Endometriose ist eine gutartige, aber sehr schmerzhafte chronische Erkrankung bei Frauen. Die Symptome treten rund um die Menstruation auf. Bei Endometriose bilden sich Herde aus Gebärmutterschleimhaut-ähnlichem Gewebe an anderen Stellen im Körper. Wie die Gebärmutterschleimhaut selbst werden diese Herde von Hormonen gesteuert: Der Zyklus löst Blutungen aus. Da das Blut allerdings nicht auf normalen Weg abfließen kann, können Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen die Folge sein, die zu teils sehr starken Schmerzen und in extremen Fällen auch zur Gefährdung anderer Organe führen können. In den meisten Fällen sind die Eierstöcke, die Eileiter, der Darm, der Bereich zwischen Rektum und Uterus, die Blase oder die Harnleiter betroffen. In sehr seltenen Fällen können Endometriose-Herde sogar in weiter entfernten Organen wie z. B. der Lunge oder der Schulter auftreten.
Viele Frauen mit Endometriose fragen sich, ob ihre Beschwerden in den Wechseljahren verändern – endlich nachlassen oder weiterhin bestehen bleiben. Wir haben Gynäkologen Prof. Dr. Heinrich Husslein befragt, wie sich die Erkrankung in dieser Lebensphase entwickelt, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und welchen Einfluss eine Hormonersatztherapie haben kann.
Verändert sich Endometriose während der Wechseljahre?
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Husslein: Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst. Dieses Gewebe reagiert auf den weiblichen Zyklus, was zu Schmerzen und anderen Symptomen führen kann. Mit den Wechseljahren kommt es zu hormonellen Veränderungen, insbesondere zu einem Rückgang des Östrogens. Dadurch wächst das Endometrium nicht mehr, es kommt zu keiner Menstruation mehr – und ebenso bilden sich in der Regel die Endometriose-Herde zurück.
Welche Symptome können im Wechsel und nach der Menopause auftreten?
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In seltenen Fällen kann es durch unregelmäßige Zyklen und hormonelle Schwankungen kurzfristig zu einer Zunahme der Endometriose-Symptome kommen. Doch mit dem Ende der Menstruation klingen die Beschwerden meist ab. Nur etwa zwei Prozent der Frauen berichten von anhaltenden Symptomen nach der Menopause.
Welches Hormon triggert die Endometriose?
Östrogen ist der Hauptfaktor für das Wachstum der Endometriose-Herde. Sinkt der Östrogenspiegel in den Wechseljahren, reduziert sich auch die Aktivität der Erkrankung.
Kann Endometriose in den Wechseljahren immer noch Schmerzen verursachen?
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Zum einen kann es durch die chronische Entzündung und die damit verbundenen Verwachsungen im Gewebe zu anhaltenden Schmerzen kommen. Diese strukturellen Veränderungen sind unabhängig von der Hormonlage. Zum anderen kann es in seltenen Fällen zu einer extraovariellen Östrogenproduktion kommen, etwa im Fettgewebe oder – hypothetisch – in den Endometriose-Herden selbst.
Wie wird Endometriose in den Wechseljahren behandelt?
Die Therapie richtet sich nach den individuellen Beschwerden. Eine Option ist die chirurgische Entfernung verbleibender Endometriose-Herde. Alternativ können Gestagene eingesetzt werden, um die Erkrankung weiter zu unterdrücken. In der Regel sind aber keine hormonellen Maßnahmen mehr notwendig, da die Beschwerden meist von allein zurückgehen.
Wie beeinflusst eine Hormonersatztherapie (HRT) die Erkrankung?
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Eine Hormonersatztherapie kann unter Umständen eine Reaktivierung der Endometriose bewirken, insbesondere wenn die Östrogendosis hoch ist. Allerdings sind solch hohe Dosierungen in der Praxis selten erforderlich.
Welche Therapien helfen Frauen, die keine Hormonersatztherapie möchten?
Das hängt von den individuellen Symptomen ab. Bei Hitzewallungen oder Schlafstörungen können pflanzliche Präparate oder Entspannungstechniken helfen. Auch Physiotherapie oder gezielte Ernährungsumstellungen können unterstützend wirken.
Wie gut ist Endometriose in den Wechseljahren erforscht?
Da die meisten Frauen nach der Menopause beschwerdefrei sind, gibt es nur begrenzte Daten zur Endometriose in den Wechseljahren. Die Behandlungsansätze ähneln denen bei jüngeren Frauen, wobei einige Medikamente altersbedingt nicht mehr eingesetzt werden (z.B. die kombinierte Antibabypille).
Beginnt der Wechsel bei Endometriose-Patientinnen früher?
Nein, grundsätzlich nicht. Allerdings können Frauen mit schwerer ovarieller Endometriose und mehrfachen Operationen an den Eierstöcken ein erhöhtes Risiko für eine vorzeitige Menopause haben.
Was raten Sie Frauen, die in den Wechseljahren an der Erkrankung leiden?
Wenn Frauen bis zur Menopause oder darüber hinaus noch Symptome haben, deutet das oft auf eine unzureichende Therapie in der Vergangenheit hin. Chronische Schmerzen können sich verselbstständigen, weshalb eine frühzeitige und effektive Behandlung wichtig ist. Ziel sollte es sein, langfristige Beschwerden zu verhindern und die Lebensqualität zu verbessern.
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