, mit der Figur Amanda Frauen zu empowern und ihnen Mut zu machen, aus der Opferrolle herauszubrechen und zu lernen sich zu behaupten.

Wechselweise: Anfang 2023 feierte „F*ING HOT!“ Premiere. Hat sich dein Wissenstand zu den Wechseljahren seitdem verändert?

Grischka Voss: Mein Wissensstand zum Thema Klimakterium verändert sich nahezu wöchentlich, nicht zuletzt dank eurem Portal. Ich finde es fantastisch, dass die Wechseljahre von immer mehr Seiten – sei es von den Medien, Autor:innen, Filmemacher:nnen, Wissenschaftler:innen, Ärzt:innen beleuchtet und ernst genommen werden. Ich würde sagen, besonders im Bereich Frauenmedizin tut sich endlich etwas, aber immer noch viel zu wenig.

Mein Wissensdurst wird von meinen jeweils aktuellen Wechselbeschwerden gesteuert, wie Dauermigräne, Totalaussetzer, völlige Verunsicherung. Aber endlich findet frau Antworten – daher empfehle ich allen Interessierten unbedingt zum MenoDay zu pilgern. Und anschließend in die Urania, um herzhaft lachen zu können und sich gemeinsam großartig zu fühlen.

Wechselweise: Was hat sich gesellschaftlich verändert?

Grischka Voss: Prinzipiell würde ich mich als besessene Optimistin bezeichnen. Insofern denke ich und beobachte in Gesprächen, dass über das Thema Wechseljahre mehr reflektiert wird und dass es immer offener besprochen wird. Allerdings habe ich kürzlich die Kommentare unter einem Online-Artikel zum Thema Frauen-Diskriminierung und Ageism gelesen. Die haben mich einigermaßen erschreckt und erschüttert, weil sie derart frauenfeindlich und herablassend waren, dass einem übel werden könnte.

Wechselweise: Du warst mit F*ING HOT!“ bereits auf Tour – was hast du davon mitgenommen?

Grischka Voss: Ja, ich war mit dem Stück auch in kleinen Gemeinden und zutiefst berührt, wie dankbar die Zuseherinnen waren, endlich einmal etwas über das Thema Wechseljahre zu erfahren. Viele haben mir erzählt, dass sie überhaupt keinen Zugang zu Informationen haben, weil sie weder die Zeit haben, zu recherchieren, noch das Know-how, wie man diese überhaupt findet.

Unvergesslich war auch ein Auftritt in einem Gasthaus, zu dem sich mehrere Herren-Stammtischrunden eingefunden hatten, die sich unter dem Titel „F*ING HOT!“ offensichtlich etwas vollkommen anderes vorgestellt hatten. Es kam tatsächlich zu Tumulten, und ich hatte es meiner toughen Figur Amanda zu verdanken, dass ich nicht die Nerven verloren habe. Immer wieder musste ich warten, bis es ruhiger wurde. Meine Rettung war schließlich eine beherzte Dame, die schließlich aufsprang und schrie, die Herren sollten doch einfach gehen, wenn sie mit dem Thema nichts anfangen könnten. Das taten sie dann auch alle, lautstark und polternd. Diese Frau entpuppte sich später als Matriarchatsforscherin.

Wechselweise: Wurdest du schon öfter mit Sexismus bzw. Ageism konfrontiert?

Grischka Voss: Als 55-jährige Schauspielerin werde ich andauernd damit konfrontiert. Die Rollen, die ich in Fernsehproduktionen – dort ist interessanterweise das Frauenbild noch am rückständigsten – spielen „darf“, verbindet alle, dass sie unsympathisch, geschmacklos angezogen und grauenvoll geschminkt sind. Da ich alleinerziehend und freiberuflich bin und mit ständigem Existenzkampf konfrontiert bin, kann ich mir nicht leisten diese Jobs abzulehnen. Aber dafür verarbeite ich all diese Ungerechtigkeiten in meinen Stücken, um Frauen zu stärken. Die wirksamste Methode sich zu wehren, liegt meiner Ansicht nach in der Frauensolidarität, darin, dass wir uns zusammentun und uns gegenseitig unterstützen.

Wechselweise: Wie geht es dir mit den Symptomen der Wechseljahre derzeit?

Grischka Voss: Derzeit werde ich besonders intensiv von unterschiedlichen Beschwerden heimgesucht und fühle mich verunsichert und verwundbar. Ich bin froh, dass ich mein Stück „F*ING HOT!“ jetzt wieder proben kann, weil ich mich dann gleich viel besser fühle – es ist sicherlich auch eine Art des Copings.

Und genau dieses Gefühl möchte ich auch meinen Zuseher:innen vermitteln. Denn noch fehlt es leider an Ärzt:innen, an Forscher:innen, an Wissenschaftler:innen, die sich gezielt und mit entsprechender finanzieller Unterstützung mit der Frauenmedizin befassen.

Wechselweise: Welchen Rat möchtest du Frauen im Wechsel mitgeben?

Grischka Voss: Take it easy! Und zwar in Bezug auf alles, was frau täglich so meistern muss, wie auch auf sich selbst. Frauen tendieren dazu, sich viel zu viel abzuverlangen. „Chill mal“ lautet die Devise!

Wechselweise: Und was würdest du, so du könntest, deinem jüngeren Ich mitteilen?

Grischka Voss: Der jungen Grischka gebe ich den Rat, sich so viele Informationen zum Thema Frauengesundheit zu holen, wie nur irgend möglich, denn Wissen ist Macht! Und das jüngere Ich soll auch verinnerlichen, dass niemand das Recht hat, seine Grenzen zu überschreiten, egal ob körperlich, oder seelisch. Mit diesem Wissen und Selbstverständnis soll es sich selbst wehren, verteidigen oder sich Hilfe holen – ohne jede Scham.

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