Ein Mangel am männlichen Geschlechtshormon Testosteron kann Verlust von Libido, Osteoporose, Blutarmut und auch Verweiblichung (Feminisierung) bei Männern zur Folge haben. Die Ursachen dafür, dass zu wenig Testosteron gebildet wird, sind unterschiedlich. Einerseits sinkt der Testosteronspiegel mit zunehmendem Alter leicht ab. In diesem Fall liegt kein Mangel vor, sondern eine natürliche Folge des Alterungsprozesses. Ein darüberhinausgehender Abfall des Testosteronspiegels kann aber zu erheblichen Beschwerden führen und sollte behandelt werden.
Wann liegt ein Testosteronmangel vor?
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Der Testosteronwert, den wir bei jüngeren Männern messen, verändert sich im Lauf des Lebens und nimmt schrittweise ab – so etwa 1% pro Jahr, erklärt Prof. Dr. Stephan Petersenn, Hormonspezialist der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Daher muss bei der Beurteilung des Wertes die kontinuierliche langsame Abnahme von Testosteron immer berücksichtigt werden. Die unteren Grenzwerte liegen zwischen 7 und 12 nmol/l.
- Der Testosteronwert muss laut Peterssenn aber korrekt gemessen werden, morgens möglichst gleich um 8 Uhr und nüchtern. Ist der Patient bei der Abnahme nicht nüchtern oder wird der Wert nach 11 Uhr abgenommen, kann der Spiegel um 30% niedriger liegen und ist nicht repräsentativ.
- Erschwerend kommt hinzu, dass der Testosteronwert erhebliche Schwankungen von Tag zu Tag aufweist. Nach schwerer körperlicher Arbeit kann er niedriger als gewöhnlich sein.
- Auch Stress, starkes Übergewicht, eine Narkose, Alkohol, Drogen oder Kortison-Präparate können den Testosteronspiegel senken.
- Stark übergewichtige Männer haben sogar bis zu 70?% niedrigere Werte als Männer mit Normalgewicht.
Welche Beschwerden können bei Testosteronmangel auftreten?
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Ein möglicher Verdacht auf einen Testosteronmangel sollte daher auch zu den entsprechenden Beschwerden passen, die über Müdigkeit und Antriebsschwäche hinausgehen, da diese Symptome auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden können.
- Nur circa 2 % der älteren Männer, die einen erniedrigten Wert aufweisen, berichten laut Petersenn auch gleichzeitig über entsprechende Beschwerden: Eine unbegründete Blutarmut wäre ein Hinweis. Oder plötzlich nachlassende sexuelle Aktivität oder auch, dass die Morgenerektionen plötzlich vorbei sind, erklärt Endokrinologe Petersenn.
- Weitere Anzeichen können unerklärliches Schwitzen bzw. Hitzewallungen ähnlich den Wechseljahresbeschwerden bei Frauen sein, oder auch deutlich verkleinerten Hoden.
Ist der Testosteronspiegel dann bei der Messung tatsächlich erniedrigt, muss unbedingt nach dem Grund dafür gesucht werden. Petersenn: Es kann sein, dass der Hoden selbst durch einen Virusinfekt oder durch ein Trauma – eine Sportverletzung zum Beispiel – tatsächlich Schaden genommen hat. Man sieht das dann an einer veränderten Struktur im Ultraschall oder der Verkleinerung der Hoden.
Weitere mögliche Ursachen gehen von der Hirnanhangdrüse aus, die den Hoden hormonell steuert. Als Ursache einer Fehlsteuerung kommen Entzündungen und auch gutartige Krebsformen infrage.
Welche Risiken birgt eine Hormonbehandlung mit Testosteron?
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Wenn ein bislang unentdeckter Prostatakrebs vorliegt, kann Testosteron das Wachstum der Krebszellen fördern. Vor einer Behandlung mit Testosteron sollte deshalb der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) bestimmt werden, um das auszuschließen. Testosteron selbst verursacht kein Prostatakarzinom, aber unter Testosterongabe könnten bislang schlafende Tumorzellen wachsen, so Petersenn.
Rund 3 Monate nach Beginn der Hormonbehandlung sollte der PSA-Wert wieder kontrolliert werden, um zu prüfen, ob vielleicht doch schon Krebszellen vorhanden waren. Mit einem Alter von 80 Jahren habe ca. 80% der Männer unerkannte Prostatatumorzellen, die keine Beschwerden machen.
Wie zeigt sich eine Testosteron-Überdosierung?
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Eine zu hohe Testosterongabe birgt die Gefahr einer sogenannten Polyglobulie, einer Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen, die zu Thrombosen und Lungenembolien führen kann.
Wir sehen das immer wieder, wenn Männer Testosteron missbräuchlich nutzen, z.B. für Doping, erklärt Petersenn. Diese kommen laut dem Arzt z.B. mit einem unerfüllten Kinderwunsch in die Praxis. Dann kann es sein, dass diese Männer mit hohen Testosterongaben ihr Hormonsystem vollkommen durcheinandergebracht haben.
Wann wird von einer Testosteron-Substitution abgeraten?
In den USA ist diese missbräuchliche Verwendung von Testosteron laut dem Experten ein großes Problem. Zwischen 2001 und 2011 hatten sich die Verschreibungen von Testosteron vervielfacht, so Petersenn. Das hat dazu geführt, dass die amerikanische Zulassungsbehörde für Arzneimittel (FDA) bestimmt hat, dass Testosteron nur noch bei einer krankhaft zuzuordnenden Ursache verschrieben werden darf, und nicht mehr als Anti-Aging-Mittel. Die möglichen Folgen für Herz, Gehirn, Leber, psychische Gesundheit und das Hormonsystem werden oft nicht bedacht.
Abzulehnen ist laut Petersenn daher insbesondere die unkritische Testosteronsubstitution bei typischen Alterserscheinungen aufgrund abfallender Hormonwerte. Studien haben nämlich eindeutig gezeigt, dass sich Beschwerden wie nachlassende Leistungsfähigkeit, abnehmende Muskelmasse und Knochendichte sowie eine Gewichtszunahme mit der Hormongabe nicht reduzieren lassen.
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