Catcalling – oder: mein erstes raues Lüfterl auf Social Media
Was ich ganz gut kann? Mit intelligenten Menschen korrespondieren. Was ich nicht gut kann? Mit persönlichen Beleidigungen umgehen.
Neulich habe ich auf Instagram eine Antwort auf einen Kommentar bekommen, den ich zu einem Posting losgelassen hatte, der mich doch etwas – hmmmm, sagen wir, überrascht hat. Der lautete so: Was für ein Klischee, ausgepackt von einer pseudointelligenten? Also vl doch lieber mal vor der eigenen Haustüre kehren.
Vermeintlich harmlose Worte
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Also gut, spulen wir die Sache mal zurück. Abgesehen davon, dass man Pseudointelligenten großschreibt und der Kerl ob seines Kommentars vor seiner eigenen Türe kehren sollte, geht mir seither doch einiges durch den Kopf.
Denn es fing recht harmlos an. Mein Kommentar auf das Posting war: Das Problem ist, dass der Bauarbeiter wahrscheinlich mit dem Begriff catcallen nix anfangen kann. Soweit fehlerfrei geschrieben und nichts Böses damit im Sinn gehabt.
Um bei der Wahrheit zu bleiben, musste ich den Begriff catcalling selbst erst mal googeln. Das hätte ich vielleicht von Anfang an dazuschreiben sollen, mea culpa! Hab ich aber nicht, und los ging eine Diskussion, von der ich nicht einmal geträumt hätte.
Viel Luft um nichts?
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Euch hier zu langweilen, liegt mir fern und deshalb mache ich es kurz. Begonnen hat es damit, dass es auch gebildete Bauarbeiter:innen gäbe. Danach kommentierten zwei Menschen durchaus sehr intelligent und auch ebenso ausführlich, dass ich den Bauarbeiter nicht gegendert habe, ihm jedwede Bildung abspreche und was das für Folgen hat.
Den Abschluss machte der oben genannte Kerl mit seinem persönlich beleidigenden Kommentar.
Also bin ich in mich gegangen und habe den intelligenten Menschen geantwortet: Ihr habt recht, ich habe etwas losgetreten, das ich so nicht gemeint habe. Meine Antwort war auf das Posting bezogen. In eurem Kontext muss ich es ausweiten auf Menschen, die den Begriff nicht verinnerlicht haben. Ich musste selbst erst mal nachlesen, was mit catcalling gemeint ist. In meiner Generation nannte man es Belästigung. Einem der beiden intelligenten Menschen hat meine Antwort gefallen, den o.g. Kerl habe ich mit Nichtachtung gestraft.
Was ist Catcalling?
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All das basierte übrigens auf einem Posting der Wiener Alltagspoeten – die ich sehr schätze und die mich mit ihren Beobachtungen immer wieder erheitern –, das folgendes Szenario wiedergab: 16., Hasnerstraße / Junge Frau auf dem Fahrrad / Bauarbeiter mit ausladender Handbewegung: Du bist wunderschön / Junge Frau: Hör auf zu catcallen.
Klarzustellen ist natürlich, dass es für uns Frauen unangenehm ist, belästigt und nur auf sein Äußeres reduziert zu werden. In welcher Form auch immer das geschieht. Und noch feiner wäre es, wenn dieser Mann sich sein Kompliment für die Frau/Freundin zu Hause aufheben würde.
Andererseits hat eine junge Frau mich unlängst auf der Straße aufgehalten und gemeint, dass sie meinen Style sehr cool findet. Ich habe mich bedankt und bin mit einem Glücksgefühl weiterzogen, das jeder durch mein Lächeln sehen konnte. Und ganz fix werde ich solche Komplimente in Zukunft auch machen. Fällt das auch unter Belästigung? Ist ja eine Reduktion aufs Äußere – hmmm.
Die Moral aus der G'schicht
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Eines zum Schluss, ihr lieben Menschen da draußen: Passt's auf, was ihr auf Social Media von euch gebt! Sonst geht's euch wie mir und die Intelligenz wird euch abgesprochen. Schwupp, weg ist sie und man steht blöd da. Denn in dieser aufgeblasenen Bubble ist es grad echt nicht einfach, keine Diskussionen loszutreten.
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