Spätestens wenn erste Wechseljahressymptome auftreten, tauchen auch die ersten Fragezeichen auf. Wobei nicht augenscheinliche Beschwerden wie Brustspannen, Wassereinlagerungen, PMS oder einfach Kopfschmerz zumeist noch gar nicht dem Wechsel zugeordnet werden. Genau dieser unspezifische Übergang von Peri- über Prämenopause bis hin zur eigentlichen Menopause, der letzten Monatsblutung, sorgt für noch mehr Verwirrung in den Köpfen der Frauen:
- Bin ich schon im Wechsel?
- Wie werde ich meine Hitzewallungen los?
- Wie meine Schlafstörungen?
- Wann helfen Hormone und wann pflanzliche Stoffe?
- Was sind synthetische, was bioidente Hormone? Und, und, und, ...
Hier ein Überblick über bekannte und weniger bekannte Therapiemethoden, die bei Frauen im Wechsel zum Einsatz kommen können.
Wechselsymptome: Nur jede dritte Frau bleib beschwerdefrei
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Statistisch gesehen verteilt sich das Erleben von Wechseljahresbeschwerden relativ gleichmäßig in drei Drittel.
- Rund jede dritte Frau fühlt sich während des Wechsels kaum anders als zuvor.
- Ein weiteres Drittel aller Frauen ist von unerfreulichen, aber nicht sehr starken Beschwerden betroffen.
- Ein Drittel leidet unter einer massiven Belastung durch Symptome wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Brainfog oder Libidoverlust.
Für Frauen, die Hilfe in Anspruch nehmen möchten, gibt es eine Reihe an möglichen Behandlungsmethoden.
Die vier wichtigsten Hormone
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Hormone sind in aller Munde. Sowohl hochgepriesen, als auch gefürchtet. Heutzutage ist die Hormontherapie als sicher anzusehen, sofern die Auswahl des Mittels sowie die Dosierung vom Arzt oder der Ärztin mit Sorgfalt erfolgen und auf jede Frau individuell – also hinsichtlich ihrer Beschwerden und des gesundheitlichen Status – eingegangen wird. Vor allem sind es vier bedeutende Hormone, die hauptsächlich ersetzt werden: Progesteron, Östrogen, Testosteron und DHEA. Sie haben unterschiedliche Aufgaben im Körper der Frau.
- Progesteron: Progesteron ist ein natürliches Gestagen und wird bei Frauen nach dem Eisprung, in der zweiten Zyklushälfte, verstärkt gebildet. Im Körper reguliert es vor allem Vorgänge wie den Menstruationszyklus, die Schwangerschaft und die Entwicklung des Embryos. Auf das Gemüt wirkt Progesteron beruhigend.
- Östrogen: Östrogen steuert den Menstruationszyklus und die Reifung der Eizellen. In der ersten Zyklushälfte sorgt es für den Aufbau und eine bessere Durchblutung der Gebärmutterschleimhaut. Östrogene halten Haut, die Vaginalhaut, Schleimhäute, Sehnen und Bindegewebe feucht und elastisch. Sie schützen den Knochen und die Gefäße, regulieren den Stoffwechsel und fördern die Gedächtnisleistung.
- Testosteron: Testosteron ist eines der wichtigsten Sexualhormone. Es steuert die Libido und den Sexualtrieb, spielt eine Rolle bei der Erhaltung von Muskelmasse und Knochendichte, spendet Energie und steuert kognitive Funktionen.
- DHEA: DHEA (Dehydroepiandrosteron) zählt zu den Steroidhormonen und wird in den Nebennieren gebildet. Es wirkt auf das zentrale Nervensystem, hat Einfluss auf die Durchblutung sowie antidepressive, angst- und stresslösende Effekte.
Die Hormontherapie: Phytohormone und echte Hormone
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Bei der Hormontherapie wird zwischen zwei Ansätzen unterschieden – den Phytohormonen und den echten Hormonen. Wobei bei den echten Hormonen wiederum unterschieden wird – zwischen synthetischen und sogenannten bioidenten.
Die Phytohormone
- Phytoöstrogene: Sie sind in Pflanzen wie Rotklee, Traubensilberkerze und Soja vermehrt enthalten. Häufig kommen sie bei Wechseljahressymptomen wie Schweißausbrüchen, Hitzewallungen und Schlafstörungen als pflanzliche Präparate oral zum Einsatz.
- Phytoprogesteron: Aus dem in der Knolle der Yamswurzel enthaltenen Stoff Diosgenin lässt sich Progesteron herstellen. Diosgenin wird bei Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, Unruhe und Gereiztheit eingenommen.
Phytohormone werden in Form von Tabletten oder Kapseln eingenommen. Im Darm werden sie in die aufnahmefähigen und wirkfähigen Bestandteile umgewandelt. Sie binden an körpereigene Rezeptoren und bilden dort eine Wirkung. Nicht immer führen sie allerdings zum gewünschten Erfolg. Dies dürfte daran liegen, dass all diese Stoffe zum Aufspalten gewisse Darmbakterien benötigen. Doch unser Darm-Mikrobiom ändert sich im Laufe des Lebens. Gehen diese speziellen Bakterien verloren, kann die Wirkung ausbleiben. Erst nach zwei- bis dreimonatiger Einnahme zeigt sich, ob der Körper darauf reagiert oder eben nicht.
Die echten Hormone – synthetisch oder bioident
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Eher selten werden heutzutage in den Wechseljahren Östrogen und Progesteron bzw. Gestagene in synthetischer Form verabreicht. In der Praxis wird vermehrt zu den sogenannten bioidenten Hormonen gegriffen.
- Als bioident werden Hormone bezeichnet, die in ihrer chemischen Molekülstruktur exakt den körpereigenen entsprechen, die jede Frau produziert.
- Bei den synthetisch hergestellten Hormonen hingegen weicht die chemische Struktur von der körpereigenen ab. Genaugenommen sind es Medikamente mit hormonähnlicher Wirkung.
Es gibt Unterschiede bei den gewünschten Wirkungen, aber auch Nebenwirkungen. Bioidente Hormone gelten in der Regel als nebenwirkungsarm. Ihre Anwendung kann je nach Art der Beschwerden und individueller Voraussetzungen oral als Tablette oder Kapsel, transdermal als Gel, Spray oder Pflaster sowie vaginal als Kapsel oder Creme erfolgen.
Auch die Anwendungsart hängt von der Symptomatik der Beschwerden und individuellen Gegebenheiten ab.
- Wirkung von Progesteron: Wird ab den Wechseljahren immer weniger Progesteron gebildet, kommt es zu Zyklusunregelmäßigkeiten, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und Schlafstörungen. Demnach zeigt die Einnahme von Progesteron eine positive Wirkung auf Schlafstörungen, auf die emotionale Stabilität und depressive Verstimmungen. Geschluckt wirkt Progesteron etwas anders als über die Haut oder Schleimhaut. Da es dann über die Leber verstoffwechselt wird, entstehen Metaboliten, die eine andere bzw. stärkere Wirkung hervorrufen. Bei Frauen mit Schlafproblemen oder Unruhezuständen kann das von Vorteil sein.
- Wirkung von Östrogenen: Ein sinkender Östrogenspiegel ruft in den Wechseljahren unter anderem Zyklusstörungen, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und Osteoporose hervor. Bei der Behandlung dieser Symptome spielen vor allen die Hormone Estradiol und Estriol eine Rolle. Östrogene mindern nicht nur Wechseljahresbeschwerden, sondern schützen Frauen zudem vor Herzkrankheiten und der Verringerung der Knochendichte.
- Wirkung von Testosteron: Durch einen Testosteronmangel in den Wechseljahren können depressive Verstimmungen sowie Lust- und Antriebslosigkeit vorherrschen. Die Gabe von Testosteron wirkt dem entgegen. Verabreicht wird es über die Haut oder vaginal. Zu beachten ist, dass Frauen eine wesentlich geringere Dosis als Männern zugeführt werden darf. Cremes werden daher in Minidosen verabreicht oder von der Apotheke mittels Magistralrezeptur hergestellt.
- Wirkung von DHEA: Ein DHEA-Mangel führt zu altersbedingten Symptomen. Die Gabe wirkt Vitalitätsverlust, Stressintoleranz, Müdigkeit, Libidomangel und einem gestörten Fettstoffwechsel entgegen. DHEA wird zum Schlucken als Kapsel oder als Vaginalcreme angewendet.
Nicht-hormonelle Therapien bei Wechseljahresbeschwerden
Für all jene Frauen, die keine Hormone nehmen dürfen – etwa Brustkrebspatientinnen – oder wollen, gibt es seit kurzem eine nicht-hormonelle Alternative gegen vasomotorische Beschwerden wie Hitzewallungen und nächtliches Schwitzen. Der Wirkstoff Fezolinetant zielt auf spezielle Botenstoffe im Gehirn ab, die von der Peri- bis zur Postmenopause die Veränderung der Temperaturregulation vermitteln. Durch die Substanz wird das Neurokinin-B blockiert, sodass sich die Wärmeregulation wieder normalisieren kann.
Kurz vor der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA scheint ein weiterer sogenannter NK-Rezeptorantagonist zu stehen. Demnach soll der Wirkstoff Elinzanetant bald als weitere Alternative zur Hormontherapie auf den Markt kommen. Er moduliert ähnlich wie Fezolinetant östrogensensitive Neuronen im Gehirn, genauer gesagt im Hypothalamus, die bei Frauen in den Wechseljahren durch den vorherrschenden Östrogenmangel überaktiv sind.
Auch heute noch, jedoch nur für wenige ausgewählte Patientinnen, kommen Antidepressiva oder Antikonvulsiva bei sehr starken Wechseljahresbeschwerden zum Einsatz. Sie sind in ihrem Ursprung und den medizinischen Leitlinien zufolge für eine gänzlich andere Indikation – nämlich Depressionen oder Epilepsie – vorgesehen und auch häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Die entsprechenden Wirkstoffe beeinflussen ebenso das Temperaturregulationszentrum im Gehirn.
Fazit
Frauen in den Wechseljahren stehen heute eine Reihe an Möglichkeiten zur Verfügung, um ihre Beschwerden zu lindern oder gar zu verhindern. Ob Phytohormone, echte Hormone oder Alternativen zum Einsatz kommen, ist von der Symptomatik der Beschwerden und der individuellen körperlichen Voraussetzung abhängig. Da nicht jede Standardtherapie für jede Frau passend ist, müssen Ärzt:innen kreativ und flexibel im Denken sein, um eine Therapie effektiv und adäquat gestalten zu können. Fragen Sie Endokrinolog:innen um Rat und lassen Sie sich begleiten.
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