Einen Artikel mit eigenen Erfahrungen zu beginnen ist nie gut, ich mache es trotzdem. Ich folge Yael Adler auf Instagram und liebe ihre verständliche Art, wie sie gesundheitliche Themen erklärt. Beim Thema Hautpflege hat sie mich derart gecatcht (das sagt man jetzt so), dass ich seit vier Wochen meine Haut nur mit Wasser und selten mit ganz milder Seife wasche, tagsüber Sonnenschutz verwende und abends mit einem Sheabutter-Stick einzelne trockene Stellen und die Augenpartie pflege. Sonst nix, und ich hatte noch nie eine schönere Haut – danke Dr. Adler dafür!
Und danke für das ausführliche Interview, in dem wir erfahren, was man tun kann, damit die Haut möglichst lange jung aussieht und wir uns vor dem Älterwerden nicht fürchten müssen. Die Hautärztin und Autorin mehrerer Bücher – das letzte Genial vital: Wer seinen Körper kennt, bleibt länger jung – hat eine Privatpraxis in Berlin und leitet mit einer Kollegin das Zentrum für Haut-, Venen- und Lasermediin in Berlin-Grunewald.
Wir werden immer älter – wie können wir uns möglichst lange jung in unserer Haut zu fühlen?
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Yael Adler: Man muss die Haut von innen und von außen betrachten. Man muss ihre Funktionen kennen, dann weiß man auch, wie man sie schützt und wie man sie bei der Reparatur und beim Aufbau unterstützt.
Das Wichtigste vorab: Verzichte auf Altersbeschleuniger! Dazu gehören Sonne, Zigaretten, Feinstaub, industriell verarbeitete Kost mit Transfetten, Zucker und zu viel Salz sowie Alkohol. Hingegen sollte man Ja sagen zu Ballaststoffen, buntem Gemüse und Obst, Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen. Auch Bewegung und grundgesunde Reize wie Sport, Sauna, Eisbaden und ähnliches kommen am Ende der Haut zugute.
Können wir uns jung essen?
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Yaell Adler: Man muss kein Veganer sein, aber auf den Speisezettel gehört überwiegend Pflanzenkost. Die bunten Pflanzenfarben schützen die Haut von innen. Lykopin, Betakarotin, Chlorophyll, Betanin und Epigallocatechin-Gallat bekommt man zum Beispiel aus Möhrensaft, Tomatenmark, Roter Bete, grünen Smoothies, Petersilie, grünen Blattgemüsen oder Matchapulver. Nüsse sind eine Art Superfood, ebenso fermentierte Kost, die die Darmflora anreichert. Auch lösliche Ballaststoffe in bitteren Salaten, Wurzeln und Gemüsen sind günstig.
Die Haut braucht Aufbaustoffe, dazu gehören auch gute Fette. Einfach ungesättigte Fettsäuren aus kaltgepressten Pflanzenölen, Omega-3-Fettsäuren aus Fischöl, Algenöl sowie in geringeren Mengen aus Leinöl, Rapsöl, Walnussöl, Hanfsamenöl und Chiasamen sind essentiell.
Auch Mikronährstoffe, die den Stoffwechsel der Haut und das Immunsystem unterstützen, sollten regelmäßig zugeführt werden. Präventionsmedizin kann hier helfen, indem man im Blut misst, was fehlt, und dies dann durch Nahrungsmittel oder Nahrungsergänzungsmittel ergänzt. Bei vielen Frauen fehlen Vitamin D mit K2, Omega-3-Fettsäuren, Zink und Selen, Biotin sowie Eisen. Auch die Schilddrüse sollte im Blick behalten werden, da sie sehr hautrelevant ist. Ein besonders wichtiger Faktor ist auch ausreichender Schlaf, am besten vor Mitternacht.
Und wie pflegen wir unsere Haut sinnvoll?
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Yaell Adler: Es gilt vor allem Entzündungen der Haut zu vermeiden. Das bedeutet auch eine minimalistische Pflege. Weniger ist mehr bei der Hautpflege. Große Flächen sollten mit warmem Wasser und einem Handtuch gereinigt werden. Selbst leichtes Make-up lässt sich so entfernen, außer Augen-Make-up, das mit Öl entfernt werden muss.
Eincremen sollte man nur die Stellen, die trocken sind und spannen, um Hautreizungen und Allergien zu vermeiden. Hautähnliche Lipide, wie sie in Dermamembran-Cremes oder unraffinierter kalt gepresster Sheabutter aus Afrika enthalten sind, eignen sich dafür am besten. Sie stabilisieren die Hautbarriere und reduzieren Entzündungen. Eine stabile Hautbarriere schützt auch vor Erregern und Allergien.
Zu den Hautschutzmechanismen gehören auch tote Hornzellen, die man daher nicht wegpeelen sollte, eine Fett-Eiweis-Schicht, die vor Austrocknung schützt, und das Mikrobiom, das am besten bei einem pH-Wert von 5 funktioniert. Dieser Säureschutzmantel hilft, schädliche Bakterien fernzuhalten und das Immunsystem zu trainieren.
Wie kann man sich vor altersbedingtem Hautkrebs schützen?
Yaell Adler: Am besten wäre es, sich nicht übermäßig bräunen zu wollen. Mein Credo ist meiden, kleiden, cremen, wenn es um die Sonne geht. Also die starke Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr meiden. In der Sonne sollte man Hut, Sonnenbrille und dicht gewebte, lockere Kleidung tragen. Und die Stellen, die man anders nicht schützen kann, mit hohem Schutzfaktor eincremen. Auch die Aufnahme von Betakarotin, Lycopin und anderen Pflanzenstoffen, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D und eine vielfältige Darmflora unterstützen nachweislich die Vorbeugung.
Das heißt, Hautkrebs kommt wesentlich von der Sonne?
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Yaell Adler: Vorrangig ja, aber es gibt noch weitere genetische Faktoren. Risikofaktoren sind zum Beispiel Hautkrebs in der Familie, Rothaarigkeit, Sommersprossen, viele Sonnenbrände in der Kindheit und viele atypische Leberflecken. Auch bestimmte Medikamente können Hautkrebs begünstigen. Je länger wir leben und je mehr wir in der Sonne waren, desto mehr Sonnenschäden können an lichtexponierten Arealen wie Gesicht, Dekolleté oder Handrücken auftreten, die zeitversetzt zu Hautkrebs führen können.
Wie sieht es mit grobporiger und schlaffer Haut aus – kann man auch hier helfen?
Yaell Adler: Grobporige Haut ist grobporig, weil die elastischen Fasern und Kollagenfasern die Poren nicht mehr zusammenhalten, wodurch sie weiter werden. Hautkollagen lässt sich stimulieren, indem man Hitze anwendet, zum Beispiel mit Laserverfahren, Radiofrequenzverfahren oder photodynamischer Therapie.
Es lohnt sich auch, eiweißreich zu essen, da die Haut zum Beispiel durch Kollagen, hydrolysiertes Kollagen oder Aminosäuren aufgebaut wird. Mindestens 1,3 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht verteilt auf drei Einzeldosen Mahlzeiten am Tag, in Kombination mit Vitamin C sind ideal. Auch andere Mikronährstoffe wie Eisen müssen ausreichend vorhanden sein, damit der Hautstoffwechsel optimal funktioniert.
Mit Hyaluronsäureinjektionen kann man die Haut aufpolstern, aber auch regenerieren. Es gibt unterschiedliche Konsistenzen und Arten der Hyaluronsäure. Durch Botox kann man mimische Falten reduzieren, allerdings auf Kosten einer vitalen Mimik. Kollagenstimulierende Fäden können für mehr Festigkeit sorgen, besonders am Hals. Auch chirurgische Methoden wie Oberlid- und Unterlidstraffungen oder Gesichtsstraffungen sind möglich.
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