Frauen im Wechsel oder nach der Menopause kennen das: Die Brüste fühlen sich schwerer an, spannen oder werden tatsächlich größer. Woran liegt das? Und was können wir tun, wenn wir uns damit nicht wohl fühlen? Dr. Christian Matthai ist Facharzt für Gynäkologie und auf Hormone spezialisiert, kennt das Problem aus seiner Praxis und weiß Abhilfe.
Warum wachsen unsere Brüste im Wechsel?
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Grundsätzlich besteht die Brust aus Fett und Drüsengewebe, und wenn Frauen zunehmen, wie es fast jede Frau im Wechsel tut, wächst auch die Brust. Das bedeutet: Das Drüsengewebe nimmt bei Frauen im Wechsel nicht zu, aber das Fettgewebe. Es kommt zu einer Verschiebung von Drüsen und Fettgewebe: Das Drüsengewebe wird tendenziell weniger, das Fett mehr. Das ist ein Grund warum die Brust größer werden kann, aber nicht muss.
Viele Frauen klagen schon vor der Menopause über eine etwas größere Brust und Brustspannen. Was können die Ursachen sein?
Hier ist es wichtig, zwischen Wechsel und Postmenopause zu unterscheiden. Im Wechsel ist es so, dass das Östrogen im Vergleich zum Progesteron dominanter wird. Das Progesteron wird über die Eisprünge gebildet, und wenn diese im Wechsel ausbleiben fällt der Progesteronspiegel. Es entsteht ein natürlicher Progesteronmangel, der Gegenspieler des Östrogens fehlt. Östrogen zieht Wasser in den Körper, das Progesteron wirkt dem dann nicht mehr entgegen. In der frühen Phase des Wechsels ist es also oft nicht die Gewichtszunahme sondern der Progesteronmangel, der die Brust vergrößert. Dies führt zu Brustspannen oft schon ab dem 40. Lebensjahr. Die vermehrte Fetteinlagerung betrifft eher die Frau in der Postmenopause.
Kann man mit Hormonen wie Testosteron vorbeugen oder gegensteuern?
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Ganz klar nein! Das ist ein Mythos aus dem Internet, der absolut falsch ist. Mit Testosteron könnte man sogar den gegenteiligen Effekt erzielen. Man sieht das manchmal bei Männern, die Testosteron missbräuchlich verwenden. Dabei kann es zu einer Gynäkomastie, also zu einem Wachstum der Brust kommen. Das passiert, weil das über ein Enzym in Östrogen umgewandelt wird. Würde man einer Frau, die keinen Testosteronmangel hat und unter dem Thema große Brüste leidet Testosteron geben, könnte das dazu führen, dass die Brüste noch größer werden.
Eine Testosterontherapie kann für Frauen interessant sein, es spielt für die Frau in der Postmenopause eine wichtige Rolle, aber nicht im Einsatz gegen zu große Brüste.
Was tun wenn man bemerkt, dass die Brüste wachsen?
Man muss immer die Ursache klären. Wenn Frauen im gleichen Atemzug sagen Ich hab 10 kg zugenommen, dann wäre es ratsam abzunehmen, dadurch wird auch der Busen kleiner werden. Denn der Busen besteht auch aus Fett und damit wird auch die Brust kleiner, wenn man Fett verliert. Das ist für viele Frauen sehr schwierig, das ist mir klar. Ein Gießkannenprinzip oder Pauschalrezept gibt es leider nicht.
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Was wir sicher wissen ist: Der Lebensstil wird in dieser Lebensphase immer wichtiger. Es gibt Frauen, die essen zu wenig und haben dann eine Mikronährstoffunterversorgung. Andere essen zu viel. Wieder andere essen normal, aber bewegen sich zu wenig. Ob etwas Essentielles fehlt kann man durch einen Hormonstatus und eine Mikronährstoffanalyse abklären.
Sicher ist aber auch: Der Stoffwechsel und die Muskelmasse reduzieren sich über die Jahre, das beginnt schon mit 40, wird durch hormonelle Veränderungen begünstigt, passiert aber sowieso mit zunehmendem Lebensalter. Wenn man den Zeitpunkt verpasst und mit 50 alles genau gleich macht wie mit 40 wird das Gewicht nach oben schnellen. Das passiert bei ganz vielen Menschen.
Was kann man dagegen tun und wo holt man sich Unterstützung?
Zuerst sieht man sich mit der Patientin den Status Quo an. Schläft sie ausreichend? Trinkt sie Alkohol? Bewegt sie sich genug? Isst sie gesund und ausreichend oder zu viel? Man setzt dort an, wo Verbesserungsbedarf besteht. Bei vielen Frauen sind auch Stress und die dadurch entstehende Cortisol-Dominanz ein Thema. Cortisol ist das Stresshormon und hat großen negativen Einfluss auf das Gewicht. Ähnlich wie zu wenig Schlaf. Es gibt immer eine Lösung, für manche ist sie einfacher, für manche ist es ein längerer Weg.
Kann man mit Hormonen unterstützen?
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Vor 20 Jahren hat man Hormone verteufelt, jetzt agieren viele Ärzte und andere Therapeuten so, als wäre eine Hormontherapie für alle Frauen indiziert und zielführend. Das gefällt mir nicht und ich erachte es auch nicht als den richtigen Weg. Es wäre verlockend sich ein Hormon zu spritzen oder zu schmieren damit die Kilos purzeln und die Brüste wieder kleiner werden, aber das funktioniert so nicht. Dafür ist das Thema viel zu komplex. Eine pauschale Lösung gibt es leider nicht.
Der gesunde Lebensstil spielt mit Abstand die größte Rolle. Und den kann nur die Frau selbst – natürlich gerne mit Unterstützung – anpassen. Ärztinnen, Ärzte, Ernährungsberater, Sportwissenschaftler, Trainer und Coaches können dabei helfen, aber die Hauptrolle spielt immer die Frau selbst! In jedem Fall möchte ich Frauen ermutigen in dem ich weiß, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt!
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