Hitzewallungen und Schlafstörungen sind nicht die einzigen Symptome, unter denen Frauen in der Perimenopause häufig leiden. 20 bis 45% der Frauen entwickeln zusätzlich oder nur ein sogenanntes urogenitales Menopausen-Syndrom mit Trockenheit, Brennen und Irritationen im Genitalbereich, mangelnder Feuchtigkeit und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie Harndrang und wiederkehrenden Blasenentzündungen.
Im Gegensatz zu den anderen häufigen klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen nimmt diese von Medizinern auch vulvovaginale Atrophie genannte Begleiterscheinung der Hormonumstellung mit den Jahren zu. Das heißt konkret: Grundsätzlich sind früher oder später alle Frauen nach der Menopause davon betroffen, wobei die Beschwerden und der Leidensdruck naturgemäß unterschiedlich sein können.
Was bedeutet vulvovaginale Atrophie?
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Sogar von gynäkologischen Fachgesellschaften wurde die vaginale Atrophie jahrelang geradezu ignoriert oder als zu ertragendes Schicksal älterer Frauen angesehen. Oft wird statt dem Begriff vulvovaginale Atrophie auch der etwas irreführende Ausdruck Scheidentrockenheit verwendet.
Der schleichende Prozess wird durch den Östrogenmangel ab den Wechseljahren verursacht und zeigt sich vor allem als Ausdünnung der Schleimhaut am Scheideneingang. Dort gibt es einen Bereich, der sehr empfindlich auf den Hormonmangel reagiert, weil er mit besonders vielen Andockstellen für Sexualhormone besetzt ist. Die Aktivität der Drüsen, die insbesondere beim Geschlechtsverkehr für ausreichend Flüssigkeit sorgen, lässt nach.
Die vaginale Atrophie zeigt sich durch Brennen, Juckreiz und auch Schmerzen beim Sex – und wird wie schon erwähnt mit den Jahren nicht besser, sondern schlechter.
- Die Haut wird noch dünner und empfindlicher, die Vagina verliert an Elastizität, was zu Schmerzempfindlichkeit und Irritationen beim Geschlechtsverkehr führt.
- Zusätzlich ändert sich der pH-Wert in der Scheide: Er wird alkalischer, weshalb sich hier dann leichter schädliche Keime ansiedeln. Die Zahl der wichtigen Milchsäurebakterien (Laktobazillen) wird gleichzeitig weniger.
Die Folge: Jeder sexuelle Kontakt birgt die Möglichkeit einer Infektion, die sich bei verändertem Scheidenmilieu leichter ausbreiten kann. Dies betrifft nicht nur die Scheide selbst, sondern auch die Harnröhre und deren Öffnung. Neben vermehrten Scheideninfektionen leiden Frauen auch deutlich häufiger unter Blasenentzündungen und/oder einem verstärkten Harndrang.
Prinzipiell können solche Beschwerden Frauen aller Altersstufen betreffen, doch spielen sie in der Peri- und Postmenopause eine herausragende Rolle. International hat sich seit 2014 übrigens der Begriff genitourinary syndrome of menopause (GSM) also urogenitales Menopause-Syndrom für die Vielzahl an Beschwerden durchgesetzt, die mit der vaginalen Atrophie zusammenhängen.
Vulvovaginale Atrophie: unterschätzt und untertherapiert
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Dass die vulvovaginale Atrophie (VVA) unterschätzt und unterbehandelt wird, zeigt die Europäische Vulvovaginale Epidemiologie-Studie (EVES), deren Ergebnisse 2018 veröffentlich wurden: Bei 90% der rund 2.160 postmenopausalen Frauen, die darin untersucht worden waren, zeigten sich vulvovaginale Atrophie-Symptome. Die betroffenen Frauen bewerteten ihre Lebensqualität schlechter als Frauen ohne VVA. Eine weitere Umfrage unter 1.859 menopausalen Frauen ergab, dass lediglich 50 % der Betroffenen ihre Beschwerden je behandelt haben.
Das zeigt deutlich, dass die Beschwerden häufig sind und viele Frauen keine Therapie erhalten – u.a. auch deshalb, weil sie zu wenig darüber Bescheid wissen und auch nicht bei den gynäkologischen Vorsorgeterminen darüber aufgeklärt werden.
Gibt es weitere Ursachen für Scheidentrockenheit?
Scheidentrockenheit kann Frauen in jedem Alter betreffen. Hauptursache ist wie erwähnt die abnehmende Hormonproduktion in den Wechseljahren. Weitere mögliche Auslöser sind Operationen an der Gebärmutter und den Eierstöcken, die Stillzeit, die Pille, Hormonschwankungen, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, metabolisches Syndrom, Multiple Sklerose (MS), Sjögren-Syndrom, Endometriose, einige Medikamente (Antihormontherapie, Antiöstrogene in der Brustkrebstherapie, Chemotherapie, Antidepressiva), Bestrahlungstherapie bei Tumorerkrankungen, Ängste, Stress, psychische Belastungen, Alkohol oder Nikotin, und nicht zuletzt auch übertriebene Intimhygiene.
Das urogenitale Menopause-Syndrom ist gut zu behandeln
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Die gute Nachricht ist: Die Beschwerden lassen sich in den vielen Fällen sehr gut behandeln bzw. sogar verhindern. Dafür werden gerne vaginale Pflegecremes angeboten, die aber nur in wenigen Fällen langfristig Besserung bringen. Die wirklich wirksame Therapie besteht aus Östriol-haltigen Gels bzw. Salben und Scheidenzäpfchen. Das lokal aufgetragene Östriol/Estriol fördert die Gefäßversorgung und Durchblutung des Scheidengewebes, und auch die Vaginalflora profitiert davon. Eine weitere Möglichkeit ist die Einlage eines Rings, der für drei Monate in der Scheide verbleibt und täglich ganz geringe Estradiolmengen abgibt.
Lokale Hormontherapie mit Östriol
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All diese Präparate sind rezeptpflichtig, auch wenn die darin enthaltene Hormondosis sehr gering ist. Die lokale Form der Hormontherapie wirkt praktisch ausschließlich lokal, also an Ort und Stelle in der Vagina, an Schamlippen und Harnröhre/Blase, weshalb es auch zu keinem nennenswerten Effekt auf den restlichen Körper kommt. Dennoch gilt es als heikel, diese Präparate zum Beispiel bei Brustkrebs-Patientinnen anzuwenden. In einer Beobachtungsstudie wurde allerdings gezeigt, dass Patientinnen mit Brustkrebstherapie beim Einsatz von niedrigdosiertem Östrogen über 3,5 Jahre kein erhöhtes Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors aufwiesen. Natürlich muss eine lokale Hormontherapie in diesem Fall individuell mit den behandelnden Ärzten abgesprochen werden.
Hormonfreie Präparate zum Befeuchten – Cremes, Gele oder Vaginalzäpfchen – sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Als Wirkstoffe werden vor allem Glycerol (Glycerin) oder Hyaluronsäure verwendet, sie eignen sich auch für Frauen, die keine Hormone erhalten können oder wollen.
Frauen, die eine generelle Hormonersatztherapie (Östradiol + Progesteron) aufgrund von starken Wechseljahrbeschwerden erhalten, haben seltener Probleme im Bereich der Scheide und Vulva. Aber auch bei ihnen ist eine zusätzliche lokale Therapie gelegentlich notwendig.
Zu bedenken ist immer: Die lokale Hormonanwendung im Intimbereich ist eine Dauertherapie. Denn sobald die Anwendung unterbrochen wird, treten die Beschwerden wieder auf. Nach aktuellem Wissensstand spricht aber nichts dagegen, die Therapie langfristig fortzuführen.
Weiterlesen: Bioidente Hormonersatztherapie: Was du dazu wissen solltest
Was bringt die Lasertherapie in der Scheide?
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Vor allem für Frauen mit einem Brustkrebsrisiko stellt die CO2-Lasertherapie eine gute Alternative zur hormonellen Behandlung des urogenitalen Menopause-Syndroms dar. Die Laserbehandlung ist ein relativ schmerzloses Verfahren, bei dem die obersten Zellen der Schleimhaut angeregt werden, sich vermehrt zu teilen und mehr Feuchtigkeit zu produzieren. Eine deutliche Linderung der Beschwerden zeigt sich meist schon nach der ersten Anwendung. Der Effekt nach drei bis vier Sitzungen im Abstand von vier bis sechs Wochen hält etwa ein Jahr an und sollte dann einmalig wiederholt werden.
Harnwegsinfekte in der Menopause: Das hilft bei Blasenentzündung
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Ein typisches Symptom des Urogenitalen Menopause-Syndroms ist eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfekte und dadurch häufig wiederkehrende Blasenentzündungen. Antibiotika lösen das Problem meist nur kurz und viele Frauen verzichten in der Folge sogar auf Sex, um nicht ständig damit konfrontiert zu sein. Die Wirksamkeit der lokalen Östradiol-Therapie ist auch in diesem Fall durch Studien bewiesen. Im Akutfall und auch zur Vorbeugung haben sich übrigens auch natürliche bzw. pflanzliche Präparate und die Impfung bewährt.
Hier ein kurzer Überblick über die 5 effektivsten, nicht-hormonellen Maßnahmen gegen Harnwegsinfekte in den Wechseljahren:
- D-Mannose: Diese Zuckerart ist in mehreren Präparaten enthalten und verhindert eine Anhaftung von Bakterien in der Schleimhaut der Harnröhre. Die tägliche Einnahme von D-Mannose über einen Zeitraum von sechs Monaten reduziert die Häufigkeit von Harnwegsinfekten ähnlich wie eine Langzeitprophylaxe mit Antibiotika.
- Meerrettichwurzelextrakt und Kapuzinerkresse: Das Kombipräparat eignet sich auch für eine längere Therapiedauer, es sollte aber beim Essen eingenommen werden, da es sonst eventuell zu Magen-Darm-Beschwerden führt.
- Rosmarin, Liebstöckel und Tausendgüldenkraut: Rosmarin wird in der Naturheilkunde seit jeher zur Anregung des Gallen- und Harnflusses verwendet und wirkt zusätzlich krampflösend und schmerzlindernd. Wirkstoffe aus der Liebstöckelwurzel werden vor allem wegen ihres harntreibenden und krampflösenden Effekts geschätzt. Tausendgüldenkraut findet wegen seiner krampflösenden und entzündungshemmenden Wirkung traditionell bei Erkrankungen des Harntraktes Anwendung.
- Bärentraubenblätter: Sie gibt es in Reinform als Tee oder als Dragees und in Mischpräparaten in der Apotheke. Die meisten Hersteller empfehlen, das Produkt nicht länger fünf bis sieben Tage und höchstens 5 x im Jahr einzunehmen. Die Präparate dürfen nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden.
- Impfung: Die Impfung besteht aus inaktivierten Bakterien jener Gattungen, die häufig Harnwegsinfekte hervorrufen. Die Basis-Impfung besteht aus drei Injektionen im Abstand von ein bis zwei Wochen und einer Auffrischungsimpfung nach einem Jahr. Rund 50–70 % der betroffen Frauen merken eine Besserung der Infekte durch die Impfung.
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