In der westlichen Welt ist die Menopause ist nach wie vor eher negativ behaftet. Mit dem Verlust der Fruchtbarkeit wird die Frau häufig nicht mehr als weiblich gesehen. Zudem nehmen die Wechselbeschwerden aufgrund des Lebensstils, den wir führen, zu. Wir versuchen, alles unter einen Hut zu bringen – Arbeit, Familie, Partner, Kinder. Das kostet immer mehr Energie. In Asien dagegen erlebt die Frau in den Wechseljahren ihren zweiten Frühling – wie der Phoenix, der aus der Asche steigt. Nach dem Wechsel erfährt die Frau einen höheren Stellenwert, weil ihre Lebenserfahrung geschätzt wird. Wechselbeschwerden werden nicht zuletzt dank dieser Sichtweise viel weniger als Beschwerden wahrgenommen. Treten Symptome auf, kann die Traditionell Chinesische Medizin (TCM) diese lindern. Sie kann sogar davor schützen. Für uns Frauen im Westen ist das eine gute Nachricht.
Wie Yin und Yang die Wechselsymptome beeinflussen
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Aus chinesischer Sicht entstehen Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen aus einer Imbalance von Yin und Yang. Die Lehre von Yin und Yang ist das Grundprinzip der TCM. Sie sind die zwei Gegensätze in uns. So wie Hitze und Kälte, Tag und Nacht oder oben und unten. Da eine wäre ohne das andere nicht existent.
Das Blut etwa wird dem Yin zugeteilt: Es ist nährend, reguliert die Temperatur und erdet uns. Das Blut ist im Leben einer Frau von großer Bedeutung. Man denke an die monatliche Blutung, Schwangerschaft, Geburt, aber auch an den Lebensstil der Frau als häufig arbeitende und haushaltsführende Person. Das raubt Energie und damit auch Blut. Viele Frauen rutschen deshalb in einen Blut- und Yin-Mangel. Zudem ist das Östrogen dem Yin zugeordnet. Sinkt sein Spiegel im Laufe der Wechseljahre ab, kommt es auch hier zu Mangelzuständen.
Yang hingegen ist die bewegende Kraft im Körper. Es verhilft zu Energie, Wärme und Bewegung. Da Frauen immer mehr Yin verbrauchen, kann es das Yang nicht mehr so gut erden. Dann wallt die Hitze nach oben und es kommt zu Schweißausbrüchen. Das ist im Prinzip nichts Krankhaftes – kein bösartiges Feuer –, sondern ein Versuch vom Körper, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wie ein Druckkochtopf, der irgendwann explodiert und dann tritt wieder Ruhe ein. Dieses Ungleichgewicht ist die Grundlage, auf der Wechseljahresbeschwerden entstehen. Ein Yang-Überschuss führt zudem zu Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Herzrasen.
Häufig sieht man aber auch eine Kombination aus Yin- und Yang-Mangel.
Die Diagnostik in der TCM
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Voraussetzung für die Wahl der Therapiemethode ist eine gute Anamnese. Dabei stehen nicht nur die Symptome im Vordergrund. Die Grundlage für eine Diagnose bilden neben den Symptomen auch die Krankheitsgeschichte, die Erfragung des Lebensstils, das äußere Erscheinungsbild sowie die Puls- und Zungendiagnostik.
- Äußeres Erscheinungsbild: Es wird von bestimmten Kriterien beurteilt. Etwa dem Geruch, dem Stimmklang und den Bewegungen der Patientin.
- Zungendiagnostik: Betrachtet werden Größte, Form, Farbe und Struktur der Zunge sowie der Zungenbelag.
- Pulsdiagnostik: Drei Pulspunkte am Handgelenk geben Aufschluss über die Zusammensetzung der Gewebe, der nährenden Flüssigkeiten und die aktive Energie.
Die fünf Behandlungsmethoden der TCM
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Nach der Diagnose stehen fünf Behandlungswege zur Verfügung: Kräuter, Akupunktur, Tuina, Qi Gong und Ernährung.
- Kräutertherapie: Es werden Pflanzenbestandteile wie Wurzeln, Blätter, Blüten und Samen, aber auch tierische Bestandteile wie Horn oder Muschelschalen zerrieben und zu Kräutergranulaten oder Dekokten (Kräuterauszügen) verarbeitet und in Folge getrunken.
- Akupunktur: Durch das Setzen von feinen Nadeln auf bestimmten Körperpunkten lassen sich Störungen im Energiefluss beheben. Es kommt zur Schmerzlinderung, zu einer Regulation der Muskelspannung, wirkt auf Hormonkreisläufe und durchflutungsfördernd und vieles mehr.
- Tuina: Bei der Massage werden mit speziellen Grifftechniken der Energie- und der Blutkreislauf angeregt.
- Qi Gong: Die Technik ist eine Kombination aus Atem-, Bewegungs- und Meditationsübungen und sorgt ebenso für einen besseren Energie- und Blutfluss.
- Ernährung: Die TCM-Ernährung beruht auf dem Prinzip der 5-Elemente Ernährung. Bei der Erstellung eines individuellen Ernährungsplans werden nicht nur die Lebensmittel an sich, sondern auch die Arten der Zubereitung berücksichtigt.
TCM-Therapien sind sehr individuell. Eine Allroundbehandlung gibt es in der chinesischen Medizin nicht. Gesucht wird nach der Wurzel des Problems.
Kann man TCM mit Hormonersatztherapie kombinieren?
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Für die chinesische Medizin gibt es keine Kontraindikationen. Sie kann auch zusätzlich zu bioidenten Hormonen angewendet werden oder auch generell bei anderen Beschwerden, unabhängig von der Menopause. Bei Patientinnen, die keine Hormone nehmen wollen oder dürfen, ist die TCM eine gute Therapiemöglichkeit, um Wechseljahresbeschwerden in den Griff bekommen zu können.
Autorin dieses Beitrags ist Dr. Corinna Berger-Gilli, Allgemeinmedizinerin im Trinicum mit Schwerpunkt TCM bei gynäkologischen Beschwerden.
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