Alternatives Wohnen: Gemeinsam statt einsam
Das Comeback der Golden Girls: In WGs und Gemeinschaftshäusern gemeinsam älter zu werden ist für immer mehr Frauen eine attraktive Vorstellung.
Die Schlagzeilen von heute sind das mulmige Gefühl von morgen: Man liest von Altersarmut, die Frauen ab einem Alter von 65 Jahren dreimal öfter als Männer trifft. Von Pflegeregress und Mini-Pensionen. Diesen Sorgen gegenüber steht das neue Selbstgefühl der Best Ager. Gesund, erfahrungshungrig, offen für Neues: Drei Viertel der befragten 50- bis 79-Jährigen des Golden Ager Report von Marketagent.com stehen mitten im Leben. Nur bei einem Punkt klaffen die Ergebnisse auseinander: Während Frauen mehr Angst vor Geldmangel haben, plagen die Herren oft Bedenken hinsichtlich ihres Soziallebens.
Wohnen: Zusammen ist man weniger allein
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Inmitten der Schere von Sorgen und Selbstbewusstsein erblühen nun neue Modelle, die ein Altern mit Spaß und in Würde möglich machen sollen. Collaborative Housing oder Co-Housing scheint eine der Lösungen zu sein. Häuser und sogar ganze Stadtviertel, in denen jede:r sowohl private als auch gemeinsame Räume, in denen man sich mit der Nachbarschaft trifft, nutzen kann, boomen. Das Ziel: Solidaritätswerte wiederherstellen und gegenseitige Zusammenarbeit fördern.
Projekt Leuchtturm, Seestadt Aspern
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In der Wiener Seestadt Aspern wird das Angebot ergänzt, und zwar auf Initiative einer Gruppe Menschen, die hinter dem Projekt Leuchtturm steht: Es wird möglich sein, ein ganzes Leben im Leuchtturm zu verbringen – als Kind im Familienverband, als Student in der WG, als Eltern in einer eigenen Wohnung, als älterer Mensch, so Julia Sachs vom Verein Wohnprojekt Leuchtturm-Seestadt. Wir wollen ein Haus bieten, in dem man sterben kann. Das klingt morbid, ist aber genau das, was oft fehlt. Mein Mann und ich sind jetzt Mitte 50, und wir wollen nach dem Einzug nicht mehr übersiedeln. Die Hausgemeinschaft soll unterstützen, mittelfristig wollen wir auch Flex-Einheiten im Gebäude haben, in denen Pflegepersonal wohnen kann.
Projekt B.R.O.T., Pressbaum
Gebaut wird an allen Ecken und Enden. Abwechslungsreich geht es in den Häusern des Verbandes B.R.O.T. zu, der durch eine Reihe gemeinschaftlicher, stark sozial und integrativ geprägter Wohnprojekte in Wien bekannt ist und nun im niederösterreichischen Pressbaum ein ganzes Viertel architektonisch anspruchsvoll für Jung und Alt erbaut – Dorfplatz inklusive.
Matchmaking: Projekt Gold-WG
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Sogar digitale Lösungen locken in eine alternative Zukunft: Seit 2017 gibt es eine Plattform, die sich mit einem innovativen Vermittlungskonzept des Themas Wohngemeinschaft 50plus angenommen hat. Mit einem psychologisch untermauerten Matching-Verfahren wendet sich das Start-up Gold WG insbesondere an suchende Ü50-Singles im deutschsprachigen Raum.
Tatsächlich belegen die Registrierungen auf unserer Plattform, dass nicht nur Singles, sondern zunehmend auch Paare an diesem alternativen Wohnmodell interessiert sind, erklärt Monika Kohut, Initiatorin der Gold WG. Noch sei der Frauenanteil der WG-Interessierten größer als jener der Männer, aber es zeichne sich ab, dass das Zahlenverhältnis in absehbarer Zeit ausgeglichener sein werde. Im Hinblick auf die steigenden Wohnkosten, insbesondere im urbanen Bereich, biete die Wohngemeinschaft eine optimale Lösung, so Kohut: Die WG ist schon jetzt nicht mehr nur eine Notlösung für Einsame oder Bedürftige. Die Anzahl derer, die mit Gleichgesinnten Hobbys, Werte und auch Lebensweisen teilen und die WG somit als Philosophie leben wollen, ist signifikant gestiegen.
Die WG 50plus: ein Ratgeber
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Kohut ist auch Autorin. Ihr Buch DIE WG – Gestern Zweckgemeinschaft, heute zeitgemäßer Lifestyle & Lebenskonzept einer neuen Generation 50plus (inklusive Ratgeber) ist 2020 erschienen. Eine wichtige Entscheidungshilfe für alle, die überlegen, wie, wo und mit wem sie ihre zweite Lebenshälfte verbringen möchten. Zudem ist es ein Ratgeber mit vielen praxiserprobten Tipps und Checklisten. Vor allem aber ist es – im Hinblick auf die skizzierten ökologischen, demografischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen – ein überzeugendes Plädoyer für die Wohngemeinschaft 50plus.
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