Buchtipp: Bildmagie – Die Codes der visuellen Kommunikation"
Marktforscherin Helene Karmasin entschlüsselt in ihrem neuesten Buch die manipulative Kraft der Bilder. Wir haben Sie zum Bild der Frau ab 40 befragt.
In unserer mediengetriebenen, stark vernetzten Kultur spielt visuelle Kommunikation eine große Rolle. Helene Karmasins neuestes Buch bietet daher nicht nur Markenverantwortlichen, Bloggern, Influencern, Managern oder Werbeprofis sondern auch Konsument:innen höchst interessante Denkanstöße. Es sind nun einmal vor allem Bilder, die erzählen, unterhalten, dokumentieren, werben, überzeugen, animieren und berühren. Und sie können das um vieles effizienter und schneller, als es Wörter je vermögen – weshalb visueller Kommunikation eine hohe manipulative Kraft zugeschrieben wird.
In Bildmagie – Die Codes der visuellen Kommunikation entschlüsselt die Grande Dame der Österreichischen Marktforschung, wie das genau funktioniert. Sehr anschaulich wird eingangs die Wirkmacht der Bilder erklärt, um dann in vier ausführlichen Kapiteln genau zu entschlüsseln, wie diese wo, warum und von wem eingesetzt werden.
Im Interview mit Wechseleise spricht Helene Karmasin über das Bild der Frau ab 45, unglücklich machende Vergleiche und die zweifelhafte Rolle der Social Media-Filter.
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Frau Dr. Karmasin, wie sichtbar sind Frauen zwischen 45 und 65?
Dr. Helene Karmasin: Frauen in diesem Alter sind durchaus sichtbar, allerdings so gut wie immer in Zusammenhang mit irgendwelchen Problemen. In diesem Alter wird der weibliche Körper primär als ein defizitärer Körper gezeigt, irgendetwas ist damit nicht in Ordnung. Frauen in dieser Alterskategorie klagen meist und suchen Hilfe und Rat.
Diese Altersgruppe taucht daher verstärkt in Zusammenhang mit entsprechenden Produktgattungen auf – in anderen ist sie weitgehend absent. Etwa bei Sportbekleidung oder Sportausübung – also immer dann, wenn leistungsfähige weibliche Körper gefordert sind
Hat sich die Darstellung in den letzten Jahren geändert?
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Grundsätzliche Dimensionen sind gleichgeblieben, aber dennoch hat sich die Darstellung von Frauen in den letzten Jahren geändert. Zu beobachten ist eine weitaus größere Unterschiedlichkeit in der Darstellung. Es werden heute mehr und unterschiedliche Altersgruppen gezeigt, und – wenn auch noch immer in der Minderheit – unterschiedliche Körperformen.
Es gibt jetzt eine Reihe von Bemühungen Alter im Bereich von Frauen zu inszenieren, allerdings sind die Ergebnisse immer noch recht unbefriedigend. Noch immer gibt es den braven Oma-Look oder die skurrile Alte. Bilder von wirklich eindrucksvollen älteren Frauen sind selten.
Ändern die Sozialen Medien unseren Blick auf?s Altern?
Wie wir alle wissen, zeigen Social Media-Kanäle nicht die Realität, sondern in vielen Fällen eine bearbeitete und geschönte Welt. Dennoch sind das die Maßstäbe, die wir im Kopf haben, wenn wir andere Menschen beurteilen. Dabei fallen speziell Frauen, als deren Kapital immer noch Jugend und makellose Schönheit gilt, oft dramatisch ab.
Können wir uns ohne Filter überhaupt noch annehmen?
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In medialen Darstellungen verlangen wir immer ein bisschen Filter, da das der Standard bei Personenbildern ist. In der Realität haben wir diesen technischen Filter natürlich nicht, aber es gibt andere Filter, die über die Gegebenheiten der Realität gelegt werden. Make-up ist etwa so ein Filter – es kaschiert, es akzentuiert, es inszeniert. Es gab zu allen Zeiten dieses Bestreben, die Realität ein wenig zu schönen, und vielleicht brauchen wir das auch – es scheint eine zivilisatorische Leistung zu sein
Wie kann eine Frau in fortgeschrittenem Alter ihr Spiegelbild akzeptieren?
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Warum sollte sie ihr Spiegelbild nicht akzeptieren? Man sollte sich ja nicht der Diktatur der Bilder unterwerfen, die die Gesellschaft als wünschenswert setzt. Mit ein bisschen Vernunft ist das sehr wohl möglich. Besser ist es immer zu hinterfragen, womit man sich vergleicht. Mit Heerscharen von technisch bearbeiteten Bildern von 20-Jährigen oder mit realen 45-jährigen Frauen? Da kann man sehr gut abschneiden.
Grundsätzlich gilt aber auch: Warum sollte eine 45-jährige Frau nicht ein schönes, interessantes Gesicht haben, das ihr und ihrer Umgebung gefällt? Das wird ja nur dann angezweifelt, wenn als Maßstab eben das makellose Gesicht von 20-Jährigen gesetzt wird, und das ist nichts anderes als eine kulturelle Übereinkunft.
Bilder richtig einsetzen
Beratungsleistungen rund um die Magie der Bilder bietet Helene Karmasin – in Zusammenarbeit mit Fotografin Tina Dietz auf www.bildmagie.at an.
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