Schmerzen im Unterleib, ein heftiges Brennen beim Wasserlassen – und immer wieder der Drang zur Toilette. Vor den Wechseljahren haben weniger als fünf Prozent der Frauen einen Harnwegsinfekt – pro Jahr. Geraten die Hormone in Turbulenzen, verändert sich dieses Bild dramatisch: Während der Wechseljahre sind es bis zu 20 Prozent der Frauen. Von einmal pro Jahr ganz zu schweigen. Doch wie kann es sein, dass trotz aller guten Tipps zur Vermeidung solcher Infekte viele Frauen diese einfach nicht loswerden?
Hormonchaos erhöht Risiko für Blasenentzündungen
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Der Großteil dieser Entzündungen wird durch Bakterien ausgelöst. Der menschliche Körper beherbergt eine Vielzahl an Mikroorganismen, die ein empfindliches Gleichgewicht aufrechterhalten, das uns gesund hält. Faktoren wie Infektionen, Alterung und hormonelle Veränderungen können diese mikrobielle Harmonie allerdings ins Ungleichgewicht bringen. Aufgrund solcher mikrobiellen Verschiebungen im Laufe der Wechseljahre sind Frauen besonders anfällig für wiederkehrende Harnwegsinfektionen und Entzündungen. Bakterien haben dann zudem leichteres Spiel – denn der Abfall des Hormons Östrogen bewirkt, dass die Schleimhäute im Intimbereich schwächer, dünner und trockener werden. Das begünstigt den Aufstieg von Bakterien durch die Harnröhre bis in die Harnblase.
Escherichia coli, auch Kolibakterien genannt, verursachen den Großteil solcher Infekte. Für gewöhnlich sind E. coli-Bakterien im menschlichen Darm beheimatet und dort völlig harmlos. Wandern sie allerdings vom Darmausgang zur Harnröhre, kann es zu Entzündungen kommen. Immerhin misst die weibliche Harnröhre lediglich drei bis vier Zentimeter. Ein kurzer Weg zum Ort des Geschehens im Vergleich zu Männern mit 20 bis 25 Zentimetern Länge.
Was die Scheidenflora damit zu tun hat
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In den Wechseljahren ist offenbar die Veränderung der Mikrobiota in der Vagina ein ganz wesentlicher Knackpunkt für wiederkehrende Infekte, beschreiben Forschende der Okayama University in Japan nun in einer im Journal of Infection and Chemotherapy publizierten Studie. Bei Frauen nach der Menopause verändert sich die Vaginalflora mit einer Abnahme der Lactobacillus-Arten. Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfekten haben eine ausgeprägte vaginale mikrobielle Kolonie im Vergleich zu nicht betroffenen Frauen, erklärt Dr. Takanori Sekito von der Abteilung für Urologie and Graduate School of Medicine.
Ein Zusammenhang zwischen einer veränderten Bakterienzusammensetzung in der Vagina und wiederkehrenden Infekten ist demnach sehr naheliegend.
Krankmachende E. coli-Bakterien wandern hin und her
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Die Forschenden haben die krankheitsverursachende Bakterienkolonie, die sich in der Harnblase und der Vagina befindet, nun genauer unter die Lupe genommen und festgestellt, dass die isolierten pathogenen E. coli in der Mehrzahl der Fälle sehr ähnlich oder sogar identisch waren. Sie zeigten auch eine ähnliche Empfindlichkeit gegenüber einer Reihe von Antibiotika. Die Ergebnisse zeigen, dass der krankheitsverursachende Erreger sowohl in der Harnblase als auch in der Vagina ansässig war.
Die Studienautor:innen gehen davon aus, dass E. coli zwischen den beiden Nischen hin- und herwandert, Zellen in beiden Organen infiziert und die Krankheit trotz vorheriger Behandlung mit Antibiotika erneut ausbricht. Die Vagina kann als Reservoir für Darmbakterien, einschließlich E. coli, dienen, und die Blasenentzündung unheilbar werden, betont Dr. Sekito. Bei wiederkehrenden Infekten sei es deshalb wichtig, E. coli nicht nur im Urin, sondern auch in der Vagina zu bekämpfen.
Lactobacillus-Zäpfchen können Einsatz von Antibiotika vermeiden
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Zur Vorbeugung und Behandlung wiederkehrender Blasenentzündungen haben die Forschenden ihren Patient:innen erfolgreich Lactobacillus-Vaginalzäpfchen verabreicht. Diese Präventivmaßnahme kann den Einsatz von Antibiotika und die daraus resultierenden Antibiotikaresistenzen reduzieren. Sie regulieren das vaginale Milieu, begünstigen damit schützende Bakterien und verhindern die Virulenz von E. coli. Harnwegsinfekte und Blasenentzündungen könnten so der Vergangenheit angehören.
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