Östrogen ist das wichtigste Sexualhormon der Frau. Es sorgt dafür, dass sich in der Pubertät die Geschlechtsmerkmale entwickeln, danach reguliert es den weiblichen Zyklus. Aber auch im männlichen Körper sind Östrogene wirksam – wenn auch in viel geringerer Menge. Beim Mann hält Östrogen etwa die Knochen stabil oder schützt die Blutgefäße.
Während Östrogen bei Frauen vor allem in den Eierstöcken produziert wird, wird es bei Männern hauptsächlich aus Testosteron umgewandelt. Die beiden Hormone sind einander sehr ähnlich: Ein Testosteron-Molekül besitzt nur um ein Kohlenstoffatom mehr als Östrogen. Darum ist es für das so genannte Aromataseenzym einfach, dieses eine Kohlenstoffatom abzuspalten und aus Testosteron Östrogen zu machen.
Der Östrogenspiegel beim Mann
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Ein Rückkopplungssystem stellt sicher, dass im Körper immer die richtige Menge der beiden Hormone vorhanden ist. Wird zu viel Testosteron in Östrogen umgewandelt, gibt die Hypophyse das Signal die Testosteronproduktion zu reduzieren – und umgekehrt.
Ein gesunder Östrogenwert liegt bei einem 40 bis 49-jährigen Mann etwa bei rund 25 pg/ml. Bei älteren Männern sinkt der Wert auf etwa 22 pg/ml. Und auch beim Mann kommt es zu unangenehmen Symptomen, wenn der Östrogenspiegel aus dem Gleichgewicht gerät.
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Anzeichen für einen zu hohen Östrogenspiegel sind:
- Eine niedrige Libido
- Erektile Dysfunktion
- Verlust an Muskelmasse
- Dafür Anstieg des Bauchfetts
- Müdigkeit
- Depressionen
Anzeichen für einen zu niedrigen Östrogenspiegel sind hingegen:
- Niedriger Blutdruck
- Ständiger Harndrang
- Gelenksbeschwerden
- Freudlosigkeit
- Ängstlichkeit
Die Rolle des Sexualhormon-bindenden Globulins
Das Zusammenspiel der Hormone ist sehr komplex. Neben dem Hormonspiegel spielt auch das Sexualhormon-bindende Globulin (SHGB) eine Rolle. Dieses bindet auch Testosteron und Östrogen, sodass sie dem Körper nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit zunehmendem Alter steigt der SHGB Spiegel an, was den Mangel an verfügbaren Hormonen verstärkt.
Höheres Krankheitsrisiko bei erhöhtem Östrogen
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- Eine Östrogendominanz (ein Östrogen-Überschuss) vermindert die Schilddrüsenfunktion und begünstigt die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol.
- Außerdem erhöht zu viel von Östrogen im männlichen Körper das Thromboserisiko und begünstigt die Entstehung von Krebs.
- Männer mit Übergewicht, Fettleber oder einer beginnenden Diabetes-Erkrankung sollten ihren Östrogenspiegel überprüfen lassen.
Auch Männer tun also gut daran, ihren Östrogenspiegel hin und wieder zu kontrollieren. Idealerweise wird bereits in jungen Jahren ein Basiswert ermittelt, der in den darauffolgenden Jahren als Vergleichswert herangezogen werden kann. Der Test erfolgt mittels einer einfachen Blutuntersuchung, allerdings werden bei Männern ein empfindlicherer Test angewendet als bei Frauen.
Wie sich der Östrogenspiegel regulieren lässt
- Ist der Wert zu hoch, wird ein so genannter Aromatasehemmer verschrieben. Dieser verringert die Funktion des Aromataseenzym, so dass kein oder weniger Testosteron in Östrogen umgewandelt wird.
- Ist der Wert zu niedrig, lässt sich der Östrogen- und der daran gekoppelte Testosteronwert am besten mit moderatem Ausdauersport anheben.
Welche Faktoren begünstigen zu hohe Östrogenwerte?
- Das Gewicht: Das Fettgewebe enthält Aromataseenzym, das Testosteron in Östrogen umwandelt. Je mehr Fettgewebe, desto mehr wird umgewandelt – und desto schneller nimmt man zu.
- Das Alter. Im Alter steigt die Produktion des Aromataseenzyms. Dadurch steigt der Östrogenspiegel. Die Testosteronproduktion sinkt dagegen –dies kann aber auch zu weniger Östrogen führen, weil eben nicht mehr so viel Testosteron da ist, das umgewandelt werden könnte.
- Ein gestörter Rückkopplungsmechanismus. Dieser regelt die Menge von Testosteron und Östrogen. Ist der Östrogenwert aber dauernd erhöht, kann das System gestört werden.
- Eine Testosteron-Ersatztherapie. Viele Männer nehmen Testosteron, etwa um die Libido anzukurbeln. Ein Zuviel des Männerhormons kann aber auch den Umwandlungsprozess in Gang setzen. Dann führt die Testosteron-Ersatztherapie zu einer Östrogendominanz.
- Xenoöstrogene. Das sind Chemikalien, die eine Östrogen-ähnliche Wirkung haben. Dazu zählen etwa
– Das Unkrautvernichtungsmittel Atrazin
– das in Sonnenschutz enthaltene 4-Methylbenzylidene camphor (4-MBC)
– der Nahrungsmittelkonservierungsstoff Butylated hydroxyanisole/BHA
– Chlor
– das Insektizid DDT
– das in Ölen, Schmiermitteln, Klebstoffen und Farben enthaltene Polychlorinated Biphenyle/PCBs
– Phthalaten (Weichmacher)
Diese Chemikalien sammeln sich über die Jahre hinweg im Fettgewebe an und entfalten dort ihre Wirkung.
- Phytoöstrogene. Diese sind in manchen Pflanzen – vor allem in Soja – enthalten. Allerdings werden Phytoöstrogene verstoffwechselt und wieder ausgeschieden. Daher sind sie weit weniger schädlich, als die oben genannten Xenoöstrogene.
Was bringt den Östrogen-Haushalt ins Gleichgewicht?
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Allen voran: ein gesunder Lebensstil! Zu viel Alkohol fördert Östrogen und das kann dafür sorgen, dass aus einem kleinen Bäuchlein kann eine richtige Wampe wird.
Achte auf die Nährstoffe, die du zu dir nimmst.
Folgende Nahrungsmittel beeinflussen den Östrogenspiegels positiv:
- Curcumin (hemmt das Aromataseenzym)
- Grüner Tee (hemmt ebenfalls das Aromataseenzym)
- Fischöl (verringert die Anzahl der Östrogenrezeptoren)
Lass die Finger von Produkten, die Xenoöstrogene enthalten
- Greife im Supermarkt zu naturbelassenen, unbehandelten Produkten
- Verwende natürliche Wasch- und Reinigungsmittel
- Achte auf die Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten
- Nimm für die Lagerung von Nahrungsmitteln Glas- statt Plastikbehälter
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