Wenn man mit 40+ das erste Mal über das Thema Pensionsvorsorge nachdenkt, dann gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Man hat noch ca. 20 Jahre Zeit, um ein Vermögen aufzubauen. Die schlechte Nachricht: Es ist höchste Zeit, damit zu beginnen, am besten heute, und es werden mit aller Wahrscheinlichkeit größere Änderungen im Lebensstil und Verhalten anstehen.
Wie sicher sind unsere Pensionen?
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Bevor wir in medias res und die einzelnen Vorsorgeschritte durchgehen, werfen wir einen kurzen Blick auf den Status Quo. Die Politik wirbt unermüdlich mit die Pensionen sind sicher und Österreich hat eines der besten Pensionssysteme der Welt. Dies ist bequemer, als die Wahrheit auszusprechen: Für den Durchschnittsmenschen, gerade für die Durchschnittsfrau, wird die staatliche Pension lediglich eine Minimalversorgung und keinen Lohnersatz darstellen.
Im Jahr 2020 betrug die Durchschnittspension eines Mannes laut Statistik Austria 1.619 Euro, die einer Frau 1.021 Euro. Die Hochrechnungen der EU-Alterssicherungskommission zeichnen ein ähnliches Bild: Ab dem Jahr 2040 können Pensionist:innen mit einer Ersatzrate von 48% rechnen, d.h. die staatliche Pension ersetzt knapp die Hälfte des Letztgehalts. In den Jahrzehnten darauf sinkt dieser Wert.
Was kann man nun tun, um die eigene Pension finanziell lebenswert zu gestalten?
Schritt 1: Pensions-Check
Der erste Schritt ist, den aktuellen Status des Pensionskontos zu erfragen. Mittels Handysignatur geht dies auf neuespensionskonto.at oder svs.at (für Selbstständige). Beamtinnen können den Stand über die BVAEB abfragen.
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Das Pensionskonto zeigt die bereits getätigten Einzahlungen an, sowie den Pensionswert. Dieser ist die Höhe der Pension, die man bekommen würde, wenn man morgen in Pension gehen würde, vorausgesetzt, man hat genügend Versicherungsjahre angesammelt. Die noch fehlenden Versicherungsmonate werden ebenfalls angezeigt. Der Pensionswert ist ein guter Hinweis dafür, wo man aktuell steht. Außerdem bieten die genannten Portale auch Hochrechnungstools an. Mit diesen Daten kann man gut abschätzen, wie groß der Handlungsbedarf ist.
Schritt 2: Die persönliche Wirtschaftsprüfung
Nachdem man den Pensionswert erfragt hat, sollte man eine persönliche Bilanz erstellen. Was besitzt man? Sind bereits Immobilien, ein Portfolio, Goldmünzen oder andere Vermögenswerte vorhanden? Wie sieht es mit den Einnahmen und Ausgaben aus?
Idealerweise nimmt man sich die Zeit und analysiert die Ausgaben der letzten 12 Monate Mittels Kontoauszug und Tabellenprogramm. So gut wie jede Person kommt bei diesem Prozess auf ein enormes Sparpotenzial, sei es bei nicht genutzten Abos oder unpassenden Konsumgewohnheiten.
Schritt 3: Existierende Produkte evaluieren
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Wie in allen Industrien gibt es in der Finanzindustrie auch gute und schlechte Produkte, teure und günstige. Als Forty-Something hat man normalerweise in der Vergangenheit schon ein oder mehrere Vorsorgeprodukte abgeschlossen. Nun ist es an der Zeit, diese auf Herz und Nieren zu testen. Wie gut entwickelt sich das Produkt? Und vor allem: Wie hoch sind die Gebühren?
Im Regelfall sind komplexe Finanzprodukte (z.B. Fondsgebundene Lebensversicherungen) wesentlich teurer, als simple Finanzprodukte (Fonds- oder ETF-Sparpläne). Finanzinstitutionen sind gesetzlich dazu verpflichtet, alle Gebühren offen zu legen, d.h. man kann sie auch als Laie relativ einfach erfragen. Produkte mit schlechter Performance (im Vergleich zum Gesamtkapitalmarkt), aber vor allem solche mit enorm hohen Gebühren sollten wieder abgestoßen und durch günstigere und bessere ersetzt werden.
Schritt 4: Effiziente Kapitalmarktinvestments
Möchte man existierende Anlageprodukte abstoßen oder neu am Kapitalmarkt beginnen, so sollte man unbedingt ein paar Grundregeln einhalten, wie z.B. auf niedrige Gebühren zu achten und die Investments zu diversifizieren, also international und auf verschiedene Branchen zu streuen. Ist man über 40, so hat man einen kürzeren Anlagehorizont und sollte das einkalkulieren. Kurz gesagt, man kann sich weniger Fehler und weniger Risiko leisten.
Bei jungen Menschen um die dreißig sind aktuell ETF-Sparpläne als Anlageform im Vormarsch. Dabei handelt es sich um günstige börsengehandelte Fonds, die nicht aktiv gemanagt werden, sondern lediglich einen Aktienindex kopieren. ETFs sind sehr günstig, doch sie haben den Nachteil, dass die Risiken darin nicht aktiv gemanagt werden. Das ist für junge Menschen kein Problem, da sie Crashs und Erholungsphasen aussitzen können.
Ist man älter, so macht es Sinn, nicht nur auf ETFs zu setzen, sondern auch Fonds, bei denen Risiken aktiv gemanagt werden, ins Portfolio zu nehmen. Letztere sind zwar teurer, haben aber den Vorteil, dass Risiken aktiv gemanagt werden. Investiert man in ein Fonds- und ETF-Portfolio, so sollte man darauf achten, nicht nur bankinterne Produkte zu kaufen, sondern auf Basis einer möglichst freien Auswahl zu investieren.
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TIPP: Ein großes Einmalinvestment ist nicht nötig. Die meisten Finanzdienstleister bieten heutzutage ETF- und Fondssparpläne an, in die man Monat für Monat investieren kann. Hat man noch wenig Einblick in das Thema Kapitalmarkt, so kann man mit Sparplänen auf weltweit gestreute Fonds und ETFs beginnen, denn so deckt man das globale Wirtschaftswachstum ab.
Schritt 5: Das Immobilienthema
Ein Sprichwort besagt, dass jeder Mensch in seinem Leben eine Immobilie abbezahlt: Entweder die eigene oder die des Vermieters. Spätestens als Forty-Something sollte man sich über die langfristige Wohnsituation Gedanken machen und sich eine Immobilie zulegen.
Aufgrund der Niedrigzinspolitik der EZB und dem Zuzug in urbane Gegenden sind die Immobilienpreise in den letzten 15 Jahren stark angestiegen. Dies erschwerte den Immobilienkauf für Erstkäufer:innen, die über wenig Eigenkapital verfügen. Es ist jedoch nicht unmöglich, daher sollte man für die Zukunft zumindest eine kleine, minimal akzeptable Wohnung erwerben. Selbst wenn man diese Wohnung nicht selbst nutzt, sondern vermietet, so bleibt sie der Plan B für die Pension.
Bedenkt man, dass die staatliche Pension zukünftig nur knapp 50% des Gehalts ersetzen wird, so kann es in vielen Fällen mit der Miete eng werden. Steigende Mieten sind ein signifikanter Treiber von Altersarmut.
TIPP: Was die Finanzierung von Immobilien betrifft, so glauben viele, dass eine Eigenkapitalanzahlung von 30% nötig ist. Dies ist in der Praxis nicht so. Finanzierungsvergleichsanbieter haben oft Zugang zu Angeboten bei denen weniger Eigenkapital benötigt wird. Allzu lange sollte man mit dem Immobilienkauf jedoch nicht warten, da mit steigendem Alter Kredite und die Kreditnebenkosten (z.B. die Kosten für eine begleitende Lebensversicherung) in vielen Fällen steigen.
Schritt 6: Gold für die goldenen Jahre
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Gold ist eine der ältesten Anlageformen auf diesem Planeten, und sie hat sich über die Jahrhunderte bewährt. Physisches Gold gilt als ein krisensicheres Investment, da der Goldpreis tendenziell dann steigt, wenn die Konjunktur und die Kapitalmärkte temporär einbrechen. Diese Eigenschaft macht Gold zu einer guten Beimischung in ein Anlageportfolio von Immobilien und Kapitalmarktprodukten. Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch der Goldpreis schwankt.
Physisches Gold hat auch noch andere Vorteile: Für all jene, die gegenüber verbrieften Anlageformen Berührungsängste haben, sind kleine Goldbarren ein guter Einstieg. Man kann sie berühren und hat das Investment direkt in der Hand. Anstatt sich nach einer harten Arbeitswoche mit einem Restaurantbesuch oder einem Kleidungsstück zu belohnen, kann man sich einen kleinen Goldbarren zulegen.
TIPP: Um das Gold nicht zu Hause verstecken zu müssen, kann man es bei einem Goldhandel günstig lagern lassen und viele Goldhandelshäuser bieten bereits monatliche Gold-Sparpläne zu guten Konditionen an.
Ein weiterer Vorteil von Gold: man kann es verschenken oder sich schenken lassen. Anders als bei Kindergeburtstagen wünscht man sich als Forty-Something meist keine Spielsachen, Gadgets oder Konsumgüter mehr. Gold ist ein sehr gutes Geschenk für jene, die gefühlt schon alles haben. Wenn man Gold verschenkt oder es sich schenken lässt, so schenkt man ein Stück Zukunft.
Fazit
Geht man als Forty-Something diese Schritte, so entsteht ein Anlageportfolio mit einer Kombination aus Sicherheit, die die Immobilien und das Gold bieten, und Rendite, die von den Kapitalmarktinvestitionen kommt. Je nachdem, wo man aktuell steht, bedarf es ein paar hundert Euro pro Monat, um sich eine solide Basis für die Pension aufzubauen. Auch als Forty-Something kann der Anlagehorizont lang genug sein, um ein signifikantes Vermögen zu erwirtschaften. Also: Am besten heute beginnen!
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