Die Menopause läutet eine neue Phase im Leben einer Frau ein. Und auch wenn der Weges zum neuen Ich nicht immer nur angenehm ist – einmal angekommen, bringt dieser Wechsel neue, intensive Erfahrungen mit sich: einen Perspektiven-Wechsel, der viele Frauen mit den Jahren selbstsicherer, bewusster und manche auch sexuell freier werden lässt. Es kann eine große Erleichterung sein, nicht mehr verhüten zu müssen oder mehr Zeit zu zweit ohne Organisationsaufwand oder Babysitter genießen zu können. Viele Frauen dürfen sich dann nehmen, was ihnen guttut.
Doch was tun, wenn die Bedürfnisse in der Partnerschaft auseinandergehen? Wenn sie will, aber er keine Lust hat? Eine Patentantwort gibt es leider nicht, aber doch verschiedene Anregungen, wie es gelingen kann, die Sexualität neu zu finden.
Zu allererst jedoch einmal drei Fakten, die vielen Menschen – oft unbewusst – im Weg stehen. Vielleicht finden sich hier schon Anregungen, die eigene Lust, die eigene Lebensfreude und mit ihr die Sexualität neu zu erforschen.
Auch Männer kommen in die Wechseljahre
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Auch wenn wir sie bei Männern selten so nennen: Auch der Körper des Mannes durchläuft Veränderungen. Stoffwechsel, Durchblutung, Hormonhaushalt, körperliche Belastbarkeit und Ausdauer unterliegen ganz natürlichen Alterungsprozessen. Wenn dann auch noch die Erektion nicht mehr so selbstverständlich, rasch, fest und lange hält, wie Mann es gewöhnt war, kann das durchaus im ersten Schritt zu Rückzug oder Krisen führen.
Doch dort muss man nicht verharren. Auch Männer sind sensible Wesen, und es gibt Mittel und Wege – etwa Sexualberatung, gezielte Körperübungen oder auch medizinische Unterstützung – die Sicherheit, Erregbarkeit und mit ihr die Standfestigkeit fördern. Wege, die nicht nur das Glied heben, sondern auch den Selbstwert des Mannes.
Mit den Jahren stehen viele Menschen unter Druck
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Weil das Leben viel gefordert hat. Beruflich oder familiär, durch gewollte oder unfreiwillige Veränderungen, durch Krisensituationen etc. Im Laufe des Lebens lernen wir, immer wieder neu mit Herausforderungen umzugehen. Doch wenn Regenerationsphasen, die auch der bewussten Neuausrichtung oder Feinjustierung dienen, zu kurz kamen, kann das einen gewissen Dauerstress bewirken oder auch zu einer Erschöpfung führen.
Druck, Stress und Erschöpfung killen die Lust oder bremsen sie zumindest.
Sprachlosigkeit steht im Weg
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Ein ganz wichtiger, wertvoller und trotzdem oft vernachlässigter Weg zu einem freudigen Miteinander und wohltuender Nähe ist gute Kommunikation. Leider passiert es zu oft, dass gerade in einer Liebesbeziehung zu viel zu selbstverständlich genommen wird und der bewusste Austausch auf der Strecke bleibt.
Nur weil jemand beispielsweise als junger Erwachsener gerne eng umschlungen eingeschlafen ist, heißt es nicht, dass er/sie das auch noch 30 Jahre später gerne tut. Wir entwickeln und entfalten uns ein Leben lang – aber bemerken wir Veränderungen an uns selbst und am Partner? Tauschen wir uns immer wieder wirklich wach, interessiert und neugierig aus? Wie ehrlich sind wir da?
Gerade in der Sexualität herrscht oft die größte Sprachlosigkeit. Es ist leider nicht selbstverständlich, dem Partner, dem intimsten Menschen, den wir haben, ehrlich zu zeigen oder zu sagen, wenn etwas nicht (mehr) passt.
Ich will sie/ihn ja nicht verletzen, höre ich immer wieder. Dabei könnte eine liebevolle, ehrliche und positiv formulierte Einladung zum Spiel ganz einfach zu dem führen, was sich letztlich beide wünschen. Nämlich zu einem lustvollen, spielerischen Miteinander. Fragen Sie sich: Was wird lieber verschwiegen, damit die Harmonie nicht gestört wird?
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Sprachlosigkeit führt leider oft zu einem Nebeneinander, zu einer unerwünschten Distanz. Dazu ist es ja auch manchmal recht bequem, den Partner eingeordnet zu haben, statt Wünsche und Entwicklungen immer wieder zu begleiten, zu hinterfragen oder gar zu fördern.
Wer sich nach echter Nähe sehnt, hat mit wertschätzender, ehrlicher Kommunikation und entspanntem Austausch eine jederzeit verfügbare Möglichkeit um erste Schritte zu setzen. Sehr hilfreich ist es auch, sich erst mal selbst ehrlich ein paar Fragen zu beantworten. Mit diesen fünf wertvollen Schritten kann es gelingen, sich selbst und dem Partner wieder lustvoll nahe zu kommen.
1. Bemühen Sie sich um ehrliche Bestandsaufnahme
Wo stehe ich, was wünsche ich mir, was fehlt mir jetzt? Körperliche und sexuelle Annäherung ist jederzeit, auch nach längerer Pause möglich. Es kann jedoch ein bisschen Zeit und viel Vertrauen brauchen. Außerdem Offenheit, Nähe und einen spielerischen Zugang. Fragen, die bei diesem Prozess unterstützen:
- Wie haben Sie Sexualität bisher erlebt? Was hat Ihnen gefallen, Sie erregt, wonach sehnen Sie sich jetzt, heute? Was wollten Sie schon immer mal wieder spüren?
- Gab es früher Rituale, auch Spielvarianten oder war es öfter dasselbe?
- Wer hat bisher die ersten Schritte gesetzt, auch die für Veränderungen?
- Was war schön, was weniger?
- Mehr Klarheit: Was wünsche ich mir – jetzt?
Versuchen Sie ehrlich, Ihre eigenen Bedürfnisse zu erspüren: Was vermissen Sie? Ist es das Begehrt werden? Die Zärtlichkeit? Das ehrliche Interesse an einander? Der Geschlechtsverkehr oder ganz etwas anderes? Wollen Sie wieder mal einfach richtig küssen oder ganz viel Hautkontakt? Wenn Sie selbst bewusster wahrnehmen, was Sie sich wünschen, können Sie sich viel klarer mitteilen. Wagen Sie ein Gespräch, halten Sie sich ihre Bedürfnisse vor Augen und erzählen Sie von ihren Wünschen, statt mit Vorwürfen weiterhin Nähe zu verhindern.
2. Schaffen Sie einen Rahmen für Annäherung
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Wenn sich beide wohlfühlen, ist viel mehr möglich. In welchen Situationen, bei welchen Gelegenheiten gelingt dies? Wann haben Sie Spaß miteinander oder teilen Genuss und Freude? Wann können Sie gut miteinander sprechen? Nützen Sie diese Momente, sie sind Ihre gemeinsame Wohlfühlzone.
Manche Paare reden am leichtesten über herausfordernde Themen, wenn sie gemeinsam unterwegs sind. Die einen lieben den Spaziergang, die anderen gemeinsame Autofahrten.
Wann haben Sie das letzte Mal gemeinsam etwas Neues erlebt? Vielleicht etwas, wo die Chancen gutstehen, dass es Ihnen beiden wirklich Freude bereitet? Ein spontaner Ausflug, eine liebevolle Überraschung, bewusst ungestörte Zeit zu zweit, was wünschen Sie sich? Setzen Sie erste Schritte in die gewünschte Richtung.
3. Bemühen Sie sich um die richtigen Worte
Liebevolle Ehrlichkeit kann heilen und Nähe schaffen. Vermeiden Sie Vorwürfe, erzählen Sie von sich und Ihren aktuellen Wünschen – das hebt die dickste Decke des Schweigens von Tabuthemen wie stockende Sexualität. Bemühen Sie sich um positive, klare Worte für den Partner. Und vor allem: Hören Sie zu!
TIPP: In Bewegung (etwa beim Spazierengehen) kommen Gespräche buchstäblich leichter in Gang, Nähe und Abstand ergeben sich ganz natürlich. Auf einem Sessel sitzen macht viele Menschen unruhig.
Auch wichtig: Auf Druck geht gar nichts. Das Motto lautet also: Zeit geben – und dranbleiben. Auch wenn wir uns im wahrsten Sinne des Wortes nackt machen mit unseren Sehnsüchten – respektieren Sie, dass der Partner Zeit brauchen kann, vielleicht Ängste hat oder erst mal verarbeiten muss, was er gerade gehört hat.
Wenn möglich, vereinbaren Sie immer wieder entspannt eine nächste Verabredung, quasi ein Date, das Raum für gelungenen Austausch und Freude lässt und in dem sich Annäherung und geteilte Freude entwickeln können. Welches gemeinsame Ziel haben Sie? Was könnte ein erster (vielleicht kleiner) Schritt in die richtige Richtung sein? Was können und wollen Sie selbst dazu beitragen?
4. Respektieren und entdecken Sie Veränderungen
Unser Körper, unser Geschmack, unsere Vorlieben, egal ob Mode, Essen, Freizeitgestaltung, Musik, unser Freundeskreis und eben auch unsere Sexualität verändern sich ein ganzes Leben lang. Ob durch neue Aufgaben, Umzüge, Hormonumstellungen, Stress oder Krankheiten, es gibt vielfältige Gründe, warum wir mit 55 nicht mehr dieselbe sind, nicht mehr dasselbe lieben, wie mit 20.
Manchmal sind wir erotisch bzw. sexuell auch aus der Übung oder haben Angst vor Enttäuschung. Wenn wir das, was wir jetzt an Sinnlichkeit, Erotik, an Berührungen und Sexualität gerne hätten, immer mit damals vergleichen, als vielleicht noch alles durch intensive Hormonausschüttungen wie von selbst gelaufen ist, ist das wirklich kontraproduktiv. Es hilft, anzuerkennen Schön, dass es so war. Jetzt ist es eben anders. Was tut Ihnen, tut Ihnen beiden heute gut?
Wenn Sie nur daran denken, dass Sie jetzt vielleicht ein paar Falten oder Speckröllchen mehr haben, sehen Sie nur den Mangel. Wie wäre es mit einem Perspektiven-Wechsel?
Mein Forschungsauftrag an Sie:
- Was gefällt Ihnen an sich, an Ihrem Wesen, Ihrem Körper?
- Was mögen Sie heute an Ihrem Partner und seinem Körper, seinem Wesen?
Es gibt gar nicht wenige Frauen, die durch oder nach der Menopause ihre Lust intensiver und lustvoll neu entdecken.
5. Definieren Sie gute Sexualität für beide neu
Hier weiten wir den Forschungsauftrag weiter aus! Nehmen Sie sich Zeit für sich, aber auch gemeinsam und entdecken Sie:
- Was gibt es für Sie und auch für Sie beide heute zu genießen, zu erkunden? Was möchte Ihr/sein Körper jetzt?
- Darf Sexualität heute ganz anders sein als früher? Was alles macht Ihnen sinnliche Freuden? Was genießen Sie heute vielleicht sogar besonders intensiv?
- Wie könnten Sie sich selbst wieder als lustvolles oder begehrtes Wesen entdecken? Was könnte Ihr Partner dazu beitragen, was wünschen Sie sich von ihm?
Wenn Sie alleine nicht weiterkommen, können Medizin, Sexualberatung oder psychologische Beratung helfen.
Fazit
Es gibt viele Möglichkeiten, Erotik, Sinnlichkeit, Verführung, Lust und Erregung zu genießen. Denn Sex ist viel mehr als einfach nur Geschlechtsverkehr, ein rasches, zielgerichtetes Vorspiel zum Geschlechtsverkehr oder ein Orgasmus.
Wenn Sie Lust haben, machen Sie sich jetzt freudig und neugierig auf den Weg, gönnen Sie sich intime Möglichkeiten der Kommunikation. Genießen Sie Ihr Spiel der Sinne ganz in Ihrem Tempo, nach Ihren Sehnsüchten und Wünschen. Gutes Gelingen!
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