Candace Bushnell: Die Botschaft lautet: Geh und sei eine Oma!
Die Sex and the City-Autorin über Ageism, Erotik und die Wechseljahre: Manche Frauen werden sexverrückt, andere wollen nie wieder einen Penis sehen."
Sie schenkte uns Sex and the City und andere dunkelhumorige Bücher über Frauen, die sich auf die eine oder andere Weise nach oben kämpfen. Zuletzt erschien 2019 ihr Bestseller Is there still Sex in the City? über das Liebensleben von Carrie, Miranda und Charlotte 25 Jahre später (And just like that: Sex and the Schicki), ihr eigenes Dating-Leben, nach ihrer Scheidung, macht sie in einer One-Woman-Bühnenshow zum Thema.
Im US-amerikanischen People Magazin erinnert sich die heute 63-Jährige an ihre Recherchen im Freundinnenkreis: Wenn es um Wechseljahre und Sex geht, gibt zwei Arten von Frauen. Diejenigen, die sexverrückt werden, und diejenigen, die nie wieder einen Penis sehen wollen, so Bushnell: Es scheint eine Phase zu geben, in der man kein Interesse mehr hat. Es funktioniert nicht so richtig. Und dann geht das wieder vorbei. Ich habe festgestellt, dass Frauen zwischen 60 und 70 mehr Interesse an Sex haben. Leider ist es immer noch nicht akzeptabel, Frauen ab einem bestimmten Alter als sexuelle Wesen zu sehen. Das bereitet den Leuten Unbehagen. Aber die Lage ändert sich.
Bushnell: Wir verschwinden nicht!
Das Interview liest sich so köstlich wie ihre Romane – und ist dabei auch ein klarer Angriff gegen den Ageism unserer Gesellschaft. Frauen bekommen die Botschaft, dass sie ab einem bestimmten Alter nicht mehr attraktiv sind, so die Autorin. Die Botschaft lautet: Geh und sei eine Oma. Das ist aber nicht der Fall. Viele Frauen sind so sehr daran gewöhnt, dass ihr Wert darin besteht, sich fortzupflanzen und Mutter zu sein, dass es in gewisser Weise eine gesellschaftliche Abwertung ist. Denn die Gesellschaft sagt den Frauen ihr Leben lang, dass sie nur als Gebärende, Versorgende von Kindern und Männern – und natürlich als Sexobjekte – wertvoll sind. Der Hoffnungsschimmer: Früher war mit fünfzig so gut wie Schluss, man erwartete, dass wir langsam verschwinden, ergrauen und aufhören, uns auf eine bestimmte Weise zu kleiden. Nun, das hat sich geändert. Es gibt so viel mehr selbstbewusste, starke Frauen über fünfzig. Wir werden nicht verschwinden!
Haare, Hirn: ab 60 wird es wieder besser
Auch ihre eigenen Wechsel-Erfahrungen macht Bushnell zum Thema: Ich fühlte mich erschöpft. Ich wusste nicht, dass ich in den Wechseljahren war, bis ich zur Gynäkologin ging und sie mich darüber informierte. Ich habe es nicht einmal gemerkt, weil ich so beschäftigt und gestresst war. Ich glaube, das passiert vielen Frauen in ihren späten Vierzigern, frühen Fünfzigern, wenn sie vor lauter Geschäftigkeit rotieren. Ihre Karriere ist wahrscheinlich auf dem Höhepunkt und sie versuchen vielleicht, ihre Kinder aufs College zu bringen. Ich habe in dieser Zeit viele Vorlesungen gehalten, und es gab Momente, in denen mein Gehirn für kurze Zeit einfach wie abgeschaltet war. Auch meine Haare wurde dünner. Interessanterweise kam alles wieder zurück, Haar, Hirn, Lebensfreude. Wenn man 60 wird, wird alles irgendwie viel besser. Und wenn man die richtige Einstellung hat, kann der Wechsel eine sehr befreiende Zeit sein.
Sex and the Wechseljahre
Und wie sieht das Sexleben der reifen Frau von Welt aus? Ich denke schon, dass sich der Wechsel auf eine Ehe auswirkt, denn seien wir ehrlich: Er ist manchmal unangenehm und das Interesse ist auf beiden Seiten geringer. Männer haben wenigstes Viagra, Frauen nichts Vergleichbares. Aber auch das ändert sich. Der Markt für Frauen in und nach der Menopause wird von Tag zu Tag größer. Was sie aber am meisten genießt, ist die gewonnene Augenhöhe mit den Herren der Schöpfung: Die Tatsache, dass man nicht mehr die Sex-Karte ausspielen kann bzw. muss, kann vieles erleichtern. Es spielt keine Rolle, ob Männer mich attraktiv finden oder nicht. Darum geht es nicht.
Derzeit tourt Candace Bushnell (https://www.candacebushnell.com) mit ihrer One-Woman-Show durch die Vereinigten Staaten und promotet ihr Buch Rules for being a girl – ein feministischer Roman über ein Mädchen, dass Sexismus an ihrer Schule aufdeckt.
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