Die jungen Zwanziger neigen sich dem Ende zu, die seriösen Dreißiger bahnen sich an. Als Frau denkt man über Kinder nach. Will man welche, will man keine? Der Partner und das Heim werden auf Familientauglichkeit geprüft. Alle Zeichen stehen auf Grün. Doch die Schwangerschaft will sich nicht einstellen, vielmehr wird die Periode unregelmäßig. Ein Hormontest bestätigt den Verdacht des Arztes: frühzeitiger Wechsel. Eine Schwangerschaft ist ausgeschlossen.
So eine Diagnose ist immer ein Schock, speziell wenn der Kinderwunsch noch nicht abgeschlossen ist, erklärt Dr. Christian Matthai, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe in Wien.
Was sind die Ursachen für einen vorzeitigen Wechsel?
%CONTENT-AD%
In der Fachsprache werden solche Diagnosen POF (premature ovarian failure) oder POI (premature ovarian insufficiency) genannt. Ursache ist ein vorzeitiges Aussetzen der Eierstockfunktion, eine hormonelle Störung. Über den Auslöser ist sich die Wissenschaft noch uneinig.
Von vorzeitigem Wechselspricht man, wenn die Wechseljahre vor dem 40 Lebensjahr eintreten. Etwa 2 bis 3,6 Prozent aller Frauen sind nach Schätzungen davon betroffen.
In vielen Fällen ist die Ursache genetisch. Aber auch Behandlungen mit bestimmten Medikamenten, wie sie bei der Chemotherapie zum Einsatz kommen, können den vorzeitigen Wechsel auslösen. Und die Psyche spielt ebenso eine Rolle: Auch ein Trauma etwa kann für eine frühe Menopause verantwortlich sein.
Kann Magersucht einen vorzeitigen Wechsel auslösen?
%MEDIUM-RECTANGLES%
Dass ein rascher Gewichtsverlust oder Magersucht den frühzeitigen Wechsel auslösen können, wird immer wieder behauptet, ist aber falsch. Bei Magersucht reagiert der Körper allein auf den Gewichtsverlust: Unterschreitet der Fettanteil des Körpers ein gewisses Niveau, wird dem Gehirn die Nachricht vermittelt, dass der Körper nicht mehr in der Lage ist, eine Schwangerschaft durchzuhalten. Wenn diese Energiereserve fehlt, setzt daher die Regelblutung aus. Sobald der Körper wieder genug Fett aufgebaut hat, setzt der Monatszyklus aber wieder ein.
Wie wird der vorzeitige Wechsel festgesellt?
Der vorzeitige Wechsel kündigt sich in den meisten Fällen auch mit den typischen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen oder Schweißausbrüche an. Der Zyklus wird unregelmäßig, oft bleibt er ganz aus. Letzteres ist aber nicht immer ein Hinweis auf verfrühte Wechseljahre. Eine unregelmäßige Monatsblutung bei jungen Frauen kann viele Hintergründe haben, in den seltensten Fällen ist es eine POI, betont Dr. Matthai.
Kann eine Hormontherapie den vorzeitigen Wechsel rückgängig machen?
%EVENT%
Beim frühzeitigen Wechsel handelt es sich um ein Versagen der Eierstöcke, das nicht mehr umkehrbar ist. Es gibt auch keine Therapie, sobald die Diagnose POF oder POI lautet. Auch eine Hormontherapie kann daran nichts ändern.
Lediglich in der Phase vor dem endgültigen Aussetzen des Eisprungs, solange also eine – wenn auch unregelmäßige – Regelblutung stattfindet, ist es noch möglich, Eizellen zu entnehmen und für eine in vitro Befruchtung zu konservieren.
Braucht man bei vorzeitigem Wechsel eine Hormonersatztherapie?
Eine Hormonersatztherapie kann zwar den vorzeitigen Wechsel nicht aufhalten, sie kann aber die essentiellen Geschlechtshormone ersetzen und das Risiko an Diabetes, Osteoporose oder einer Herz-Kreislauf-Schwäche zu erkranken, verringern. In diesem Fall wird meist eine Hormonersatztherapie bis zum normalen Menopausenalter durchgeführt, erklärt Dr. Matthai.
Kann man Vorkehrungen gegen den vorzeitigen Wechsel treffen?
%QUESTION%
Leider nein. Da keine Auslöser bekannt sind, können auch keine vorbeugenden Maßnahmen empfohlen werden. Was Dr. Matthai in seiner Praxis allerdings beobachtet, sei eine Zunahme anderer stressbedingter hormoneller Störungen. Und hier spiele der Lebensstil eine große Rolle.
Weiterlesen: Woran merke ich, dass ich im Wechsel bin?
Weiterlesen: Bin ich im Wechsel? Wann beginnen denn eigentlich die Wechseljahre?
Weiterlesen: Prämenopause: Wie die Wechseljahre beginnen, was im Körper passiert
Weiterlesen: Lässt sich die Menopause hinausschieben – gar für immer?
Schreib einen Kommentar ( 0 )