Sleep Divorce: Getrennte Betten als Lifestyle
Solo-Schlafen: Eine ungestörte Nachtruhe gehört für wechselweise-Kolumnistin Janina Lebiszczak?zur Überlebensstrategie. Ein Mann im Bett gehört da nicht dazu.
Wirklich neu ist es nicht, das Lebensmodel Living apart together, kurz LAT. Intellektuellen-Paare wagten bereits zur Jahrhundertwende den Aufstand gegen die bürgerliche Betten-Eintracht. Heute liest man regelmäßig über Prominente, die auf getrennte Wohnsitze bzw. getrennte Schlafzimmer in der Partnerschaft schwören.
Ich bin nicht prominent, aber ich weiß mit meinen bald über 48 Jahren, was ich will, was ich brauche und was nicht. Noch vor dem Frühstück in den muffigen Atem meines Liebsten zu tauchen, gehört nicht dazu. Meine Morgenroutine bestreite ich lieber solo, gemeinsame Urlaube und Sleepovers sind natürlich die Ausnahmen. Ich wohne und schlafe gerne allein – außer der mir Zugemutete und ich bewohnten ein Schloss, ich den Westflügel, er den Ostflügel. Nicht wenige werden mir jetzt ein Nähe- Problem, wenn nicht sogar eine fette Bindungsphobie attestieren.
Mir reicht es, wenn ich ihn im Wachzustand an meiner Seite habe.
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Sorry, not sorry: Wenn ich schlafen will, will ich schlafen. Wenn ich Sex haben will, habe ich meistens VOR meiner Nachtruhe Sex, ebenso verhält es sich mit dem Kuscheln. Kuscheln ist großartig, Sex sowieso. Aber ich werde nachts ohnehin schon von der Katze traktiert, und wenn sich auch noch ein sich wälzender, schnarchender, unruhiger Mann neben mir im Bett befindet, bin ich auf gut österreichisch bald hackenstaad – denn ohne ordentliche REM-Phasen schaffe ich mein tägliches Arbeitspensum nicht. Wenn der Partner auch noch auf TV-Berieslung besteht (und das tun mehr, als man glauben möchte), wird er aufs Sofa oder gar ins Eigenheim verfrachtet. Mir reicht es, wenn ich ihn im Wachzustand an meiner Seite habe.
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Wem dies doch zu drastisch erscheint, der kann sich immer noch für das Modell SAT entscheiden: Sleeping apart together. Studien belegen, dass vor allem Frauen neben dem Partner schlechter ruhen, da sie evolutionsbiologisch bedingt im Vergleich einen leichten Schlaf haben – Stichwort Baby, Stichwort Babygebrüll, Stichwort Mutterinstinkt. Cameron Diaz und Benji Madden tun es, Victoria and David Beckham tun es, Gwyneth Paltrow und Brad Falchuk tun es – alles Paare jenseits der 40, vielleicht weiß man mit fortgeschritteneren Alter einfach besser, was einem gut tut. Und nach einer erfrischenden Nachtruhe hat man einfach mehr Kraft (und damit auch mehr Rücksicht) für den Partner, aber auch für alle anderen Abenteuer, die draußen warten.
Das Leben (und Schlafen) als Paar ist nicht mehr identitätsstiftend.
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Was liegt dahinter? Die gesellschaftliche Situation hat sich verändert – und diese Veränderungen habenAuswirkungen auf das Beziehungsleben. Der Klassiker Ehe und Familie weicht zusehends pluralistischen Paarmodellen, die individuelle Freiheiten mehr in den Mittelpunkt stellen. Menschen haben nun die Möglichkeit, auswählen zu können, was jeweils am besten für das persönliche Glückpasst. Das Leben (und Schlafen) als Paar mit festen Grenzen und Ritualen hat seine identitätsstiftende Funktion verloren. Es besteht nicht mehr die Notwendigkeit, einen Mann in seinem Bett zu haben, damit man Anerkennung und Status erlangt. Frauen gehen Beziehungen dann ein, wenn sie auf Gefühlsebene davon überzeugt sind. Getrennte Wohnungen oder Schlafplätze scheinen diesen Wunsch nach Selbstbestimmung zu unterstützen.
Und wie schlaft ihr – solo oder Seite an Seite?
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Sleep Divorce ist also nicht nur ein Trend – neue wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die Vorteile der getrennten Nachtlager. Ein Forschungsprojekt der Universität Michigan hat gerade ergeben, dass es für Paare tatsächlich vorteilhafter ist, getrennt zu schlafen – also, wenn die berühmten acht Stunden ohne Störung angestrebt werden. Und gerade im Wechsel hat man außerdem oft den Feind in der Form von Hitzewallungen im Bett – das reicht. Für mich ist eine nächtliche Trennung kein Gradmesser für die Liebe, sondern für die Qualität meiner Nachtruhe. In diesem Sinne: Sleep well – und schreibt mir gerne, wie ihr es mit dem Thema haltet!
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