Brustkrebsfrüherkennung: Hand drauf!
Bei Discovering Hands führen blinde und sehbehinderte Frauen Brusttastuntersuchungen durch. Die Wirksamkeit der Methode wurde nun in einer Studie belegt.
Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen, jedes Jahr gibt es mehr als 5.000 Neuerkrankungen. Und wie bei so vielen Krankheiten gilt: Je früher sie erkannt wird, umso höher sind die Heilungschancen. Statistisch liegen diese derzeit bei rund 80 Prozent. Die österreichische Krebshilfe richtet den Fokus deswegen auf die Früherkennung. Frauen ab 40 ohne Symptome werden alle zwei Jahre zur Gratis-Vorsorge-Mammografie gebeten. Selbstverständlich gibt es auch die Möglichkeit, eine Mammografie außerhalb des Programms – wenn medizinisch indiziert – durchführen zu lassen, zum Beispiel bei tastbaren Knoten, Dellen oder Verhärtungen der Haut, sichtbaren Verformungen oder Hautveränderungen.
Die Angst nehmen
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Ebendort möchte Discovering Hands ansetzen. Die Organisation wurde vom deutschen Gynäkologen Frank Hoffmann ins Leben gerufen, bei der Untersuchungsmethode führen blinde und hochgradig sehbehinderte Frauen Brusttastuntersuchungen durch. Der hochentwickelte Tastsinn der Untersucherinnen in Kombination mit der standardisierten Ausbildung ermöglicht, so die Initiative, bereits kleinste Gewebsveränderungen zu erkennen. Geschäftsführerin Stefanie Bramböck dazu: Wir wollen allen Frauen in Österreich eine zusätzliche Möglichkeit zur Brustkrebsfrüherkennung bieten. Die Untersuchung ist weitgehend schmerzfrei und es werden keine technischen Apparate benötigt. Es handelt sich also um ein sehr niederschwelliges Angebot, mit dem wir viele Frauen erreichen können – sozusagen von Frauen für Frauen. Doch es gibt auch einen zweiten Aspekt: Eine Behinderung wird zu einer Begabung, fördert die Gesundheit und schafft Arbeitsplätze.
Studie bestätigt Wirksamkeit
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Während die Idee von Discovering Hands in Deutschland bereits etabliert ist, musste in Österreich die Methode erst anerkannt werden. Seit 2016 wurde daher eine vom Gesundheitsministerium genehmigte Studie zur Wirksamkeit der taktilen Brustuntersuchung als ergänzende Untersuchungsmethode durchgeführt. 1.148 Frauen nahmen an der Studie teil, vier qualifizierte sehbehinderte Untersucherinnen kamen zum Einsatz. Das Joanneum Research wertete die Daten aus. Die Ergebnisse bestätigen die Wirksamkeit der Methode: Die Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (kurz MTU) ertasteten mehr als doppelt so viele suspekte bzw. abklärungsbedürftige Tumore als Ärzt:innen. Auch bei steigender Brustdichte können die MTUs ihre Trefferquote halten bzw. erhöhen – insbesondere bei Frauen mit Involution, bei Frauen über 50 sowie bei Frauen mit einem BMI von 25 oder höher schneiden sie deutlich besser ab.
Gemeinsam für mehr Bewusstsein
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Neben den klinischen Daten wurden auch Einstellung zur Brustkrebsvorsorge und zur Tastuntersuchung selbst abgefragt. Durch den Kontakt mit einer MTU konnte ein erhöhtes Bewusstsein für die Bedeutung der regelmäßigen Brustkrebsfrüherkennung vermittelt werden: 97 Prozent der Frauen würden die klinische Brusttastuntersuchung wieder machen lassen, 28 Prozent aller Teilnehmerinnen konnten durch die Studie zur Brustkrebsfrüherkennung motiviert werden. Discovering Hands erreichte somit auch Frauen, die dem wichtigen Thema bisher wenig Aufmerksamkeit schenkten.
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Eine klare Win-Win Situation: Endlich ist es uns nun auch möglich, weitere MTUs auszubilden und damit mit voller Kraft die Inklusion von Frauen mit Sehbehinderung am Arbeitsmarkt voranzutreiben. Bewerbungen zum Ausbildungsstart im Sommer 2022 laufen bereits, so Bramböck und ergänzt noch mit einem Aufruf: Sollten Gynäkolog:innen Interesse daran haben, Discovering Hands-Tastuntersuchungen in deren Praxis anzubieten, freuen wir uns auch sehr über eine Nachricht.
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