Auch nach der Genesung von einer Covid-Infektion ist für viele Betroffene das Thema Corona noch lange nicht zu Ende. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 10% der Erkrankten Wochen später noch unter Folgeerscheinungen leiden, die unter der Bezeichnung Long Covid zusammengefasst werden.
Mittlerweile sind Millionen Menschen von einem Long-Covid-Syndrom (LCS) betroffen, in vielen Fällen ist die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt. Doch weil noch erhebliche Wissenslücken über die zugrunde liegenden Krankheitsmechanismen bestehen, ist Long Covid nicht leicht zu diagnostizieren und zu behandeln.
Frauen in der Menopause leiden häufig unter Long Covid
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Britische Wissenschaftler haben kürzlich festgestellt, dass Frauen rund um die Menopause nach einer SARS-CoV-2-Infektion relativ häufig gesundheitliche Probleme entwickeln.
Häufige Beschwerden sind:
- Hirnleistungsstörungen (Brain Fog, Konzentrationsprobleme, schlechtes Gedächntnis)
- Müdigkeit
- Schwindel
- Probleme beim Durchschlafen
Die Ärzte halten es auch für möglich, dass eine Covid-Erkrankung zudem die Symptome der Wechseljahre verschlimmern kann. Ein wahrscheinlicher Grund dafür ist ein niedrigerer Spiegel an den Geschlechtshormonen Östrogen und Testosteron. Letzteres ist das männliche Geschlechtshormon, das auch im weiblichen Organismus in den Eierstöcken in niedrigen Mengen produziert wird.
Coronainfektion stört die Hormonproduktion
Die Forscher vermuten, dass es durch die Covid-Erkrankung zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Hormonproduktion in den Eierstöcken kommt, was die Beschwerden der Perimenopause und der Menopause verschlimmert. Das führt außerdem dazu, dass die Symptome von Long Covid bzw. Wechseljahresbeschwerden sehr schwer zu unterscheiden sind. Eine andere britische Studie warnt davor, dass Frauen rund um die Menopause aufgrund der ähnlichen Beschwerden eine falsche Diagnose erhalten können. Untersuchungen der North American Menopause Society zeigen zudem, dass sich viele Frauen in den Wechseljahren und danach nur schwer von Long Covid erholen, solange ihr Hormonmangel nicht behandelt wird.
Welche Beschwerden treten bei Long Covid auf?
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Nach Angaben der Experten existieren mehr als 200 Beschwerdebilder, die mittlerweile mit Long Covid in Verbindung gebracht werden. Als häufigste Symptome werden folgende genannt:
- Gefühl der extremen Müdigkeit
- Gefühl der Erschöpfung nach Anstrengung
- Kognitive Probleme wie z. B. Hirnleistungsstörungen (u.a. Gedächtnisprobleme, Konzentrationsmangel)
- Herzfrequenz von mehr als 100 Schlägen pro Minute
- Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns
Long-Covid-Symptome treten einige Wochen bis einige Monate nach einer Covid-Infektion auf. Sie können auf unbestimmte Zeit andauern, aber laut den Forschern besteht die Hoffnung, dass Long Covid nicht dauerhaft bestehen bleibt, sondern sich nach einiger Zeit wieder merklich bessert.
Zu den häufigen Symptomen der Wechseljahre und der Menopause, die jenen von Long Covid ähneln, zählen:
- Hitzewallungen
- nächtliche Schweißausbrüche
- Schlafstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Depressionen und Angstzustände
- Konzentrationsschwäche
- Gedächtnisstörungen
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
Kann Covid die Menopause beschleunigen?
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Eine neue US-Studie von Forschern in San Francisco kommt zu dem Ergebnis, dass Long Covid Störungen des weiblichen Menstruationszyklus, der Eierstöcke, der Fruchtbarkeit und der Menopause verursachen kann. Eine Erklärung könnte eine chronische Entzündung sein, die durch eine Covid-Erkrankung verursacht wird und auch den Hormonstatus beeinflusst. Eine Entzündung im Körper kann dazu führen, dass der Eisprung ausbleibt. Daher ist es möglich, dass eine Covid-Erkrankung menopausale Beschwerden akuter oder stärker hervorrufen und diese auch verlängern könnte. Diese Art von Entzündungsreaktion könnte zudem auch Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus bei Frauen vor der Menopause erklären.
Wie kann eine Hormonersatztherapie Frauen helfen?
Östradiol, das stärkste Östrogenhormon im Körper der Frau, hat in mehreren Untersuchungen eine positive Wirkung gegen Covid gezeigt. Bei Long Covid führt die Östradiol-Therapie daher mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer effektiveren Behandlung der Beschwerden. Estradiol ist auch Teil der menopausalen Hormontherapie (hormone replacement therapy) zur Behandlung von Wechseljahrbeschwerden. Dabei hat sich eindeutig gezeigt, dass Estradiol Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche lindert und den Schlaf und Stimmungsschwankungen in der Perimenopause verbessert. Es ist also wahrscheinlich, dass Frauen rund um die Menopause mit Long Covid sowohl aufgrund der Wirkung von Östradiol auf den Eierstock als auch aufgrund der Beschwerdelinderungen von einer Hormontherapie mit Östradiol profitieren.
Was kann sonst noch helfen?
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Eine Covid-Impfung bzw. eine Booster-Impfung kann laut neuesten Erkenntnissen ebenso Long-Covid-Beschwerden reduzieren. Dadurch wird nicht nur in vielen Fällen das Risiko einer erneuten Erkrankung durch das Coronavirus reduziert, es gibt einer neuen schwedischen Studie zufolge auch keine Hinweise darauf, dass die Impfung menopausale Beschwerden verursacht.
Weiters empfehlen die Forscher vor allem eine ausgewogene Ernährung mit der Reduktion von Kohlenhydraten wie Weißmehl-Erzeugnissen und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln wie und Süßigkeiten sowie mindestens sieben Stunden Schlaf und regelmäßige Bewegung, dazu bewussten Stressabbau und Vermeidung von übermäßigem Alkoholkonsum. Diese Maßnahmen können laut Forschung die Funktion der Eierstöcke während der Wechseljahre unterstützen.
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