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Sexualität & Beziehung

Verständnis in der Partnerschaft: Wie erkläre ich die Wechseljahre?

Der Wechsel als Belastungsprobe für Beziehung? Das muss nicht sein! Wie wir mehr (gegenseitige) Empathie erreichen können, hat eine Expertin für uns zusammengefasst.

Etwa jeder dritten Frau erlebt die Wechseljahre als negativen Prozess, das zeigt eine aktuelle Umfrage des unabhängigen Meinungsforschungsinstituts TQS im Auftrag von Pure Encapsulations. Frauen leiden unter Symptomen wie Schlafstörungen (56 Prozent), Stimmungsschwankungen (47 Prozent), Hitzewallungen (27 Prozent) und Niedergeschlagenheit (27 Prozent). Auch für die Partnerschaft kann die hormonelle Umstellung zur Belastungsprobe werden. 60 Prozent der Frauen wünschen sich von ihrem Partner mehr Einfühlungsvermögen. Jede zehnte Frau erhält zudem keinerlei Unterstützung aus dem familiären Umfeld. 

Nicht ernstgenommen: Wechseljahre in der Partnerschaft  

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Grund genug, die Studie gemeinsam mit Anria Brandstätter, klinische Sexologin und Paarberaterin genauer zu betrachten. Offenbar steht das Schamgefühl dem Glück in der Partnerschaft schwer im Weg:  

Zwar geben 66 Prozent an, mit Freund:innen und Bekannten über den emotionalen Prozess zu sprechen, dem eigenen Partner vertrauen sich jedoch nur 32 Prozent an. Und das, obwohl sich Frauen vor allem in der Partnerschaft Einfühlungsvermögen und Verständnis wünschen (60 Prozent). Im familiären Umfeld erhält jede zehnte Frau (10 Prozent) nach eigenen Angaben keinerlei Unterstützung. Zwei von drei Frauen (64 Prozent) wünschen sich eine offene Kommunikation im privaten Umfeld. Jedoch fürchtet fast jede zweite Frau, nicht ernst genommen zu werden (47 Prozent) oder Abwertung zu erfahren (45 Prozent).

Einfühlungsvermögen vom Partner: Wunsch und Wirklichkeit 

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„Das Fazit der Studie wird mit dem Titel veröffentlicht, dass Frauen mehr Empathie vom Partner fordern. Ich finde die Formulierung insofern spannend, weil sie ein Anspruch und wie ein Befehl formuliert ist: Ich fordere Empathie. Punkt. Unser Gehirn reagiert auf Befehle aber meistens allergisch. Mach dies, mach das. Die negative Reaktion ist vorprogrammiert, das ist ein menschlicher Reflex, ein Schutzmechanismus, den wir bei Stress und Überforderung spüren“, so Anria Brandstätter: „Wenn wir uns aber mehr Empathie wünschen, empfehle ich, aus der Anspruchs- oder Erwartungshaltung rauszukommen, sich stattdessen offen zu zeigen und zu kommunizieren. So geben wir dem Gegenüber die Chance, uns zu sehen, zu verstehen und mit uns mitzufühlen. Das Fazit der Studie ist aufschlussreich und traurig zugleich. Weil zwei Drittel der Frauen mit ihren Freundinnen reden, aber offenbar nur ein Drittel der Befragten mit ihrem Partner. Gleichzeitig wünschen sie sich aber Einfühlungsvermögen von genau diesem Partner.“ 

Das können wir besser, oder? Oft sind es nur wenige, aber dafür essentielle Schritte zu mehr Empathie und gegenseitiger Unterstützung. Wie man in der Partnerschaft für mehr Verständnis für die wechsel-bedingte Achterbahn der Hormone sorgt, haben wir gemeinsam mit der Beziehungs-Expertin zusammengefasst: 

Gegenseitiges Verständnis: Empathie ist keine Einbahnstraße 

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Ein einfaches Beispiel dazu: Ein Kind kommt von der Schule nach Hause und schimpft, wieso es eine Banane in der Schule zur Jause mithatte, es will nie wieder Bananen mithaben. Als Elternteil können wir jetzt verärgert reagieren oder auch gekränkt sein, weil wir dem Kind mit den Vitaminen doch etwas Gutes tun wollten, und zu Hause isst es die doch schließlich auch. Wir können aber auch zuhören und fragen, was passiert ist. Vielleicht hat sich das Kind draufgesetzt und hatte Bananenmatsch an der Hose. Vielleicht haben die anderen Kinder böse Scherze gemacht, von wegen „du bist ein Affe“. Wenn wir die Geschichte kennen und wissen, wie und warum das Kind sich so fühlt, dann entwickeln wir Verständnis und Mitgefühl. Und dieses gilt für alle zwischenmenschliche Bereiche und Interaktionen, auch im Erwachsenenalter. „Walk a mile in my shoes“, heißt es so schön im Englischen. 

Grenzen setzen und den richtigen Zeitpunkt finden 

Laut Studie fürchtet fast jede zweite Frau, nicht ernst genommen zu werden oder Abwertung zu erfahren. Was also, wenn der Partner abblockt, sich sogar lustig macht? Dann liegt es an uns, wichtige Grenze zu wahren, indem man klar und deutlich sagt, was so eine Reaktion auslöst.  

„Wenn du zum Beispiel weißt, dass dein Mann ein Scherzkeks ist und ernste Sachen gerne überspielt, weil sie für ihn dann leichter verdaulich sind, dann kannst du entweder drüber hinweg sehen oder sogar mit ihm mitscherzen, um die Situation zu entschärfen“, meint Anria Brandstätter: „Hast du allerdings das Gefühl, hier werden Witze auf deine Kosten gemacht, dann sag direkt, dass dir das Thema wichtig ist und du darüber nicht scherzen möchtest, weil dich das verunsichert oder in die Verteidigungshaltung drängt. Du möchtest aber lieber offen mit ihm reden. Bleib auch bei diesen Sätzen möglichst ruhig, um nicht in einem Kampf zu landen.“  

Er blockt weiter ab? Dann ist die Frage nach einem besseren Zeitpunkt angebracht. Sehr oft liegt es am falschen Timing, dass ein Gespräch schief geht. Wichtige Themen sollten nie zwischen Tür und Angel und mit Terminen und Telefonaten im Hintergrund angegangen werden. Idealerweise sind alle Beteiligten entspannt. 

Klartext reden: Im Wechsel führt kein Weg daran vorbei 

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Wenn es um Intimität und Sexualität geht, kann das empathische Kommunizieren noch mal ein Eck schwieriger sein. Der einfachste, beste und wirkungsvollste Tipp dazu lautet: „Sag es einfach!“ Schon klar: Das sind jetzt große Worte, gelassen ausgesprochen – und trotzdem bewahrheiten sie sich immer. Oft wissen die Paare erschreckend wenig übereinander. Und das, was sie wissen, beruht häufig auf Annahmen. Also im Sinne von „Ich glaub, sie hatte Spaß“ oder „Ach, das würde er doch nie wollen.“ Es gibt also sehr viel Unausgesprochenes. Wenn wir nicht miteinander reden, bewegen wir uns ständig im Dunkeln. Wir haben keine Ahnung, was unser Partner will, und geben ihm auch gar keine Chance, uns und unsere Bedürfnisse wirklich zu sehen. Das Motto lautet: „Zeig dich – und du wirst gesehen!“  

Ein handfestes Beispiel: Wie erkläre ich meinem Partner, dass meine Scheidentrockenheit Wechsel-bedingt ist und ich ein längeres Vorspiel brauche? Brandstätter: „Um den Gedanken der fehlenden Empathie weiterzuspinnen: Vielleicht sieht der Mann in der Formulierung der Frau einen Anspruch, Vorwurf oder Befehl. In diesem Fall macht er ihr Thema zu seinem Thema und geht automatisch in die Flucht oder in den Gegenangriff. Wenn die Frau es aber schafft, offen von sich zu berichten, stehen die Chancen gut, dass der Partner bereit ist, zuzuhören.  

Idealerweise gibt die Frau ihm danach ebenfalls die Möglichkeit, sich zu zeigen. Sie kann ihn zum Beispiel fragen, was der Gedanke mit ihm macht, sich (wieder) mehr Zeit für das Vorspiel zu nehmen.  Vielleicht hat der Mann theoretisch gar kein Problem mit dem Wunsch. Aber er steht bei dem Gedanken plötzlich enorm unter Performance-Druck. Oder er hat Angst, dass er all die Jahre etwas falsch gemacht hat und sie jetzt erst unter dem „Vorwand“ des Wechsels mit der Sprache rausrückt. Oder vielleicht weiß er überhaupt nicht, was „Vorspiel“ für sie bedeutet und deshalb auch nicht, was genau sie jetzt von ihm will. All das kann man wunderbar besprechen.“ 

P.S.: Es gibt es auch für den Mann jede Menge gute Tipps, um wieder in die Lust zu kommen, wie zum Beispiel klassisches Beckenbodentraining und auch die Entlastung, dass er beim Vorspiel nicht die ganze Zeit eine steinharte Erektion braucht. Auch mit einem Glied auf Halbmast kann man wunderbar Intimität erleben. Sex ist nicht nur Penetration und niemals eine Menüabfolge. 

Selbstschutz: Die Empathie in gesunde Balance bringen 

Mitgefühl bedeutet, dass ich mit jemanden mit-fühle, also Gefühle und Bedürfnisse nachvollziehen kann. Es bedeutet aber nicht, dass ich FÜR diese Person fühle und ihre Gefühle zu meinen mache. Wenn wir also merken, dass das Problem unseres Gegenübers zu unserem eigenen Gefühl zu werden droht, dann ist das eine gute Gelegenheit, einen Moment innezuhalten und sich zu fragen: „Was brauche ICH denn gerade? Wieso geht mir dieses Thema so nahe? Und was kann ich für mich tun, damit es mir gut geht und ich der anderen Person auch wirklich helfen kann?“ 

Das klingt jetzt vielleicht sehr abstrakt, wird aber anhand dieses oft zitierten Beispiels klarer: Wenn es zu Turbulenzen im Flugzeug kommt, werden wir immer darauf hingewiesen, uns zuerst um unsere eigene Sicherheit und Sauerstoffmaske zu kümmern, ehe wir andere versorgen. Das ist in diesem Kontext nicht egoistisch, sondern sichert das Überleben. Denn wenn wir zuerst den Kindern oder Kranken und Schwachen die Maske aufsetzen würden, aber dann selbst in Ohnmacht fallen – wer würde sich dann um uns kümmern? Wenn wir allerdings gut versorgt sind, können wir vielleicht sogar sehr vielen Menschen mehr um uns herum helfen. Indem wir also auf uns achten und aufpassen, stellen wir sicher, dass wir auch andere unterstützen können.  

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