Birgit Fenderl und Sabine Hauswirth: Bilderbuch der Powerfrauen
Wechselhaft bis prächtig: "Kurswechsel bei 5.0" von Birgit Fenderl und Sabine Hauswirth zeigt starke Porträts einer starken Frauen-Generation. Wir durften blättern.
Selbstbewusst und gut ausgebildet eroberten sie in ihren Dreißigern ehemalige Ma?nnerdoma?nen im Glauben, die gla?serne Decke geho?re der Vergangenheit an. Karriere, Kinder und ein erfülltes Privatleben zu vereinen, stellte sich jedoch fu?r viele Frauen schwieriger dar, als sie gedacht hatten.
Wie fu?hlt es sich nun also an, wenn die Kinder erwachsen und die Haare langsam grau werden? Wenn so manche Liebe gescheitert und man la?ngst nicht mehr die berufliche Nachwuchshoffnung ist? Und wie schaut es wirklich mit der Gleichstellung heute aus? In zweiundzwanzig persönlichen Portra?ts (darunter u.a. Katharina Stemberger, Corinna Milborn u.v.m.) spu?ren die Journalistin Birgit Fenderl und die Fotografin Sabine Hauswirth dem Lebensgefühl der Frauengeneration Ü50 nach.
ZUSAMMEN DURCH DEN WECHSEL
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Hormonspezialistin und Frauenärztin Doris Gruber erzählt in Kurswechsel bei 5.0 sehr humorvoll von Beruf und Berufung: Schauen Sie, auch Gynäkologinnen kommen in den Wechsel, lacht sie und schildert, wie sie mit ihren Patientinnen das Thema Hormonumstellung bespricht. Der Wechsel sei ein großer Einschnitt im Leben jeder Frau, auch wenn jede Einzelne die hormonellen Veränderungen anders er- und durchlebt. Ein Drittel merkt gar nichts, ein Drittel hat ein paar Beschwerden und ein Drittel macht wirklich viel mit. Und genau so, je nach Bedarf, je nach persönlichem Zugang, könne man Hormone ersetzen oder auch eben nicht. Mit Geduld, nicht im Übermaß, auf keinen Fall nach dem Gießkannenprinzip.
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Viele Frauen allerdings möchten keine Hormone nehme und setzen auf alternative Medizin. Das ist auch verständlich und individuell. Das, was ich meinen Patientinnen sage, ist Folgendes: Wenn die Familienplanung erledigt ist, dann sollte jede Frau bereits allmählich das nächste große Projekt im Auge haben: Prepare for Menopause!, so Gruber: Die kommt nämlich mit Sicherheit – für jede von uns. Also wie bereite ich mich am besten darauf vor, damit ich gesund und fit bin für all das, was noch auf mich zukommen wird, damit sich nicht plötzlich ein großes Loch auftut, in das ich zu stürzen drohe.
50 IST DAS NEUE 30?
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Starke Wortespenden kommen auch von Doris Kiefhaber (Jahrgang 1961), Initiatorin der Pink Ribbon-Kampagne und Geschäftsführerin der österreichischen Krebshilfe. Sie berichtet darüber, dass ihr Schaffen den Blickwinkel aufs Leben nachhaltig verändert hat: Was mich wirklich traurig macht, ist, wenn ich erlebe, wie Frauen, die sich ihr Leben lang darauf fokussiert haben, Konfektionsgröße 34 zu tragen, im Zuge ihrer Erkrankung Panik haben, dass sie ihre Haare verlieren, weil man ihnen dann ja ihre Krankheit ansehen könnte. Oder weil sie der Mann dann verlassen würde.
Es gibt wirklich Frauen, die deshalb eine Chemotherapie ablehnen, erzählt sie. Das macht mich so wütend, was uns diese Schönheitsindustrie vorgaukelt und wie manche Frauen das wirklich unter Druck setzt. Besonders in meinem Alter, ab fünfzig: ewige Jugend, Schönheitswahn – was soll denn das? Natürlich sehe ich auch an mir die Zeichen der Zeit, aber die Knie lasse ich mir nicht liften, damit ich wieder einen Minirock tragen kann. Und zum Thema Gleichberechtigung meint Kiefhaber, dass Frauen ab fünfzig in Österreich in der Öffentlichkeit immer noch ausgeblendet werden. Diese Slogans ›Fünfzig ist das neue Dreißig‹ und wie sie alle heißen, die mögen für uns Frauen gelten, weil wir uns so fühlen und wahrnehmen. Aber draußen, die Buberlwelt, die nimmt uns nicht so wahr, ist sie sich sicher.
EMPOWERMENT IST GEFRAGT
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Ähnlich sieht es Autorin Birgit Fenderl, 50, und erklärt die Motivation hinter ihrem neuen Werk: Nachdem ich in meinem ersten Buch "30erinnen - Portraits von Frauen, die schon weit gekommen sind" das Lebensfeeling meiner Frauengeneration eingeholt habe, hatte ich immer schon im Hinterkopf, nachzufragen, was aus unseren Träumen und Wünschen geworden ist. Als 40erinnen waren wir noch mittendrin, alles zu bewältigen, jetzt rund um die 50 können wir schon eine erste Bilanz ziehen. Eines wurde bei der Recherche sehr schnell klar – Gleichberechtigung gibt es auch für unsere Frauengeneration noch nicht, auch wenn vieles im Vergleich zum Leben unserer Mütter leichter und besser geworden ist.
Dem Thema Menopause widmet sich die Autorin ebenso leidenschaftlich: "Das Buch beschäftigt sich auch mit diesem ganz speziellen Alter, in dem wir mit vielen Veränderungen klarkommen müssen. Die Wechseljahre sind meiner Einschätzung nach immer noch ein Tabu-Thema, erst in den letzten Jahren gibt es langsam auch immer mehr Publikationen und Diskussionen darüber. Als Michelle Obama in ihrem Podcast offen über ihre Wechselbeschwerden gesprochen hat, war das für viele Frauen eine Weichenstellung, sich auch zu trauen. Manche spüren wenig, andere leiden. Und wir alle sollten offener darüber sprechen und auch so mehr Verständnis von unserem Umfeld einfordern. Wenn du live auf Sendung bist und eine Hitzewallung kommt, das ist kein Spaß - ich selbst erlebe das immer wieder und ich möchte auch ganz offen und natürlich damit umgehen.
Fenderls Fazit? Es ist schon eine Umstellung. Aber dieses neue Alter bringt auch so viel Gutes – mehr Gelassenheit, sich selbst endlich besser kennen, keinen aufgesetzten Zielen mehr nachlaufen etc. ... Um all das geht es in dem Buch, und ich hoffe, es macht auch anderen Frauen Mut, die vielleicht selbst gerade mit diesen Umstellungen kämpfen – auch deshalb wollte ich es unbedingt schreiben!
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