Je suis Samantha!

Ich gehöre zur Generation „Sex and the City“. Als die HBO-Serie zu Recht zum Kult avancierte, war ich – ganz so wie die Darstellerinnen – um die 30 Jahre alt. Und ebenfalls auf der Suche nach Spaß, Sex und schönen Schuhen, auch wenn Wien nicht wirklich der Big Apple ist. Und ich schrieb – unglaublich, aber wahr – auch selbst Sex-Kolumnen und zwar für das Männermagazin WIENER. Was eigentlich bedeuten hätte müssen, dass die Hauptfigur (und Kolumnistin) Carrie Bradshaw meine Identifikationsfigur wäre. No way! Ich war und bin Team Samantha Jones.

Hummus statt Hormone

Warum, das erzähle ich euch gleich. Doch first things first: Nach Staffel 6 wurde „Sex and the City“ 2004 schließlich eingestellt – dieses Kapitel Entertainment-Geschichte sollte mit dem Saisonfinale allerdings nicht zu Ende sein. 

Zwei Filme folgten – mit zum Teil  großartigen Szenen (unvergessen ist hierbei u.a. Montezumas üppige Rache an Charlotte in Movie Nr. 1) und teils auch sehr platten Zugängen. „Sex and the City 2“ zeigte die Damen als – und hier möchte ich das Feuilleton der „FAZ“ zitieren – „Karikaturen neureicher amerikanischer Touristinnen, so dass man sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern konnte, worin eigentlich einmal das emanzipatorische Potential der Fernsehserie gelegen haben konnte“.

Bemerkenswert allerdings war die offene Thematisierung der Wechseljahre, und das noch lange bevor diese so halbwegs salonfähig wurden: Als Samantha ihren Hormon-Cocktail am Flughafen von Abu Dabi abgeben muss, verfällt sie – ganz entgegen ihrer angeborenen Souveränität – in blanke Panik. Immerhin: die älteste und sexuell aktivste Dame des Quartetts, ist immer noch gerne Single. Und hat den Wechseljahr-Symptomen mit einem ganzen Bataillon an Hormonpräparaten und Cremes den Kampf angesagt.

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Zitat: „Ich werde Euch durch das Menopausen-Labyrinth führen. Mit meinen Vitaminen, meinen Melatonin-Schlafbrillen, meiner bioidentischen Östrogencreme, meiner Progesteroncreme und mit einem winzigen Hauch Testosteron.“ Doch im Wüstenstatt gibt es nur Hummus und den verschlingt und verschmiert die Sexbombe eimerweise als Substitut – nicht mal ein knackiger Rugby-Spieler kann ihre hormongebeutelte Libido (jedenfalls Anfangs ) befeuern.

Ich bin Samantha

Doch ich liebe Sam nicht nur deshalb, weil man über Wechseljahre nicht nur lamentieren, sondern auch gemeinsam darüber lachen kann. Neben meiner Anti-Frau, der biederen Charlotte, der taffen Karrierefrau Miranda und der für meinen Geschmack viel zu desperaten und komplizierten Carrie war sie für mich greifbar. Ihre herzhaft ausgelebte Sexualität, ihre Großzügigkeit und Nonchalance, ihr Wortwitz und die angstbefreite Neugier – hach, eine Figur wie Samantha Jones ist fast zu gut um wahr zu sein.

Ich liebe sie, weil ich mich liebe. Wuchteln wie „Ich bin prosexuell, ich probiere alles einmal aus,“ oder „Ich habe genug von großer Liebe, ich will wieder große Liebhaber,“ könnt ihr jederzeit und immer noch von mir auch haben.  Was mir am meisten an Mrs. Jones gefiel: Sie hat ihre Mitte nie verlassen. Sie kämpfte, verlor und stand wieder auf. Und sah Sex als wunderbare Selbstverständlichkeit an. In „And just like that“ - der aktuellen Fortsetzung der Kult-Serie - spielt sie nicht mit mehr mit. Und mein Interesse daran hält sich deswegen in Grenzen.