Der Menopausen-Clown, das Impfen und der Winterpenis

„Gemma impfen?“, fragte ich meine Frau.

„Wozu denn“, sagte sie. „wir waren doch schon zweimal.“

„Na ja, da steht in der Zeitung, dass man sich jetzt auch im Puff impfen lassen kann.“

Lena lachte. „Na dann. Nix wie hin.“

„Im Ernst“, sagte ich. „Stell dir vor, die geben dir im Laufhaus zum Pfizer einen Gutschein dazu, den Bonus-Stich. Dreißig Minuten im Separee mit einer Dame, verkleidet als Krankenschwester in Strapsen. Gratis. Die Schwarzhaarige auf dem Bild da mit den roten Lippen schaut so aus, als könnte sie gut Blutdruck messen. Übrigens, auch Frauen sind erwünscht. Holen wir uns einen Booster bei der Dolly Buster?“

„Sehr witzig“, sagte sie. „Hast du solche … Vorstellungen? Fieber?“

„Ich bin nur vorausschauend“, sagte ich und streamte die nächste Folge Squid Game.

KEIN SEX IM TRAUM, DIE HORMONE SIND SCHULD, IMMER!

Weiß nicht, was los ist. In letzter Zeit reagiere ich ein wenig verschnupft auf das Leben. Mieser Schlaf, kein Geschlechtsverkehr im Traum, Mattheit am Morgen. Tagsüber graue Wolken über dem Gemüt. Bücher schreiben. Diese Kolumne schreiben. Viel Arbeit. Irgendetwas stimmt nicht. Es könnte daran liegen, dass auch Männer hormonellen Untergriffen ausgeliefert sind. Eine Art Männerpause. Mysteriös.

Zu allem Übel habe ich gelesen, dass der Penis im Winter schrumpft.

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Tatsächlich. Das iPhone oder sagen wir das Ei-Phone hat eine Funktion namens Maßband. Und natürlich schaut man da nach als Mann. Ist er kleiner geworden? Weniger? Hat er sich schamhaft vor der Welt zurückgezogen? Nicht lustig jedenfalls.

DER WINTERPENIS: WEINE NICHT, WENN DER REGEN KOMMT

Die Wissenschaft spricht vom sogenannten Winterpenis. Einem Phänomen, das saisonalen Schwellungen unterzogen ist. Wenn die Temperaturen sinken, ist das zweitbeste Stück des Mannes neben der Nase benachteiligt. Während der Sommer mehr Blut durch die Gefäße da unten schickt, sagt der Winter: Energiesparmodus. Schone dich, Amigo. Wir müssen die lebenswichtigen Organe versorgen, und leider, leider gehört da der kleine Thomas nicht dazu. Beschwer dich beim November.

Urologen behaupten, dass der Testosteron-Level ab dem vierzigsten Lebensjahr abnimmt. Ich glaube ihnen das nicht. Sie sagen auch, dass die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr und sonstigen Spielereien an sich selbst abnimmt; der Penis wird „unregelmäßiger beansprucht“. Vielleicht ist da doch was dran. Im Notfall sollte man Pornhub fragen.

MIT ANGELINA JOLIE UNTER DER DUSCHE UND DANN – NA JA.

Die Zahlen jedenfalls sind erschreckend. Im Alter verliert so ein Gemächt rund ein bis zwei Zentimeter in der Länge und beim Umfang bis zu einem Zentimeter. Das ist, als würde man Angelina Jolie beim Duschen zuschauen und ein paar Eiswürfel in die Unterhose gesteckt bekommen.

Seltsame Sachen passieren ab fünfzig. Die Dinge werden komplizierter. Die Lust zieht sich zurück und liegt nur mehr auf der Lauer. Such’s Balli. Vielleicht sollte man sich doch im Puff impfen lassen, zur Sicherheit.

Ich denke, man muss dran bleiben und darf sich nicht gehen lassen. Bei dem Gedanken habe ich meiner Frau gesagt: „Weißt was, machma einen Prosecco auf. Das löst jedes Problem.“ Und sie so: „Genau!“ Wenn sich der Mensch einem Promille annähert, wird die Sichtweise klar.

SO NIMMT MAN VIER KILO AB: DURCH EINE IDEE MIT JOHN

Das heißt, es ist alles nicht so schlimm, wenn die Männerpause flüstert: Pass auf, mein Freund, falls du glaubst, du bist der Batman, dann zeig ich dir den Spiegel, und dann sehen wir den Fatman. Okay, vier Kilo Übergewicht, wir müssen zum John Harris gehen und über diese Sachen reden. Es hat ein paar Wochen gebraucht, aber dann sind wir hingefahren. Mit dem Auto, nicht nachhaltig, jedoch ohne Regen. Ich schätze den Klimaschutz, hoffe aber, dass es noch erlaubt ist, ohne schlechtes Gewissen in die Innenstadt zu fahren. Andere nehmen den Privatjet nach Bratislava. Ich parke klimaschonend.

DER ANDROID AUF DEM LAUFBAND

Also, meine Frau und ich waren im Fitnesscenter. Am Crosstrainer, an den Hanteln, am Fenster. Ich habe gefragt, ob man auch vom Schauen Muskeln aufbauen kann, und der Trainer hat gesagt: eher nicht. Ich glaube, die Hormone sind schuld. Sie sind immer schuld. Bei den Männern noch viel mehr als bei den Frauen. Meine Hormone foppen mich. Sie sind mein innerlicher Josef Hader.

Andropause. Pfui. So ein böses Wort. Beim John Harris komme ich mir immer ein bisschen vor wie ein Android, dem langsam der Strom ausgeht. Auf dem Laufband wirke ich wie ein Roboter in den Videos von Boston Dynamics. Falls du die nicht kennst: https://youtu.be/tF4DML7FIWk

Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die einem Freude bereiten. Die beste Geschichte, die ich in den vergangenen vierzehn Tagen gelesen habe, stammt nicht aus dem toxischen Narrativ von Corona, sondern aus der Gratiszeitung Heute. Titel: „Dieser Ort hat tatsächlich einen Hund als Bürgermeister“.

MARIHUANA FÜR DEN WAHLZETTEL: LANG LEBE MAX, WUFF!

Es geht um Kalifornien, wo die Sonne scheint, die Palmen wachsen und das Marihuana die Runde macht. In der Gemeinde Idyllwild, der Name sagt schon viel aus, war die Idylle so wild, dass die Einwohner einen Golden Retriever zum Bürgermeister gewählt haben. „Mayor Max II“. Wahlzettel, ein Kreuzerl zum Wuff, und das Amt steht. Man weiß nicht genau, ob der Goldie ein hechelnder Demokrat oder doch ein verbissener Republikaner ist, aber er ist offen für Leckerlis. Wie das auch in Österreich üblich ist. Korruption ist so ein hässliches Wort.

Übrigens sind in Idyllwild sogar die Vizebürgermeister Vierbeiner. Mitzey und Mikey. Das Rathaus als Hundeschule. Es mag Katzenfreunde stören, aber die Idee finde ich großartig. Warum nicht disruptiv denken, wie alle sagen. Stößt das Herkömmliche um, und lasst das neue Normal wirken! Richtig bellen statt Van der Bellen!

Ich hätte nichts dagegen, wenn unser Golden Retriever Max – jetzt auch schon weltgewandt mit elf Jahren – in die Politik geht. Er könnte nichts falsch machen. Er würde sich sogar impfen lassen, im Puff.