Menopausale Beschwerden machen auch vor dem Arbeitsplatz nicht Halt. Doch Studien belegen: In den meisten Unternehmen wird zu wenig Rücksicht auf diese Lebensphase genommen. Mit Folgen. Erfahrene Mitarbeiterinnen nehmen sich eine Auszeit, verringern die Arbeitszeit oder streben sogar einen früheren Pensionsantritt an. Denn wer mehrere Nächte hintereinander nicht durchgeschlafen hat, fühlt sich den beruflichen Herausforderungen nicht mehr so gut gewachsen. Wer von Kollegen schief angesehen wird, wenn eine Hitzewallung einen Schweißausbruch auslöst, möchte nur noch eins: weg.
Wechseljahre am Arbeitsplatz: Ein Tabu-Thema
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Just am Höhepunkt ihrer Karrieren, etwa zwischen 45 und 55 Jahren, durchleben Frauen eine Phase großer körperlicher und psychischer Veränderungen – und stoßen damit in ihrem Arbeitsumfeld oft auf Unverständnis. Viele versuchen daher, ihre Beschwerden zu verbergen.
Dazu kommt: Viele Symptome werden von den Betroffenen selbst nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht – und oft auch nicht von ärztlicher Seite richtig diagnostiziert. All das führt dazu, dass Frauen Karrieremöglichkeiten ausschlagen und – im Fall von Kurzarbeit oder früherem Rentenantritt – Versicherungszeiten einbüßen.
Doch nicht nur die Frauen haben Nachteile: Die Unternehmen selbst verlieren verlässliche und erfahrene Mitarbeiterinnen oder leiden zumindest unter dem verminderten Einsatz. Denn wer unkonzentriert arbeitet macht mehr Fehler, wer seine körperlichen Beschwerden nicht zuordnen kann, muss viele Arzttermine wahrnehmen, ehe die Ursache erkannt und behandelt wird.
Führungskräfte können gegensteuern
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Doch dies alles muss nicht eintreten. Es liegt in den Händen der Betriebsleitung bzw. der Führungskräfte, gegenzusteuern und Mitarbeiterinnen in ihrer Gesundheit und Produktivität zu unterstützen. Dreierlei Maßnahmen sind nötig
- Sensibilisierung der Führungskräfte selbst, damit sie entsprechende Symptome erkennen und bei Bedarf darauf eingehen können
- Einrichtung entsprechender betrieblicher Gesundheitsangebote, die niederschwellig und unkompliziert in Anspruch genommen werden können
- Aufklärung der Mitarbeiterinnen und – wichtig! – auch der Mitarbeiter, um Vorurteile und Tabus abzubauen.
Betriebliches Gesundheitsmanagement
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Fakt ist: In Unternehmen, in denen es ein betriebliches Gesundheitsmanagement gibt, sollte die gesundheitliche Vorsorge passende Angebote für die Lebensmitte umfassen. Das kann von allgemeiner Aufklärung zu den Wechseljahren über Beratungen durch externe Arbeitspsycholog:innen bis zu spezifischen Angeboten auf Organisationsebene reichen. Kompetente externe Partner:innen unterstützen Unternehmen mit langjähriger Erfahrung und fachlicher Expertise.
Wie sieht ein wechselgerechter Arbeitsplatz aus?
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Wichtige Basis sind flexible Arbeitszeitmodelle, eine entsprechende Arbeitsumgebung und eine wechseljahresfreundliche Kultur. Und schon einfache Veränderungen im Arbeitsalltag könne viel bewirken. Ein paar Beispiele:
- Raumtemperatur: Die Raumtemperatur selbst regulieren, lüften, können. Eine Möglichkeit schaffen, um kurzfristig den Raum wechseln zu können. Möglichkeit für Homeoffice. Vor allem für Mitarbeiterinnen, die unter Hitzewallungen leiden.
- Lärm: Möglichkeit für ungestörtes Arbeiten schaffen. Rufumleitungen aktivieren, um bei Konzentrationsschwächen unnötige Störgeräusche und Ablenkungen zu vermeiden.
- Arbeitszeit: Den Handlungsspielraum für flexible Arbeitszeit erweitern. Etwa wenn Schlafstörungen oder Erschöpfungszustände auftreten. Mehrarbeit ermöglichen, um zusätzlichen Zeitausgleich schaffen zu können.
- Pausen: Flexible Pausen – je nach Bedürfnis.
- Selbstständiges Arbeiten ermöglichen und flexible Arbeitseinteilung.
- Betriebliche Angebote wie Ernährungsberatung, Bewegungsprogramme, Stressbewältigungs-, Entspannungs- und Konzentrationstechniken
- Interne Unterstützungsgruppen als Plattform, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen.
- Medizinische Betreuung: Zugang zu medizinischer und psychologischer Beratung und Behandlung
Fazit
Es ist in aller Interesse, in Unternehmen ein neues Bewusstsein zu schaffen, eine neue Kultur im Umgang mit Frauen in den Wechseljahren. Befragungen von Führungskräften und Mitarbeiterinnen zeigen regelmäßig die Problembereiche auf. Frauen in den Wechseljahren dürfen nicht alleine gelassen werden. Gezielte Maßnahmen, ein größeres Verständnis des gesamten Umfelds und vor allem eine offene Kommunikation können dazu beitragen, Arbeitsplätze zu schaffen, die es Frauen ermöglichen, diese herausfordernde Lebensphase optimal meistern zu können.
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