Kann man seinen Partner lieben, aber zugleich keine Lust auf Sex mit ihm spüren? Mutiert man von Mann und Frau über die Jahre tatsächlich zu Bruder und Schwester? Und vor allem: Ist dieser Zustand dauerhaft oder nur vorübergehend? Solche Fragen stellen sich Frauen in der Lebensmitte gerne – und suchen die Antwort zumeist am falschen Ort: Sie geben sich oft allein die Schuld daran, wenn die Libido in einer festen Partnerschaft lahmt und entwickeln in Folge Schuldgefühle, die zusätzlich blockieren.
Die sich verändernde Lust ist ein Thema, das viele Frauen ab den Wechseljahren beschäftigt. Wege zum Begehren, zur Vorfreude auf erotische Begegnungen verändern sich häufig, weiß Sexual- und Beziehungsexpertin Nicole Siller: An der Stelle erlaube ich mir aber vorab eines anzumerken: Egal welchem Alter – es ist ein Trugschluss zu denken, guter Sex passiert von ganz allein. Das tut er meistens nicht.
Gründe für weniger Lust am Sex
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Aber warum erleben wir gerade in den Wechseljahren so viele Veränderungen, die unsere Libido beeinflussen? Vor den Expertinnen-Tipps zur Besserung der Lage widmen wir uns zuerst der Ursachenforschung.
- Hormonelle Umstellung
Der sinkende Östrogenspiegel führt oft zu einer verminderten Durchblutung der Genitalien und einer geringeren Lubrikation, was zu Trockenheit und Schmerzen beim Sex führen kann. Auch der Testosteronspiegel, der für die Libido mitverantwortlich ist, nimmt ab.
- Körperliche Beschwerden
Hitzewallungen, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen oder Brain Fog können das Wohlbefinden und damit auch das sexuelle Verlangen maßgeblich beeinträchtigen. Gewichtszunahme und/oder andere körperliche Veränderungen knabbern zusätzlich am Selbstbewusstsein.
- Psychische und emotionale Faktoren
Auch Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen oder Ängste, die durch die hormonelle Umbruchsphase ausgelöst werden, verringern das Interesse an Sex. Stress in der Partnerschaft und/oder im Alltag spielt ebenfalls eine Rolle: Nicht selten sind Frauen in dieser Lebensphase mehrfach belastet, im Beruf, als Mutter und Pflegende für ältere Angehörige.
Die Macht der Hormone
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Was hilft? Die Hormon-Ersatztherapie (HET) oder der Einsatz von Phyto-Hormonen können viele Symptome der Wechseljahre maßgeblich lindern. Bei Frauen mit Libidoverlust wird manchmal auch eine Ersatztherapie mit Testosteron erwogen, sofern eine HET mit Östrogen/Progesteron allein nicht wirksam ist. Da es allerdings immer noch keine speziell für Frauen konzipierte zugelassene Testosteronpräparate auf dem Markt gibt, muss man sich bei der Verschreibung mit Individualrezepturen behelfen. Und gegen Trockenheit und Schmerzen beim Sex helfen Vaginalcremen und Gleitmittel aus Apotheke bzw. Drogeriemarkt.
Eine Wunderpille, die Lust macht?
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Allerdings: Noch gibt es keine Wunderpille, die den eigenen Partner auf Knopfdruck wieder begehrenswert erscheinen lässt und den Jagdtrieb in müden Löwinnen erweckt. In unserer Gesellschaft gibt es oftmals Erwartungen an gute Sexualität, die sich stark um männliche Bedürfnisse drehen, die sehr oft etwas mit ?Penis in Vagina? zu tun haben. Für viele Frauen ist die Penetration aber nur ein Teil des erotischen Kuchens, weiß Siller: In der Lebensmitte wird oft deutlich, dass die Lust auf das, was bisher sexuell erlebt wurde, nicht wirklich erfüllend war. Und eine reife Frau hat wenig Bedürfnis, weiterhin zu erleben, was sie nicht glücklich macht.
Deshalb hat Siller den erfolgreichen online-Kurs frauen.lust.wechseljahre entwickelt, zu dem zwölf Expertinnen aus unterschiedlichen Fachgebieten ihre Wissen beitragen. Vorab spendiert uns die Sexualberaterin aber noch ein paar praxiserprobte Tipps, die der Wiederentdeckung der Lust zuträglich sind.
Tipps für mehr Lust in den Wechseljahren
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- Offene Kommunikation
Frauen sagen nichts, Männer wissen nichts – diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen, so Siller: Wenn wir nicht miteinander reden, bewegen wir uns ständig im Dunkeln. Wir haben keine Ahnung, was unser Partner will, und geben ihm auch gar keine Chance, uns und unsere Bedürfnisse wirklich zu sehen.
- Glaubenssätze hinterfragen
Eine Beziehung ist nicht nur dann wertvoll, wenn man ständig kopulieren möchte. Deswegen hilft es, den Druck loszulassen, so sein zu müssen wie früher. Stattdessen kann es bereichernd sein, den eigenen Körper mit neuer Achtsamkeit wahrzunehmen und zu entdecken, was ihm jetzt guttut. Veränderungen sind natürlich – und mit Aufmerksamkeit und Neugier lassen sich neue Wege zur Lust finden.
- Kopfkino einschalten
Ein weiterer erfolgsträchtiger Weg ist die Wahl der Gedanken und die Fantasie. Ich rege gerne dazu an, sich selbst gedanklich immer wieder in erotischen Träumereien zu verlieren, bewusst erotische Literatur zu genießen oder auch mit dem Partner über Erotik und Sexualität zu sprechen, ohne dass es deswegen gleich zum Akt kommen muss.
- Körperwohlgefühl entwickeln
Ohne Lust auf sich selbst wird es mit der Lust auf den Partner schwieriger. Der eigene Körper will gespürt werden -– durch Bewegung, die Spaß macht, egal ob beim Tanzen in der Disco beim Schwitzen im Gym. Auch Verwöhnprogramme wie Massagen oder Wellness helfen dabei, sich selbst weder wahrzunehmen.
- Oft kommt die Lust erst durch das Tun: Viele Menschen berichten, dass sie nach langer Zeit ohne Intimität durch bewusste Berührung und Zärtlichkeit wieder Sinnlichkeit erleben. Es ist also ähnlich wie beim Sport: Der erste Schritt kostet Überwindung, die Aktivität kann ungewohnt oder anstrengend sein, doch hinterher fühlt man sich gut. Wer dranbleibt, wird belohnt.
- Enthaltsamkeit sorgt für Entspannung: Manchen meiner Klient:innen lege ich temporär sogar ein klassisches Sexverbot auf. Durch den bewussten Verzicht auf Koitus bekommen Kuscheln, Küssen und das gemeinsame Erleben von Nähe eine neue Wertigkeit. Ohne Druck kann man besser genießen.
Lust auf mehr Lust? Wie verlosen eine Teilnahme mit Start 31.3.2025 an frauen.lust.wechseljahre! Das Gewinnspiel funktioniert nach dem Prinzip first come, first serve unter dem Betreff Wechselweise an nicole.siller@lebendich.at. Einsendeschluss ist der 25. März 2025.
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