Beckenbodentraining: Bitte dichthalten!
Nicht nur die Wechseljahre gehören aus der Tabuzone geholt. Deswegen hat Wechselweise-Kolumnistin Janina Lebiszczak auf einem Beckenboden-Trainingsgerät Platz genommen.
Seitdem ich meine letzten Schamgefühle gekübelt habe, wird mir immer leichter ums Herz. Nicht, dass ich schon im Klimakterium wäre, aber mein Hormonhaushalt gleicht eigentlich immer dem Zustand des Makaken-Geheges im Zoo bei der morgendlichen Fütterung. Sprich: Ich kenne mich bestens aus und bin dank meiner Arbeit bei wechselweise auch bestens vorbereitet. Und privat? Ich habe keine Lust, nicht darüber zu reden. Wie sollen Frauen denn zu den ihr Leben verbessernden Informationen kommen, wenn alle schweigen? Weil sie sich für etwas schämen, dass früher oder später alle betrifft, die Eierstöcke besitzen? Eben. Die Demontage der Tabus schreitet fort.
Bluten oder Nicht-Bluten?
Der Menstruation ging es zuerst an den Kragen. Obwohl die Hälfte der erwachsenen Weltbevölkerung bis zum Wechsel alle vier Wochen blutet, wurde diese Tatsache in der Öffentlichkeit weitgehend ausgeblendet. In der Werbung ist das Blut in der Binde so blau wie das Meer von Ibiza. Freundinnen reichen einander Tampons unter dem Tisch, als würden sie mit Drogen dealen. Und manche Männer winden sich angewidert in Krämpfen, wenn sie das Wort Blutung nur hören. Hey, face it: Da kann man nicht nur was reintun, da kommt auch etwas raus.
So funktionieren Körper nämlich. Sie sind nicht antiseptisch und wir sind keine Barbiepuppen aus Hartplastik. Doch dank dem Menstruationsaktivismus in den sozialen Medien hat sich vieles geändert. Die Periode hat den Schritt aus dem Schatten geschafft, es gibt mittlerweile ein riesiges Angebot an Alternativen zu Tampons und Binden und dank dem international zelebrierten Menstrual Hygiene Day bleibt das Thema in aller Munde. Oder Vaginas. Oder whatever. Mir taugt das.
Endlich mehr PelviPower
Ähnlich beglückt fühlte ich mich auch beim Besuch des ersten Wiener Day Spas, das auf Nachhaltigkeit und Naturkosmetik setzt. Nicht nur Beauty wird geboten – sondern auch PelviPower, ein Trainingsprogramm für die Kraft aus der Körpermitte.
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Du weißt schon: Ohne einen gut trainierten Beckenboden werden wir früher oder später unsere Leiber in Damenwindeln packen müssen. Außerdem ist der Sex einfach besser, wenn diese versteckte Muskelgruppe gut in Schuss ist – und die Haltung natürlich auch. Trotzdem musste ich schlucken, als mich ausgerechnet ein Mann, Achim sein Name, zum Biofeedback-Training bat.
Im (Becken-)boden versinken
Das Gerät dazu sieht aus wie ein klassischer Ergometer – nur dass der Sattel etwas schmäler ist. Wahlweise gibt es auch einen bequemen Stuhl, der dürfte öfters im Einsatz sein. Ein integrierter Sensor registriert die Aktivität der Beckenbodenmuskulatur, die Bewegung wird während des Trainings auf einem Bildschirm visualisiert.
Ganz ehrlich: Hast du schon mal vor einem Wildfremden dein Schatzdöschen angespannt? Und der sieht dann auch noch am Schirm wie sehr und wie oft und feuert dich an wie im Fitnesscenter? Und fesch war der auch noch, der Herr Therapeut. Hinfort, ihr Schamgefühle! Hallo, du knackiger Beckenboden!
Nach einigen Minuten, in denen ich auf das berühmte Loch im Boden wartete, um mich hineinzustürzen, ergab sich während der Pelvi-Session aber doch ein interessantes und vor allem amüsantes Gespräch. Wie er denn zu dieser doch außergewöhnlichen Berufung kam, fragte ich schließlich den Unterleibs-Guru. Ich bin da einfach so hingerutscht, meinte er. Brahaha. Es macht Spaß, Tabus zu zertrümmern und über seinen Schatten zu springen. Und gesund und glücklich macht es auch. Mein Beckenboden jedenfalls ist es.
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