Tschau, Slim-Cut-Jeans
Seit sie die Pille abgesetzt hat, nimmt Wechselweise Kolumnistin Karin Garzarolli keine Hormone mehr. Könnte sein, dass sie jetzt doch Unterstützung braucht.
Kennt ihr diese feuchten, kalten Oktobertage? Deine Gefühlswelt ist noch sehr im warmen Sommer gefangen und du hast es nicht so drauf, was du anziehen sollst, damit die Kälte nicht die noch immer leicht sonnengebräunten Beine hochkriecht? Hatschi mal dazu. Es ist ein solch kalter, feuchter Oktobertag, von dem ich erzählen mag.
Tschau, Slim-Cut-Jeans
Das jährliche Date mit meinem Frauenarzt stand an und ich vor meinem Kasten. Allein, etwas Passendes konnte ich nicht finden. Eine Hose sollte es sein – genauer eine Jeans. Eine, die nicht zwickt. Und bitte kein Slim-Cut- oder Low-Waist-Teil von vor Corona.
Wobei ich mir gar nicht sicher bin, ob Corona und das damit verbundene Home-Office schuld dran sind, dass mir meine Jeans die Luft zum Atmen nehmen. Ich hab’ nämlich recht viel gesportelt. War laufen an der frischen Luft, hab mir einige Online-Klassen in Pilates, Yoga und Core gegeben und dachte, ich sei gut in Form. Auch in der Jogging-Hose war noch genug Luft nach oben.
Hallo, neue Weiblichkeit
Obwohl, so ganz unter uns gesagt, meine Waage spinnt ein bisserl rum. Seit etwa vier Jahren beobachte ich, dass sie kontinuierlich nach oben geht. Am Essen kann es nicht liegen. Denn während ich früher essen konnte, wie ein Mähdrescher, habe ich seit einem Jahr 18:6, Kohlehydrate weglassen, mehr Gemüse, proteinreiche Ernährung & Co. verinnerlicht. Logische Schlussfolgerung: die Waage ist nicht ganz dicht. 10 Kilo mehr in vier Jahren kann doch nicht ihr Ernst sein.
Ok, ich habe zu meinem 50er aufgehört zu rauchen. Das werden gesunde fünf Kilo mehr, meinte mein Frauenarzt damals aufmunternd zu mir. Womit er recht behielt. Aus meinem androgynen Erscheinungsbild wurde ein weibliches und mit Konfektion 38 wurde ich gut Freund.
Die Umkleidekabine des Grauens
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Aber jetzt mal zurück zu jenem Oktobertag. In einer weichen Jersey-Pant mit weitem Bein à la Marlene Dietrich machte ich mich auf den Weg. Dazu Trenchcoat, Schal und Haube, weil es war – wie eingangs erwähnt – ein ganz schiacher Tag.
Ob wohl ein Besuch in einem spanischen Modehaus den Tag ein wenig fescher macht? Die Kollektion der französischen Stil-Ikone Charlotte Gainsbourg ließ mein Modeherz schon mal höherschlagen. Siegessicher mein Griff zur Straight Cut-Jeans in Größe 38, enttäuschend die offenen fünf Zentimeter Reissverschluß in der Kabine. Au revoir French Chic, Salut französischer Rotwein, Baguette und Käse!
Beim Mann meines Vertrauens
Die Na, wie geht’s?-Frage von Dr. Andreas Nather beantwortete ich diesmal mit einem zögerlichen Gut. Doch auf seine hochgezogene Augenbraue sprudelte es aus mir raus: Ich schlaf’ schlecht, wache dementsprechend gerädert, verschwitzt und auch mal mit Gliederschmerzen auf, fühle mich oft kraftlos, kann mit Bauch und Hüften aufwarten, auf die Marilyn Monroe neidisch wäre und meine Tage habe ich vor einem halben Jahr zuletzt so richtig gehabt.
Er weiß, dass ich von Hormonen nicht viel halte, weshalb die Perimenopause mit Mönchspfeffer und einem blutstillenden Medikament gut überbrückt wurde. Aber jetzt ist es soweit: Durch die individuell abgestimmte Gabe von bioidenten Hormonen lassen sich Beschwerden der Menopause mildern, lautet seine – von mir kurz zusammengefasste – Empfehlung.
Der Mann weiß, was er spricht, das Wort bioident mag ich, und auch die Idee, dass es mir damit besser geht. Also kam zur gynäkologischen Untersuchung eine Blutabnahme mit genauer Befund- und Therapiebesprechung in zwei Wochen – I keep you posted!
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