Some like it hot!
Echte Wellness kommt von innen: Janina Lebiszczak zieht sich aus und findet in der gemischten Sauna (zumindest vorübergehend) zu mehr Freiheit und Selbstbewusstsein.
Manchmal wünschte ich, das Leben wäre mehr wie eine gemischte Sauna. Dicke, Dünne, Fitte, Schlappe. Männer, Frauen, Alte, Junge, Reiche, Arme, Hippe, Brave. Aus Österreich oder von anderswo. Nackt sind wir alle gleich. Mein Besuch in einer öffentlichen Sauna hat mich dazu inspiriert über Vielfalt und Freiheit nachzudenken.
Dabei war es so pragmatisch losgegangen – ich wollte in den Genuß eines richtig guten Aufgusses kommen. Zwar treibe ich mich, wenn es draussen noch kalt ist, gerne im Fitesscenter rum und das auch sicherlich wegen dem Wellnessbereich im unteren Stock, aber: Die liegen da alle nur so rum nach dem Sport. Nur einmal ist einer aufgestanden und hat mit dem Handtuch gewachelt, ziemlich halbherzig allerdings.
Künstlche Hitzewallungen
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Ich wollte mehr, die Hölle in hellem Holz, Schwitzen bis man Sterndl vor den Augen tanzen sieht, trockene Hitze hart im Gesicht und dann: ins kalte Becken. Uh! Ah! Rebirthing! Das spielt es aber in keinem schicken Gym, da muss man raus aus der Komfortzone. Immerhin geht es mir ja auch um die ordentliche Prophylaxe: Regelmäßige Saunagänge trainieren den Körper. Zukünftige Hitzewallungen sollen dadurch abgeschwächt werden, das Schwitzen sorgt für eine bessere Thermoregulation des Körpers.
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Wir gingen also in ein öffentliches Bad in Penzing – es hat einen guten Ruf und einen schönen Außenbereich. In der Unisex-Umkleide fühlte ich mich bei gründlicher Ausleuchtung eher semi-gut. Rasch hüllte ich mich in den Bademantel, muss ja nicht sein, dass alle alles sehen. Und auch im Dampfbad – zum Vorschwitzen – war mir noch etwas unwohl. Sehr hell, nur Männer da – ich unterhielt mich übertreiben laut – hey, ich bin lässig und fühl mich sauwohl wie ich bin – mit meiner Begleitung.
Die Sauna-Community
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Keine Sorge, jetzt wird's heiß: In der Schwitzhütte versammelten sich rasch die Hitze-Jünger:innen. Es wurde enger und enger. Da waren sie alle: Der Sauna-Philosoph mit dem Strizzi-Schmäh, der Professor mit dem wirren Haar, die Big Mamas, die gertenschlanken Spartanerinnen, die Stillen, die Lauten, die Sportlichen, die Genießer. Und ich mittendrinnen. Gemeinsam fieberten wir dem Höhepunkt entgegen, die Stimmung war entspannt und irgendwie: supportive. Eine Gemeinschaft. Niemand wurde ausgeschlossen, Rassismus, Sexismus und Ständesdünkel gingen auf den heissen Steinen in Rauch auf.
Endlich richtig nackt
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Drei Aufgüsse und samt anschließender Wiedergeburt im Kaltwasserbecken später, spazierte ich mit erhobenem Haupte und nackt wie die Göttin mich schuf durchs Freiluftgelände. Es war mittlerweile nachts und ich merklich befreit. Dann sollen's halt meinen Wabbel-Bauch sehen oder was auch immer an mir als nicht optimal erachtet wird. Das ist mein Körper und ich bin ihm dankbar.
Du solltest wieder kommen, meinte später eine Saunabekanntschaft noch dampfend im Pool, und fügte ein Kompliment an. Ich schwöre: Es war weder ein doofer Spruch, noch eine Anmache, noch irgendwie unangenehm. Es war einfach nur aufmerksam und liebenswürdig. Manchmal wünschte ich, das Leben wäre mehr wie eine gemischte Sauna wäre.
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